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Interviews

PowderPeople | Makenzie Robson

Ein Interview mit der Gründerin von "Summit Skischool and Guiding" in Japan.

von Klara Stang 31.10.2024
Jojo und ich haben die Wintersaison 2023/24 zum Skifahren in Furano, Japan, verbracht. Als Skitechnikerinnen haben wir für "Summit Skischool und Guiding" gearbeitet. Makenzie Robson und Jac Phillips haben Summit vor vier Jahren gegründet. Wir haben im Frühling 2024 mit Mak darüber gesprochen, wie alles begann.

Klara: Hey, Mak, danke, dass du dir heute Zeit genommen hast. Zuerst wollen wir dich ein bisschen kennenlernen. Du und Jac habt die “Summit Ski School und Guiding” gegründet. Ihr habt Standorte in Furano und in Niseko - Japan. Erzähl uns ein wenig von deiner Geschichte und wie du hierher gekommen bist. Du kommst ursprünglich aus England. Wie bist du zum Skifahren gekommen? England ist ja nicht gerade für seine Skitradition bekannt.

Makanzie: Ist es nicht? Nein (lacht). Als ich jünger war, sind meine Familie und ich oft für eine, zwei oder sogar drei Wochen ins Flugzeug gestiegen, um gemeinsam Skiurlaub zu machen. Und ich schätze, ich habe eine wirklich große Familie. Es war also schön, dass wir alle zusammen gefahren sind und so habe ich wohl mit dem Skifahren angefangen.

Klara: Das klingt nach einem coolen Familientreffen! Wann hast du den Entschluss gefasst, professionelle Skilehrerin zu werden?

Makanzie: Ich wollte nie wirklich einen traditionellen Job machen. Ich habe es versucht und es hat einfach nicht funktioniert. Also bin ich nach St. Anton gegangen und habe einen Job als Kindermädchen angenommen und... ich weiß, vertrau mir nicht mit deinen Kindern (lacht)! Und als ich dort war, lernte ich Jac und andere Freunde kennen. Sie waren bereits Skilehrer, und ich wusste, das ist es, was ich machen will! Am Ende der Saison meldeten mein Freund und ich uns dann für den Skilehrer-Anwärter-Kurs an. Und ja, das war der Anfang von allem. In den folgenden Jahren machte ich den Landeslehrer (Stufe 3) und schließlich den Alpinkurs. Ich habe einfach weitergemacht. Je höher man kam, desto besser wurde natürlich die Bezahlung, und man wurde auch besser im Skifahren und bekam bessere Kunden. Das waren etwa drei Saisons. Danach haben Jac und ich beschlossen, dass wir zum Skifahren nach Neuseeland gehen wollen.

Klara: Neuseeland? Auch spannend! Und was dann, wann warst du das erste Mal in Japan?

Makanzie: Das war nach Neuseeland! Ich erinnere mich, dass ich in meinem letzten Jahr in Österreich mit Jac, Adam und Ian in einem Raum saß und wir alle das Salomon Freeski Video anschauten, das in Rusutsu gefilmt wurde, und einfach dachten: "Oh mein Gott, das ist das Verrückteste überhaupt, wir müssen nach Japan gehen!” Also schlossen wir auf der Stelle einen Pakt. Ich, die drei Jungs, und ja, nach Neuseeland machten Jac, Ian und ich uns auf den Weg nach Japan. Adam folgte ein Jahr später, das war's dann.

Klara: Okay, du hast also zunächst hier in Japan auch Saisonarbeit gemacht? 

Makanzie: Ja. Ich habe vier Jahre lang für Skischulen und Bergführeragenturen in Niseko gearbeitet. In dieser Zeit haben wir unser Wissen erweitert und gelernt, was in der Gegend alles geht und versucht, so viel Erfahrung und Abfahrten wie möglich zu sammeln. Wir mieteten ein Auto von einem Typen namens Dodgy Yoshi (lacht). Er ist so etwas wie ein “Charakter” in Niseko, von dem jeder sein Auto bekommt. Wir gingen also zu Dodgy Yoshi, holten uns ein Auto und fuhren ins Zentrum Hokkaidos. Wir sind zum Daisetsuzan-Nationalpark gefahren, haben einen Tag in Furano verbracht und sind dann rüber nach Asahi Dake gefahren. Einfach vier oder fünf Tage. Auf dem Rückweg nach Niseko dachten wir über unsere Erfahrungen in Zentral-Hokkaido nach und wollten unbedingt wieder dorthin. Und dann, am Ende der Saison, nahmen wir einen Van und fuhren zurück, campen einen Monat lang in Fukiage Onsen (Zentral-Hokkaido) und fuhren jeden Tag Ski und waren jeden Abend im Onsen (heißen Quelle).

Klara: Das klingt nach einer so guten Zeit. Wann hast du bzw. Ihr dann die Idee gefasst, eure eigene Skischule zu gründen?

Makanzie: Ich erinnere mich, dass ich, als ich meinen Level 1 Instruktor gemacht habe, nach einem Weg gesucht habe, wie ich eine Skischule in Österreich eröffnen könnte. Aber es ist so schwierig, weil alles deutsch ist. Ich meine, natürlich ist das Skifahren auch schwierig, aber für mich war das Hauptproblem die Sprache. Und ich weiß noch, wie ich dachte, wie kann ich eine Schule eröffnen, ohne Deutsch zu sprechen? Und ich hatte nie wirklich eine Idee, wie ich das machen könnte. Als ich dann nach Japan kam, brauchte ich natürlich nicht unbedingt Deutsch als Sprache. Jac und ich sprachen immer wieder davon, eine Skischule zu gründen – so nach dem Motto: "Eines Tages werden wir unser eigenes Skiunternehmen haben." Ich erinnere mich, dass wir, als wir nach Neuseeland gingen, dachten: "Das ist der Ort, an dem wir sein wollen." Das Problem war nur, dass es dort keinen Schnee gab. In Japan jedoch entschieden wir: "Das ist es!"

Klara: Anstatt mit Deutsch hast du also jetzt mit Japanisch zu kämpfen?

Makanzie: Ja (lacht)! Aber ich glaube, mein Japanisch ist besser, als mein Deutsch jemals war.

Klara: Ok, lass uns jetzt über das Guiding und deine Ski- und Guiding Schule sprechen: “Summit”. Das Führen hier ist ein bisschen anders als an anderen Orten auf der Welt. Hier gibt es keine offiziellen Lizenzen, die man braucht, um sich “Guide” zu nennen. Welche Erfahrungen hast du hier gemacht und wie hast du dein Vertrauen für das Guiding hier bekommen?

Makanzie: Ich denke, es geht vor allem um die Qualifikationen. Offensichtlich gibt es einen internationalen Standard für die Qualifikation von TourenführerInnen, was ich für sehr wichtig halte. Als Jac und ich nach Japan kamen und in der ersten Saison noch nicht als Guides tätig waren, wollten wir sicherstellen, dass wir in der nächsten Saison diese Qualifikationen haben. Also begannen wir, das kanadische System für Lawinen Sicherheit zu durchlaufen, und machten den ersten Kurs mit Emily Grady, die auch einen großen Teil des Lehrplans schreibt, was wirklich cool war. Zusammen mit der Erfahrung und den Erkundungen, die wir gemacht hatten, gab uns das wohl das Selbstvertrauen, mit den Leuten ins Gelände zu gehen. Aber das Gelände hier ist auch ein bisschen entspannter. Es gibt eine Menge Bäume. Es ist nicht so steil. Ich meine, natürlich gibt es diese Steilwände. Aber im Allgemeinen ist das Gelände sanfter, vor allem an Orten wie Niseko. Außerdem herrschen in Japan konstant kalte Temperaturen. Das heißt, es gibt keine Temperaturschwankungen wie in Europa, was auch zur Stabilität der Schneedecke beiträgt. Dieses Jahr war allerdings ein bisschen anders. Wir hatten einige frühe Gleitrisse in Furano. Mit den anhaltenden Auswirkungen der globalen Erwärmung ändern sich die Dinge. Vor allem jetzt, wo wir in den Frühling kommen, zählt dieses Argument nicht mehr. Das ist die Zeit, in der in Japan die meisten Lawinen abgehen.

Klara: Nach all den Jahren der Erfahrung hier haben du und Jac also beschlossen, Summit zu gründen. Was ist die Idee von Summit für dich, was ist eure Vision?

Makanzie: Ich denke, unsere Vision war es, hochwertige Skikurse mit starken LehrerInnen anzubieten. Und einfach ein ganzes Produkt zu liefern. Guter Schnee, professionelle SkilehrerInnen und eine sichere und lustige Führung. Und dann kam letztes Jahr der Verleih dazu.

Ich denke, die Vision von Summit ist es, allen Bedürfnissen gerecht zu werden und dafür zu sorgen, dass unsere Kunden das bestmögliche Erlebnis haben, fast wie ein maßgeschneidertes Paket. Weißt du, ich bin wirklich bereit, mehr für die Leute zu tun als nur das Nötigste, denn wenn sie in den Urlaub fahren, viel Geld ausgeben und meilenweit von zu Hause entfernt sind, verdienen sie es, bestmöglich betreut zu werden. Oft wissen sie nicht, wohin sie gehen, wo sie essen oder welche die besten Abfahrten sind. Und wir helfen dabei, all dies zu bieten.

Klara: Und du hast endlich auch einen Job, nicht im Büro, sondern draußen in den Bergen!

Makanzie: Ja!

Klara: Eine Frage noch: Was denkst du, wie sehr wird sich Furano in den nächsten zehn Jahren verändern?

Makanzie: Gott, ich habe solche Angst. Das ist wirklich nervenaufreibend für mich. Ich bin aufgeregt, aber ich bin auch nervös. Ich glaube, es wird sich eine Menge ändern. Ich meine, ihr könnt ja schon sehen, dass es eine Menge neuer Infrastrukturen gibt. Es war ziemlich viel los in dieser Saison. Ich war ein bisschen überwältigt, wie viel los war in dieser Saison. Aber offensichtlich wird es zu einem neuen Hotspot, und es ist wirklich schön, dass die Lifte noch ruhig sind. Aber ich denke auch, dass die Stadt sehr gute Arbeit bei der Bewältigung des Zustroms leistet. Sie hat bestimmte Vorschriften erlassen, die dem Tourismus entgegenkommen, aber auch nicht dazu führen, dass alle EinwohnerInnen wegziehen, denn das, was alle an Furano lieben, ist, dass es immer noch Japan ist. Niseko hat das irgendwie verloren. Man kann hier sein und sich wie in einer japanischen Stadt in den Bergen fühlen. Es gibt großartige Restaurants, und man trifft viele Einheimische. Jeder spricht mit dir auf Japanisch, in den Läden, in den Restaurants und wo immer du hingehst. Es wird sich also einiges ändern, aber ich glaube und hoffe, dass es auf die richtige Art und Weise geschehen wird. Und ich möchte wirklich ein Teil dieser Entwicklung sein, denn dies ist meine Heimat und ich liebe sie.

Klara: Danke, Mak, für deine Zeit und vielleicht bis zu nächsten Mal in Japan!

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