Freeriden, also das Skifahren im freien Gelände, liegt voll im Trend. Damit steigt wohl die Gefahr solcher UnglĂĽcke wie am Hochgrat vom 18.2.09.Â
Martin Engler: In der Tat gibt es immer mehr gute Skifahrer, die abseits der Pisten ihren Spaß haben wollen. Das technische Können ist deutlich gestiegen. Man kann inzwischen von einem wahren Wettlauf sprechen. Jeder will als Erster unberührte Hänge befahren. Dem Schnee wird nicht genug Zeit gegeben, sich zu setzen. Wenn ich ein, zwei Tage warte, bis die Verhältnisse sicherer sind, dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass ich verspurtes Gelände vorfinde.
Mir ist aufgefallen, dass sich in den vergangenen Tagen Tourengeher stark zurĂĽckgehalten haben. Im krassen Gegensatz zu den Variantenfahrern. AuĂźenstehenden ist absolut unverständlich, wie man sich wegen einer Tiefschneeabfahrt in Lebensgefahr begeben kann.Â
Martin Engler: Das Ganze hat auf jeden Fall einen hohen Suchtfaktor, wie ich aus eigener Erfahrung weiĂź. Der Lustgewinn bei einer Abfahrt in frischem Pulverschnee ist sehr groĂź, der Verzicht ist mit einem starken inneren Konflikt verbunden.Â
Ich kann ein Lied davon singen. Was empfehlen Sie suchtgefährdeten Mitmenschen?
Martin Engler: Man muss sein Verhalten ganz bewusst reduzieren. Man spricht von Risikomanagement. Das fängt schon bei der Auswahl des Skigebiets an. Ich suche mir bei prekären Verhältnissen, wie sie in der letzten Zeit häufig herrschten, Hänge aus, die nicht so steil und nicht so lang sind. Und wichtig ist die Frage, ob das Gelände regelmäßig und viel befahren wird. Letzteres wirkt sich positiv auf den Schneedeckenaufbau aus. Es gibt Hänge, die auch bei Lawinenwarnstufe vier unbedenklich sind und in denen man seinen Spaß haben kann.