Zum Inhalt springen

This page is also available in English.

Zur Powderguide-Startseite Zur Powderguide-Startseite
Materialtests

Materialtest | Black Diamond Saga 40 Jetforce Lawinenairbag

Neuartiger Lawinenrucksack für materialintensive Unternehmungen

03.02.2017 von Lorenzo Rieg
Mit dem Jetforce Airbag System haben die beiden Firmen Black Diamond und Pieps das erste Lawinenairbagsystem entwickelt, welches anstatt mit Druckluft bzw. Gas durch eine Düse befüllt wird. Diese wird von einem wieder aufladbaren, elektronischen System angetrieben, was einige Vorteile mit sich bringt.

Der erste Eindruck ganz kurz: Groß, rot und schwer. Da der Rucksack kein, wie es für die Größe eigentlich üblich wäre, richtiger Toploader mit Deckel ist, wirkt er zunächst größer als er ist, allerdings müssen 40l Volumen natürlich auch irgendwo hin. Zudem ist er, auch für einen Lawinenairbagrucksack, eher schwer. Die Verarbeitung ist dafür sehr gut. Dasselbe gilt auch für die Ausstattung. So ist der Rucksack nicht nur mit dem recht aufwändigen „Swing-Arm" Tragesystem ausgestattet, bei dem die Schultergurte nicht fest vernäht, sondern „gleitend" angebracht sind. Der Saga 40 verfügt zudem über zwei Zugangsmöglichkeiten zum Hauptfach, nämlich oben oder über das Rückenteil. Natürlich hat der Rucksack ein Fach für die Lawinenausrüstung sowie ein Deckelfach und je ein weiteres, abgetrenntes, kleines Innen- und Außenfach. Auch am Hüftgurt sind noch 2 kleine Fächer untergebraucht, wobei nur eins zum Verstauen von Energieriegeln oder anderen Kleinteilen genutzt werden kann. Das andere beherbergt nämlich den Sicherheitsgurt, der durch den Schritt geführt wird und im Fall einer Lawine verhindert, dass einem der Rucksack über den Kopf gezogen wird.

Ski können diagonal oder senkrecht hinten am Rucksack befestigt werden und halten dort auch gut. Natürlich ist auch eine Helmhalterung vorhanden und zusätzlich bietet der Saga 40 viele stabile Plastikhalterungen, an die Dinge (z.B. eine Trinkflasche oder Klettermaterial) mit Karabinern angehängt werden können.

Das Jetforce System

Im Gegensatz zu praktisch allen anderen Lawinenairbagsystemen (mit Ausnahme des neuen Arc'teryx Voltair) verwenden die Rucksäcke mit dem Jetforce System keine komprimierte Luft (bzw. komprimiertes Gas) um die Airbags zu füllen, sondern saugen mit einer Düse Umgebungsluft an. Dies bietet gegenüber der „herkömmlichen" Systeme einige Vorteile. Zunächst kann ein Jetforce-Rucksack mehrmals ausgelöst werden, ohne dass eine neue Patrone eingesetzt werden muss. Hat man den Airbag ausgelöst, muss man lediglich die Luft ablassen, den Airbag in den dafür vorgesehen Fächern richtig verpacken und schon ist wieder alles bereit. Dieser Vorteil greift natürlich nicht nur im Ernstfall (wir hoffen doch sehr, dass niemand mehrmals am Tag in eine Lawine kommt!) sondern ist vor allem zum Üben sehr praktisch. Da man nur irgendwann den Akku laden muss und somit durch das Auslösen weder Aufwand noch Kosten entstehen, kann man den Airbag zu Übungszwecken und um sich an das System zu gewöhnen sehr oft probeauslösen.

Ein weiterer Vorteil ist die unkompliziertere Mitnahme im Flugzeug. Jeder der gelegentlich (oder häufiger) mit einem klassischen Airbagrucksack im Flugzeug unterwegs war, kennt die Probleme, die einen doch immer wieder und trotz voheriger Anmeldung und ausgedrucktem IATA-Zettel am Check-In oder Securtiy-Check einholen. Mit einem Jetforce Rucksack sollte man in der Theorie auf Flugreisen keine Probleme haben, wobei ich mich persönlich trotzdem auf ein paar Fragen am Security-Check einstellen würde (und natürlich muss der Rucksack aufgrund des Akkus ins Handgepäck). Auch muss nirgends eine neue Kartusche besorgt oder eine leere aufgeladen werden - Akku laden und fertig.

Testbedingungen und Tester

Materialtests
presented by

Aufgrund seiner Größe ist der Rucksack natürlich eher für längere und materialintensivere Unternehmungen ausgelegt, fürs Freeriden im Skigebiet gibt es kleinere Modelle. Ich hatte ihn aber eigentlich überall im Gebrauch, denn auch recht leer macht er eine gute Figur. So habe ich ihn (an den in dieser Saison zugegebenermaßen nicht gerade reichlichen) Powdertagen im Skigebiet getragen, sowie auf allen meinen Skitouren. Da es sich um einen Airbagrucksack mit neuartigem System handelt, wird er hier im Test vor allem mit anderen Airbagrucksäcken verglichen. Mit ihnen gemein hat er nämlich einige der typischen Nachteile eines Airbags, wie das doch merklich höhere Gewicht, eine Sicherheitschnalle am Hüftgurt und nur mäßige Möglichkeiten zur Skibefestigung.

Testbericht

Das Airbagsystem auf den Einsatz vorbereiten ist denkbar einfach. Ladegerät anschließen (Black Diamond liefert sinnvollerweise Steckeradapter für verschiedenste Steckdosen mit) und Akku laden, wobei der Ladestand (auch im Einsatz draussen) durch LED-Signale abgelesen werden kann.

Im Praxiseinsatz fällt schon beim Rucksackpacken daheim auf, dass „einfach mal alles reinwerfen" mit dem Saga 40 nicht ist. Obwohl es sich nicht um einen kleinen Rucksack handelt, muss recht sorgfältig gepackt werden damit man alles unterbringt. Man muss eben nicht nur um die Airbags, sondern auch um den Akku und die anderen Elektronikteile herum packen. Diese befinden sich nämlich alle im Hauptfach des Rucksacks und sind zwar schön „verpackt", allerdings auch etwas sperrig und unbeweglich. Dazu kommt, dass in dem Rucksack für die Größe nicht allzu viel Platz ist. Klar, beim Freeriden im Skigbiet ist noch massig Platz, doch schon bei Tagestouren wird er bei mir recht voll (wobei ich auch immer eine große Spiegelreflexkamera mithabe und auch sonst nicht gerade minimalistisch packe). Mehrtagestouren könnte ich mit dem Saga 40 nur in bewirtschafteten Hütten gehen, denn gerade wenn noch Steigeisen, Seil und so weiter in den Rucksack sollen, bekomme ich nicht noch Essen für mehrere Tage unter. Dies mag bei anderen Nutzern anders aussehen, definitiv bieten allerdings eigentlich kleinere Rucksäcke ohne Airbagsystem mehr Platz. Im Vergleich mit anderen Airbagrucksäcken muss sich der Saga 40 allerdings nicht verstecken.

Ich habe mir angewöhnt, den Rucksack durch das Fach oben zu beladen, aber durch das große Fach am Rückenpanel zu entladen, was dann auch bei viel Zeugs im Rucksack gut funktioniert. Auch das Fach für die Lawinenausrüstung ist nicht allzu geräumig. Ich bekomme zwar Schaufel, Sonde, Erste-Hilfe Paket und Biwaksack untergebracht, Platz (z.B. für Felle) ist dann aber keiner mehr. Geht es dann endlich los und der Rucksack ist am Rücken, muss man ihn noch am Auslösegriff einschalten, was nicht nur mit einem Piepsignal, sondern auch mit einem kurzen, staubsaugerartigen Aufheulen der Turbine im Selbstest quittiert wird (auch das Ausschalten erfolgt am Auslösegriff und wird durch LEDs und einen Piepton angezeigt).

Ein Vorteil des Systems ist ganz klar, dass man mehr oder weniger so oft man will den Rucksack zu Test- und Übungszwecken auslösen kann. Tut man das, bläst er sich mit einem lauten Staubsaugergeräusch innerhalb weniger Sekunden auf und wird auch einige weitere Zeit aktiv aufgeblasen. Dies dient dazu den Airbag auch im Fall eines Risses oder Lochs (etwa durch Felskontakt) aufgeblasen zu halten. Wenn ich mir die Power, mit der er gefüllt wird, anschaue, sollte das auch wirklich funktionieren. Der Airbag wird über ein paar Minuten aufgeblasen bzw. vom System prall gefüllt gehalten, dann wird die Luft jedoch abgelassen, was im Ernstfall eine Atemhöhle für den Verschütteten erzeugen kann. Den leeren Airbag kann man auch schnell wieder in den dafür vorgesehen Fächern am Rucksack verstauen. Worauf man eben achten muss, ist ein geladener Akku. Allerdings ist es wirklich so, dass dieser auch bei tiefen Temperaturen eine Weile, d.h. mehrere Tage, hält. Wenn man ihn öfter auslöst (etwa zu Übungs- oder Demonstrationszwecken), muss man natürlich auch entsprechend öfter laden.

Der Saga 40 trägt sich wirklich sehr gut, meiner Meinung nach deutlich besser als viele andere Airbagrucksäcke. Dies releativiert das hohe Eigengewicht doch etwas. Persönlich finde ich das "Swing-Arm" Tragesystem im Aufstieg sehr angenehm, ohne dass es bei der Abfahrt stört, wobei ich mir vorstellen könnte, dass mancher Nutzer bei der Abfahrt kein Fan des Systems wird. Mir hilft es, das Gewicht gut auf die Hüfte und damit weg von den Schultern zu bringen, was den Rucksack auch vollgepackt an langen Tagen sehr angenehm macht. Die Schnalle des Hüftgurtes funktioniert gut, ist aber mit Handschuhen etwas schlecht zu bedienen.

Fazit

Eher großer Airbagrucksack für alle, die viel mitnehmen, für Mehrtagestouren ausserhalb von bewirtschafteten Hütten mir persönlich allerdings zu klein. In der Praxis werden sich den Rucksack vor allem Wintersportler zulegen, welche die doch recht einleuchtenden Vorteile des Jetforce-Systems schätzen und dafür bereit sind, das etwas höhere Gewicht (und den hohen Preis) zu tolerieren.

Vor- & Nachteile

+Mehrfach auslösbar und einfach wieder aufladbar
+Selbsttest
+Airbag wird über längeren Zeitraum aktiv aufgeblasen, dann wird die Luft abgelassen
+Trägt sich gut, auch vollgepackt
+Unkompliziert mitzunehmen (gerade im Flugzeug), mann muss sich nicht um Kartuschen kümmern
-Schwer
-Teuer
-Nicht ganz einfach optimal zu packen

Details

UVP €1099.95
• reACTIV-Tragesystem mit SwingArmTM-Schulterträgern und thermogeformtem Rückensystem mit Reissverschluss.
• Integriertes Airbag-System mit JetForce-Technologie; wiederverwendbar, reisefreundlich und extrem langlebig.
• Separates Fach für Lawinenausrüstung und PickPocketsTM für Eisgeräte.
• Dank der verstaubaren diagonalen Tragevorrichtung für Ski kann der Airbag ausgelöst werden, selbst wenn die Ski befestigt sind.
• HiLo-Helmhalter, Wertsachentasche am Hüftgurt und Reissverschlussfach oben

Hier geht es zur Website von Black Diamond mit weiteren Informationen, hier könnt ihr den Saga 40 bei unserem Partnershop Bergzeit.de erwerben.

Dieses Produkt wurde PowderGuide vom Hersteller kostenfrei zum Testen zur Verfügung gestellt. Wie wir Material testen erfahrt ihr im PowderGuide Test-Statement.

Fotogalerie

Ähnliche Artikel

Kommentare

Anmeldung

Wenn du noch kein Benutzerkonto bei uns hast, kannst du dich kostenlos registrieren.

Materialtests
presented by