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Materialtests

Materialtest | Elan Ripstick 108

Skikultur aus Slowenien

08.04.2025 von Volker Lehmann
Elan hat für die Saison 24/25 seine bekannte Freeride-Serie Ripstick neu aufgelegt. Ein "Lightweight Big Mountain Ski" mit einer innovativen Carbon-Deck-Technologie. Eine Mischung aus Carbonröhren und quer verbauten Carboneinlagen auf einem "Tubelite"-Holzkern soll dem Ski einen kraftvollen Rebound verleihen. Trotzdem soll die Torsionssteifigkeit hoch sein und ein angenehmes sowie intuitives Fahrverhalten ermöglichen. Die Serie gibt es in sechs verschiedenen Breiten und Längen. Uns wurde die breiteste Variante (108 mm) in 189 cm sowie für kurze Zeit eine 182 cm Variante zur Verfügung gestellt. Wie sich der Ski über den Winter geschlagen hat, erfahrt ihr hier!

Erster Eindruck

"Lightweight Big Mountain Ski?" Skepsis macht sich bei mir breit. Ein leichter Ski mit Charger-Eigenschaften? Bisher hatte ich so etwas noch nie unter den Füßen. Entweder nervte mich das snappy Carbonfeeling, der Ski war zu weich oder am Ende doch schwerer als angegeben.

Der Ripstick in 189 cm bringt unter 1900 Gramm auf meine Küchenwaage und trifft die Herstellerangabe bis auf 5 Gramm genau – eine echte Ansage!

Beim nicht zertifizierten Hand-Flex-Check bemerke ich, dass der Ski deutlich weniger straff ist als meine gewohnten Modelle (Fischer Ranger 107 TI, Dynastar M Free 108, Norse Freeride 110, Praxis Powderboard). Vom Heck bis zur Mitte fühlt er sich angenehm an, während er zur Nose hin weicher wird. Die Torsionssteifigkeit im Schaufelbereich ist eher mäßig. Der Tiprocker steigt flach an, ist gering ausgeprägt, und die Schaufel besitzt einen markanten Taper. Das Tail ist straffer und hat einen leichten Tailrocker.

Interessanterweise hat die 182 cm-Variante eine deutlich weichere Biegelinie als die längere Version. Auf das Fahrverhalten hat sich das jedoch nur minimal ausgewirkt. Der Ski wirkt hochwertig verarbeitet und ist der best-gewachste Ski, den ich je unter den Füßen hatte (und vielleicht haben werde). Das Design ist solide, aber schade, dass sich Glen Plakes Kreativität hier offenbar in Grenzen hielt oder diese nicht mehr ausgelebt werden durfte. Mehr über Glen Plake und die Entwicklung der Ripstick-Serie könnt ihr hier lesen.

Tester und Testbedingungen

Getestet wurde der Ski an mehr als 15 Tagen bei unterschiedlichsten Schneebedingungen – leider viel zu selten im tiefen Powder. Als Bindung wurde das neue CAST System 2.0 mit einer Look Pivot montiert, um auch zu testen, wie sich der Ski bei kleineren Anstiegen schlägt. Einige Tage wurde die 182 cm-Version mit einer Verleihbindung gefahren. Montiert wurde der Ski auf dem empfohlenen Montagepunkt, der etwas weiter vorne liegt als bei klassischen (direktionalen) Freeride-Ski.

Ich bin 176 cm groß, wiege mittlerweile 80 kg und bin alt genug, um zu wissen, wer Glen Plake ist. Ich mag unterschiedlichste Skikonzepte, tendiere jedoch zu strafferen Modellen. Skitechnik ist vorhanden, und am liebsten fahre ich klassisches Offpiste-Gelände in weiten Hängen oder Couloirs ohne groß zu springen und verbringe gerne ein paar Stunden auf der Piste. Als Schuh kamen im Testzeitraum die Krypton Pro I.D. von Dalbello zum Einsatz.

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Testbericht

Der erste Eindruck auf der Piste war gewöhnungsbedürftig und ist zugleich der größte Kritikpunkt an diesem Ski. Bei geringem Tempo oder gemütlichem Cruisen läuft einem der Ski unter den Füßen weg. Wer schon einmal einen Reverse-Sidecut-Ski gefahren ist, kennt das Problem: Die Kante greift, doch der Ski will in eine andere Richtung. Der Fahrer muss die Belastung vom Ski nehmen und die Kante neu setzen. Ähnlich, wenn auch nicht ganz so ausgeprägt, verhält es sich beim Ripstick 108. Meine Vermutung: Eine Kombination aus der weichen Schaufel, dem flachen Rocker, der geringen Torsionssteifigkeit im Tip und dem ausgeprägten Taper sorgen dafür, dass der Ski keinen definierten Kontaktpunkt mit dem Schnee hat und dann aber abrupt greift.

Doch dieses Problem löst sich in Luft auf, sobald man schneller wird. Der Ski biegt sich mehr durch, ein definierter Kontaktpunkt entsteht, und schon funktioniert der Ski! Kein Verschneiden mehr – einfach Gas geben und genießen. Auf stark verfahrenen Pisten oder im Offpistengelände steigert sich die Freude durch den ausgeprägten Reboundeffekt noch weiter. Der Ski dämpft hervorragend und nimmt die aufgenommene Energie für den nächsten Turn mit. So wird mit dem Ripstick 108 das Gelände zur großen Spielwiese.

Im Powder schwimmt der Ski dank der breiten Schaufel hervorragend auf. Und dies auch schon bei geringem Tempo. Die Schaufel verträgt Druck und vermittelt viel Vertrauen – draufstehen und laufen lassen ist hier das Motto. Der Ski dreht leicht und ein intuitives Fahrgefühl entsteht. In zerfahrenem oder windgepresstem Schnee reagiert die weiche Schaufel jedoch sensibel: Sie schnappt einem entgegen, sodass eine stabile Skiposition erforderlich ist.

In technischen oder steilen Passagen punkten das geringe Gewicht und die einfache Schwungeinleitung. Einfach abspringen, drehen und landen – hier glänzt der Ripstick und macht richtig Laune. Kraftsparend und dennoch zuverlässig. Der Montagepunkt auf "recommended" hat sich für mich als optimal erwiesen. Trotz der eher zentraleren Position fühlt sich der Ski hervorragend ausbalanciert an. Auch für kleinere Aufstiege ist der Ripstick eine gute Wahl. Das geringe Gewicht, selbst mit CAST System, macht ihn leichtfüßig im Aufstieg und umso mehr Spaß bereitet einem die Abfahrt.

Die Verarbeitungsqualität hinterlässt bisher einen soliden Eindruck. Das Topsheet sieht noch gut aus, und der Belag zeigt übliche Gebrauchsspuren.

Fazit

Der Elan Ripstick 108 ist ein Freerider voller Energie, mit starker Performance in nahezu allen Schneearten. Wenn ich am Berg stehe und eine Linie im Kopf habe und einfach losfahre, ohne groß nachzudenken, dann weiß ich, dass ich einen guten Ski unter den Füßen habe. Und so ein Ski ist der Elan Ripstick 108.

Besonders überzeugend sind der kraftvolle Rebound, das geringe Gewicht und die einfache, kraftsparende Steuerung. Ein Ski, der Spaß macht – sofern man mit der Eigenheit der Schaufel bei geringem Tempo leben kann. Mit einer Pinbindung und dem leichten Gewicht könnte er ebenso ein perfekter Powtourer abgeben! Für mich auf jeden Fall ein Ski, der seinen festen Platz bei mir im Line-Up haben wird.

Vor- & Nachteile

+ Drehfreudig

+ Sehr guter Rebound

+ Ausbalanciert

+ Kraftsparend

+ Geringes Gewicht

 - Schaufel verschneidet bei geringem Tempo

- Tip schlägt einem bei windverpresstem, zerfahrenem Schnee entgegen

Technische Daten

Verfügbare Längen: 161, 168, 175, 182, 189 cm

Sidecut: 143/108/124 mm

Gewicht: 1900 g pro Ski

UVP: 799,95 EUR

Hier geht es zur Website von Elan mit weiteren Informationen. Hier könt ihr den Ski bei unserem Partnershop Sport-Conrad käuflich erwerben.

Der Ski wurde PowderGuide kostenfrei vom Hersteller zur Verfügung gestellt. Wie wir testen erfahrt Ihr in unserem Test-Statement.

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