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Materialtests

Materialtest | Atomic Maverick 105 CTI

PowderGuide testet ein Bigmountain-Tourensetup

24.02.2025
Sebastian Siep
Der Ski, der zum "One-Ski-Quiver" taugt. Ob dem auch wirklich so ist und was es mit der ultra scharfen Kante auf sich hat, wurde diesen Winter ausführlich getestet.

Erster Eindruck

Anfang des Winters wurde uns der Maverick 105 CTI von Atomic für einen Test zur Verfügung gestellt. Der Ski ist, genau wie der breitere Bruder Maverick 115, Teil der Freeski-Linie von Atomic. Die Serie wurde durch enge Zusammenarbeit mit Team-Ridern, wie Craig Murray, Hendrik Windsted und Chris Rubens, entwickelt und zeichnet sich durch direktionale Bigmountain-Shapes und Aufbau aus. Der 105er soll in dieser Linie die Allzweckwaffe darstellen und wurde federführend von Chris Rubens verwirklicht. Wer Chris die letzten Jahre in unzähligen Videoprojekten verfolgt hat, wird vielleicht eher einen powderfähigen breiten Tourenski erwarten, mit dem er fleißig sein fellgetriebenes "pillow farming" betreiben kann. Somit bin ich sehr gespannt, wie sich der Ski im Powder verhalten wird.

Anders als erwartet ist der Ski eher schlank geschnitten und hat einen moderaten unauffälligen Shape. Squaretips mit Taper sind heutzutage ja schon mal irgendwo vorgekommen und nur für Versierte vermutlich immer noch bemerkenswert.  Auch das HRZN 3D-Design der Skispitzen ist nicht mehr ganz neu. Es sorgt dafür, dass die abgewinkelte Belagsfläche an den Schaufelkanten als Erstes den Schnee berührt. Wie gewohnt einen rot-orange Belag, jedoch mit einem eher unauffälligen Topsheet, welches einen dunklen Wald abbildet. Es fällt mir leicht, hier eine sehr früh gestartete Dawn Patrol in den Pillowwald oder einen späten Fondue-Hüttenaufstieg hineinzuinterpretieren.

Wie auch immer, es ist ein dunkler, etwas geheimnisvoller Ski, welcher auf einen Test wartet. Eine Powderwaffe wird hier jedenfalls nicht erwartet.

Tester und Testbedingungen

Der Tester ist 195 cm groß und mit 95 kg eher mit Schwerkraft am Berg unterwegs. Das heißt, wenn aufgestiegen wird, dann sollte die Abfahrt sich auch lohnen. Um diesen Wirkungsgrad noch zu verbessern, wird dann gerne mal ein Transportmittel wie Lifte oder Zahnradbahnen genommen, um die sonst verwendeten doch eher schwereren Freerideski, welche mindestens Körperlänge haben sollten und eigentlich immer mit Cast System bestückt sind, den Berg rauf zu bekommen. Jedenfalls, wenn mehrere Abfahrten am Tag drin sein sollen. Abgefahren wird dann eher schnell als schön, um mit viel kinetischer Energie die fehlende Abfahrtstechnik für das Handling des Skis auszugleichen. Na ja, man bevorzugt lange, ruhige Schwünge dort, wo es passt. Aber auch kraftvolle, gesprungene Turns im Couloir oder in anspruchsvollem Schnee, wenn es auf Sicherheit ankommt. Gefahren wird mit verschiedenen Schuhen. Meistens mit einem Dalbello Cabrio 130LV, aber auch mit steiferen Atomic Hawx Prime 130 XTD. Einige Runs waren auch mit dem älteren Salomon MTN LAB dabei.

Testbericht

Der maximal 191 cm lange Ski ist eher außerhalb meines Beuteschemas. Aber der Tester hat auf den Hinweis des Herstellers reagiert, dass es ein kompromisslos funktionierender Ski sei.

Hinzu kam, dass der im letzten Jahr getestete 115er Maverick – dessen Bauweise beim 105er übernommen wurde – verhältnismäßig leicht war.

Dank der grösseren Holzanteile im Laminat des Kerns und der für Atomic typischen Semicap-Bauweise entstehen progressive, leichte Ski mit spürbarer Reserve durch die verbaute Esche. Diese Kombination aus Leichtigkeit und Vielseitigkeit ließ hoffen, dass der Ski als leistungsfähiger Tourenski in der richtigen Länge taugt – also Körpergröße plus Standhöhe minus 10 cm.

Aus diesem Grund wurde das Setup zwar Abfahrt-orientiert, aber dennoch "leicht" mit einer Fritschi Tecton abgestimmt. Der 100er-Stopper der Tecton passt einwandfrei auf den 105er-Ski. Das Setup wirkt im Vergleich zu meinen anderen Ski sehr leicht. Beim obligatorischen Handflexen wirkt der Ski dann aber recht steif, mit merkbaren Reserven, ohne einen bockharten Eindruck zu hinterlassen. Das Tail scheint etwas weicher auszufallen als der Rest, was eine leichte Schwungeinleitung verspricht. Beim Flex-Test fällt zudem erstmals die sehr scharfe Kante des Skis auf: Laut Hersteller 87°.

So, dann aber mal raus auf den Schnee.  Erster Frühsaisonskitag in einem Voralpenskigebiet – mit zu wenig Schnee im Gelände und durchwachsenem Untergrund auf der Piste. Trotz des verhaltenen Tempos zu Beginn weckt der Ski sofort Vertrauen. Er funktioniert, wirkt weder viel zu kurz noch irgendwie eigenwillig. Kurze Schwünge klappen auch auf dem kratzigen, unebenen, harten Untergrund. Der Ski ist auffallend direkt, weshalb ich mir persönlich mehr Länge wünsche, um die Kante sanfter einsetzen zu können. Das sehr direkte Fahrverhalten kann allerdings auch an der montierten Pin-Bindung liegen. Als Nächstes fühlt sich der Ski bei den ersten Cruiserschwüngen etwas träge in der Richtungseinleitung an, was ich auf die scharfen Kanten zurückführe, welche wohl deutlich mehr Druck benötigen. Ein wenig mehr Speed und ein paar Skitage mehr in den Oberschenkeln sind die Lösung, da der Ski bei mehr Druck und höheren Geschwindigkeiten deutlich präziser und ruhiger auf dem Schnee liegt. Der Geschwindigkeit scheint hier erstmal keine Grenze gesetzt zu sein.

Nach einigen Wochen mit fitteren Beinen wird der Ski nun wirklich zum Arbeitstier. So lässt er sich sehr gut in allen Schneesorten im Gelände fahren. Im aufgemischten Restpowder oder schon leicht verkrusten Acker kann er etwas übermütige Richtungsimpulse sehr gut kompensieren und man bekommt viel Ruhe ins Fahrwerk. Ein Grinsen stellt sich ein. Scheinbar funktionieren hier die getaperten HRZN 3D Tips ausgezeichnet. Wird es steiler, muss und kann die direkt wirkende Kante zum Einsatz kommen.

Der Montagepunkt des Skis ist sehr zentral. Das Heck ist unterstützend, aber eben nicht unendlich weit weg. Washouts wären nach wie vor möglich. Nach dem Wechsel auf kürzere Schuhe und die vorderen, von Atomic empfohlenen Montagepunkte wird dieser Effekt noch deutlicher. Damit sollte der Ski auf Mehrtagestouren oder Skireisen mit schwerem Gepäck deutlich mehr Spaß machen als kurze, ultraleichte „Schaumpommes“.

Der Rocker des Skis ist im Vergleich zum 115er deutlich zurückhaltender. Die Schaufel wirkt etwas hochgezogen, was allerdings sehr von Vorteil im knietiefen Powder ist. Erwartungsgemäß ist der Auftrieb des 105 mm breiten Skis begrenzt, aber in jeder Lage mit aktivem Impuls des Fahrers noch steuerbar. Und sobald man hier wieder Geschwindigkeit aufnimmt und die Spitzen ins Tal zeigen, fängt der Spaß erst richtig an. Der Ski hat zwar deutliche Dämpfungs-Eigenschaften, aber man spürt das Gelände noch gut genug, um die Kontrolle zu behalten. Gleichförmige Bewegungen über die Schaufel beim Eintauchen nach jedem Schwung, wie die Pros in den Deep Powder Filmen, sind möglich. Na ja, es fühlt sich zumindest so an.

Die Ausfahrt aus dem engen Wald geht dank der überschaubaren Länge sehr entspannt. Bei härterer Unterlage, mit der sehr scharfen Kante, sind Jumpturns zu empfehlen, um ungewolltes Aufstellen zu vermeiden. Wenn es dann sehr eng ist, z.B. im Couloir, hat man zwar guten Seitenhalt, jedoch fühlt er sich ein wenig zu aggressiv an. Gegebenenfalls bringt ein Detune der Kante hier Abhilfe.

Gedacht, getan. Im DIY-Modus wurde der Fabrikschliff der eher dünnen Kante auf ca. 88° entschärft und die erhofften Effekte sind eingetroffen. Der Ski ist jetzt auch unter Cruisertempo noch gutmütig steuerbar. Die Kante lässt sich viel gezielter ansteuern. Es zieht nicht plötzlich in den Oberschenkel zur seitlichen Stabilität, sondern die Muskulatur um das Knie wird deutlich geschmeidiger angesprochen. Jetzt ist es so weit. Da wir keine Überraschungen mehr erwarten, geht es ab auf Tour.

Die Atomic eigenen Felle, welche mit einem hervorragend funktionierenden Zuschneidewerkzeug geliefert werden, sind schnell angepasst. Das Fell selbst wirkt etwas struppig und es lohnt sich, die geschnittene Kante etwas auszukämmen, um den frischen Kleber nicht zu versauen. Vorsichtshalber wird die Schnittkante noch mit dem Feuerzeug verschmolzen, damit nichts ausfranst. Es bleibt offen, wie langlebig das Ganze ist.

Im Einsatz lässt sich das Fell bequem aufziehen. Die zu Hause eingestellte Heckbefestigung ist an Ort und Stelle und so ist man als gewohnter Cast Nutzer diesmal mit der Tecton ungewohnt schnell einsatzbereit. Im Flachen bemerkte ich schnell, dass das Fell in Zukunft ein wenig Wachs braucht. Es gleitet noch nicht so schön wie das meines Comapgnion der mit seinem sehr schwerem Freeridesetup trotzdem deutlich besser gleitet. Dies relativiert sich nun im Anstieg. Das insgesamt "leichte" Setup, wobei Ski und Bindung trotzdem noch auf ca. 2760 Gramm kommen, geht gerne bergauf. Spitzkehren einzuleiten, mit dem zentral montierten Ski funktioniert auch problemlos. Ungewohnt ist der etwas beherztere Kick, den es dann zum Abklappen vor dem Nachziehen des Talskis braucht, da das Fersenteil der Bindung so leicht ist im Vergleich zum gewohnten schweren Drehtellerhinterbacken der Look Pivot. Die Lernkurve stellt sich aber spätestens bei der dritten in den Schnee gesteckten Schaufel dann ein.

Am Gipfel angekommen, ist man schnell einsatzbereit, um den gefrorenen, abgeblasenen Einstieg zu meistern. Hier spielt das Setup seine Stärken aus: geringes Gewicht und exzellenter Kantengriff. Kleine Sidestep-Passagen oder Jumpturns in technisch anspruchsvollem Schnee gelingen mühelos, ohne wirklich gefordert zu werden. Sobald man Tempo aufnehmen darf, cruist man mit dem Gefühl des bigmountainfähigen Freerideskis dahin und zieht stoisch über kleine windverdeckelte Passagen im offenen Gelände hinweg. Erreicht man schließlich die windgeschützten, weichen Hänge oberhalb der Baumgrenze, beginnt die Suche nach den ersten Pillows und gesurften Schwüngen zwischen den Bäumen – genau das Terrain, das der Ski und Fahrer so lieben.

Dieses Setup ist tatsächlich ein echtes Allzweck-Bergwerkzeug – und für viele das perfekte One-Ski-Quiver auf Skireisen. Es gibt keine Situation, in der man damit völlig unpassend ausgerüstet wäre. Natürlich sind in sehr tiefem Schnee oder auf weiten, weichen Hängen breitere, schwerere Setups effizienter und über einen langen Freeride-Tag weniger ermüdend. Doch dieses Touren-Setup kommt erstaunlich nah heran.

Fazit

Der Atomic Maverick 105 CTI ist ein sehr vielseitiger stabiler Ski, der mit einer leichten Hybridbindung ein hervorragendes abfahrt-orientiertes Tourenset ermöglicht. Er ist tempostabil und präzise bei langen Schwüngen. Nach einem Detune der aggressiven Kante ist er auch im unteren Geschwindigkeitsbereich und bei kurzen Schwüngen sehr intuitiv fahrbar, trotzdem hat er beachtlichem Kantenhalt in Steilpassagen und bei harten Bedingungen. Es ist wie erwartet keine Powderwaffe denn bei sehr viel Neuschnee sind sicher größere Ski wie der Atomic Maverick 115 CTi mit deutlich mehr Auftrieb kraftsparender zu fahren, aber wenn man zu den Pillowfeldern noch weit hinlaufen muss, hat man ein immer noch sehr powderpotentes Material unter dem Fuß.

Vor- und Nachteile

+ stabil, schnell und präzise

+ 191 cm; gemessen 190 cm

+ leicht: 2759 g und 2764 g (gewogen mit Fritschi Tecton)

+ Heckspacer zum Schutz der Kante beim Abstellen des Skis

+ HRZN3D Tips funktionieren sehr gut

+ mit vorderem Montagepunkt sehr ausgeglichen von Drehfreudigkeit zu Stabilität

+ Atomic “Snowglow” Effekt der leuchtend rot-orangen Base an Tip und Tail

- dünne Kanten

- Semicap neigt zum delamieren am Heck.

- 87° Kante zu aggressiv, 88° reicht

- könnte etwas mehr Pop vertragen

Informationen

Direktionaler Shape

Wenig bis kein Rocker am Skiende für besseren Kantenkontakt und damit mehr Grip und Stabilität.

Hochglanz-Topsheet

Hochglanz-Topsheet für ein poliertes, gläsernes Finish und einen glatten, absolut hochwertigen Look.

All Mountain Rocker 20/65/16

Für Piste oder Powder: frühe Aufbiegung vorne oder vorne und hinten – für hohe Vielseitigkeit.

Kantenwinkel seitlich: 87°

87° seitlicher Kantenwinkel – für intuitives Handling, einfaches Fahrverhalten und besseren Grip.

Kantenwinkel belagseitig: 1,0°

1,0° belagseitiger Kantenwinkel für einfaches Drehen, hervorragenden Kantengriff und top Spurtreue.

Länge (cm)

170

178

185

191

Radius (m)

17

18

19

20

Breite Ende (mm)

119.5

121.5

123.5

125

Breite Schaufel (mm)

130.5

132.5

134.5

136

Breite Mitte (mm)

103.5

104

104.5

105

Hier geht es zur Website von Atomic mit weiteren Informationen. Hier könnt ihr das Set bei unserem Partnershop Sport-Conrad käuflich erwerben.

Das gesamte Set wurde PowderGuide vom Hersteller kostenfrei zur Verfügung gestellt. Wie wir testen erfahrt Ihr in unserem Test-Statement.

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