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Materialtests

Materialtest | Mammut Ultralight RAS 3.0

Der fast schon magische Airbagrucksack

von Tobias Leistenschneider 08.02.2022
Mit unverschämten 1,5 Kilogramm inklusive Airbageinheit und Carbonkartusche steht der leuchtend orange Airbagrucksack Mammut Ultralight RAS 3.0 für kompromisslose Leichtigkeit. Er ist ein vollwertiger Skitourenrucksack mit einem angegebenen Packvolumen von stolzen 20 Litern und allen Befestigungsmöglichkeiten, die man im Gelände braucht.

Schafft man es, dieses Volumen gescheit zu packen, so dass nichts drückt und alles Notwendige für die Unternehmung dabei ist, passiert das magische: er verschwindet einfach… Der Rucksack ist so leicht, dass man ihn einfach nicht mehr wahrnimmt.

Funktioniert das wirklich? Wo ist der Haken? Für wen ist ein derart abgespeckter Rucksack interessant? Diese Fragen beantworten wir in unserem Test.

Erster Eindruck

Wenig überraschend ist der erste Gedanke: leicht. Der zweite: wo kommt all mein Zeug rein?

Die Haptik des orangeleuchtenden Cordura-Materials und der Reißverschlüsse ist angenehm. Die Verschlüsse gleiten gut und robust. Die Materialschlaufen außen sind gut zu erreichen. Leider gibt es keine Helmhalterung, allerdings sind die Ösen dafür vorhanden. Die wenig verstärkten Schultergurte wirken zunächst etwas weich, aber aufgrund des geringen Gesamtgewichts auch im gepackten Zustand erweist sich das im Gelände als Irrtum.

Wie bei allen RAS 3.0 Rucksäcken ist der fest montierte Auslösegriff im Schultergurt verstaut und höhenverstellbar. Der Ultralight bietet aber keine Möglichkeit, die Griffseite zu wechseln. Anders als Rucksäcke mit zusätzlichem Rückenfach hat der Mammut Ultralight ausschließlich ein Rückenfach, wie auch schon die Vorgängermodelle. Das ist anfänglich sicher gewöhnungsbedürftig und nicht immer besonders praktisch.

Insgesamt macht das erste Hantieren aber Spaß, alles scheint mammutlike gut zu funktionieren.

Materialtests
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Tester und Testbedingungen

Ich bin mit 1,79 normal gebaut habe auch ein recht normales Gewicht. Ich bin ein Splitboard-Enthusisast aus dem Schwarzwald, kann mich aber an einem einzelnen Turn erfreuen und suche nicht zwingend die großen Lines oder berühmten Berge. Zwecks Familie mit zwei kleinen Mädels bin ich zeitlich nicht immer in den Alpen unterwegs, nehme aber jeden Pulverhauch im Schwarzwald mit und wohne dafür in bester Ausgangslage (Dreisamtal). Hier im Schwarzwald suche ich auch ständig nach neuen Lines und Möglichkeiten und freue mich über jede neue Wiese, die ich finde.

In den Alpen interessiere ich mich mehr für den kleinen, feinen Nordhang und steile Couloirs bei sehr sicheren Bedingungen mit Chance auf Pulver. Dabei dürfen auch mal Pickel und Steigeisen dabei sein, aber ganz so arg am kettern bin ich nicht. Außerdem bin ich in der Sektion des DAV-Freiburg Trainer C Skibergsteigen.

Der Rucksack wurde im Schwarzwald getestet. Zumeist auf halbtägigen Splitboardtouren zwischen 500 und 900 hm Aufstieg mit häufigem Umbauen bzw. Auf- und Abfellen, aber auch während eines zweitägigen LVS-Kurses (den ich selbst leitete und dadurch auch einiges dabeihaben sollte), beim Bootpack an den steilsten Hängen des Reviers bis hin zu einer Frühjahrswanderung mit Sportgerät an Neujahr wurden viele Gelegenheiten gefunden, den Rucksack in verschiedenen Situationen zum Einsatz zu bringen. Da ich selbst Splitboarder mit Hardboots bin, musste auch stets eine Bindung am Rucksack hängen, was dem Material etwas mehr abverlangt als beim reinen Skitouren.

Skitourengeher und Freerider, die gerne großzügig packen und alle sicherheitsrelevanten Ausrüstungsgegenstände wie Erste Hilfe Set, Biwacksack, ein zweites Paar warme Handschuhe, Isolationsjacke, evtl. Reparaturmaterial, Fellwachs, Vesperdose und Teekanne und und und dabeihaben möchten, werden schnell an die Grenzen der 20 Liter Volumen gelangen. Der Rucksack wurde während des Tests einmal bis ans absolute Limit gepackt, mit Quetschen und häufigem Umpacken ging aber am Ende überraschend viel rein. Nota bene, die Teeflasche hängt dann draußen am Karabiner. Bei maximaler Auslastung hat man aber kein gutes Tragegefühl. Die nur durch ein Sitzkissen gepolsterte Rückenpartie lädt jeglichen harten Gegenstand förmlich dazu ein, am Rücken zu drücken.

Interessanterweise trägt das geringe Gewicht trotzdem dazu bei, das Drücken dann zu akzeptieren, sicher aber nicht für stundenlange Anstiege oder lange Talabfahrten.

Um den Rucksack zum Touren zu benutzen, sollte der/die Nutzer/in fortgeschrittene/r Skitourist/in oder Freerider/in sein und genau wissen, was an dem Tag für die konkrete Unternehmung mitgenommen werden muss oder möchte.

Nach einigen Tagen habe ich ein Gefühl dafür entwickelt, was an welcher Stelle gut unterkommt und wie ich es schaffen kann, eine homogene Rückenpartie zu gestalten. Zu ca. 90% gepackt entfaltet der Rucksack dann seine Stärken. Nichts drückt, der Packsack ist ausreichend gefüllt, so dass nichts rumwabert und die Riemen außen unter Spannung kommen. Dann schmiegt sich der Rucksack ziemlich gut am Rücken an. Bei diesen Touren habe ich mich bei dem Gedanken ertappt, dass ich über weite Strecken tatsächlich nicht mehr wahrgenommen habe, dass ich noch einen Rucksack trage… und das mit einem Airbag auf dem Buckel. Unglaublich.

Testbericht

Die alpintechnischen Befestigungen sind alle vorhanden und funktionieren sehr gut. Die Straps sind natürlich auch sehr schmal, aber es klappt. Selbst ein Splitboard in Diagonalhalterung im Steilgelände anzubringen funktioniert problemlos und auch mit dem Zusatzgewicht wird der Rucksack nicht unangenehm, im Gegenteil. Die leichten Schultergurte halten alles gut beieinander. Das Tragegefühl beim Bootpack mit Splitboard hintendrauf ist sehr schön. Das Splitboard ist nah am Körper, womdurch man einen guten Schwerpunkt hat.

Das natürlich sehr dünne Material sollte bei häufigerem Skitragen vielleicht prophylaktisch getapet oder anders geschützt werden, Skikanten und Bindungspins sind da schnell mal durch. Das Rückenfach bedarf höchster Konzentration beim Öffnen im steileren Gelände, um nicht Teile des Inhalts der Schwerkraft zu überlassen. Um den Rucksack im Gelände zu öffnen, muss er fast immer auf den Boden gelegt werden. An Tagen mit Schneefall ist schnell Schnee im Rucksack und die warme Jacke etwa wird feucht, wenn man nicht gleich wieder die Klappe runtermacht.

Beim Thema Ausrüstung sei noch erwähnt, dass der Packsack aus nur einem Teil besteht, die Carbonflasche liegt offen drin und auch die LVS-Ausrüstung verschwindet nicht in einem eigens zugänglichen Fach.

Eine Pickelschlaufe ist auch zu finden. Im Testzeitraum habe ich eine größere Tagestour in den Alpen mit Pickel und Steigeisen und normalem Tagesgepäck unternommen. Hier musste ich den um 10l voluminöseren "Light" nehmen, der Ultralight funktioniert an dem Punkt für mich nicht mehr.

Der Mammut Ultralight RAS 3.0 ist eine gute Ergänzung für Skitourengeher, Splitboarder und Freerider, die für die kurze Tour oder den Variantentag gerne einen leichten Airbag mitnehmen möchten, aber beim sonstigen Material auf das Notwendigste reduzieren können und möchten. Das Airbagsystem 3.0 ist mit allen anderen Rucksäcken der RAS-Kategorie kompatibel und der Austausch ist leicht zu schaffen.

Auch im Hinblick auf das kürzlich auf PowderGuide diskutierte Thema des Lawinenmanagements mit Kindern auf Skitour könnte der Rucksack von Größe und Gewicht wegen interessant für die heranwachsende Generation sein. Die Skitour mit den Kindern sollte jedoch trotzdem in maximal sicherem Gelände geplant werden.

Als alleiniger Skitourenrucksack reicht der Ultralight wohl nicht aus, da man für größere Unternehmungen und sowieso für Mehrtagestouren nicht ganz mit dem Platzangebot hinkommt.

Fazit

Mein erster Einsatz war bei besagter LVS-Runde. Ich erntete skeptische Blicke meines Kompagnons und den Spruch: "Äh, Tobi, was ist das? Mein Erste Hilfe Set ist größer als dein ganzer Rucksack!" Entsprechend gespannt startete ich in die Nutzung dieses Leichtigkeitswunders. Im Laufe des Tests konnte ich mich aber sehr gut mit dem Rucksack arrangieren und nehme ihn mittlerweile überaus gerne mit. Denn wie gesagt, weiß man, was man braucht und kann man mit den genannten rucksacktechnischen Defiziten umgehen, so erhält man einen vollwertigen Airbag, einen vollwertigen Skitourenrucksack und einen vollwertig entspannten oberen Rücken vor der Abfahrt.

Vor- & Nachteile

+ super leicht

+ RAS 3.0 kompatibel

+ alle notwendigen Funktionen vorhanden

+ schöne, leuchtende Farbe sorgt für ein Plus an Sicherheit

+ angenehmes Tragen

- wenig Platz

- muss einigermaßen gefüllt sein, da sonst zu wabbelig

- etwas umständliches Rückenfach

- als Ergänzungsrucksack teuer

Informationen

UVP € 570,-

  • Mammut Airbag System 3.0
  • Gewicht 1510g
  • 20L Fassungsvermögen
  • 150L Airbagvolumen
  • Seitliche Kompressionsriemen
  • Rückseitiger, kompletter Reissverschluss-Zugang ins Hauptfach
  • Pickel- /Stockhalterung
  • Trinksystem kompatibel
  • Diagonale Skibefestigung
  • Rückenpolster herausnehmbar und als Sitzkissen verwendbar

Hier geht es zur Website von Mammut mit weiteren Informationen.

Der Rucksack wurde PowderGuide vom Hersteller kostenfrei zum Testen zur verfügung gestellt. Wie wir testen erfahrt ihr in unserem Test-Statement.

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