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Gear of the week

Materialtest | Mammut Ultralight RAS 3.0 Airbagrucksack

Ultraleichter Lawinenrucksack

von Daniel Schweiss 20.03.2017
In der laufenden Wintersaison 2016/17 überarbeitet Mammut das leichteste Mitglied der Lawinenrucksack-Linie, den "Ultralight Removable Airbag 3.0". Die Endung "3.0". Durch das überarbeitete Removable Airbag System (RAS), das in diesem Leichtgewicht untergebracht ist, konnten Gewicht und Platzangebot des Rucksacks nochmal verbessert werden. Mit gerade mal 1.5 kg Gesamtgewicht inkl. Karbonkartusche und Airbageinheit entpuppt sich der Rucksack als vollwertiger Minimalist unter den Airbag-Rucksäcken. Der Fakt, dass die kompakte und leichte Airbageinheit beliebig unter verschiedenen, kompatiblen Rucksackmodellen von Mammut ausgetauscht werden kann, macht diesen Spezialisten für Tourengeher interessant, die gerne leicht, schnell und sicher oder auch mal nur abfahrtsorientiert unterwegs sein wollen.

Testverfahren

Im Test sollen die täglichen Erfahrungen mit dem Rucksack abgebildet und bewertet werden. Für die Effektivität des Airbag-Systems wird auf Herstellerangaben oder andere, unabhängige Testberichte verwiesen. Der Testumfang reicht von unbeschwerten Freeridetagen bis hin zu intensiven 2000+ Höhenmeter Tagestouren.

Das neue RAS 3.0 System

Auf die laufende Saison hat Mammut ihr bewährtes Airbag-System abermals überarbeitet und verbessert. Das vorliegende Rucksack-Modell hingegen hat abgesehen vom integrierten Airbag-System gegenüber dem letztjährig getesteten Modell "Mammut Ultralight RAS" keine nennenswerte Änderungen erfahren. Zusammengefasst einige der wichtigsten Neuerungen des Airbag-Systems 3.0:

Neues Airbagmaterial in auffälligem, fluoriszierendem Orange, das visuelle Ortungen auch bei schlechten Sichtverhältnissen erleichtert.

Kompakte, leichte und wartungsarme Auslöseeinheit
Auslösemechanismus kann ohne Kartusche mit dem "Trigger Test Tool" aktiviert und trainiert werden. Das Üben der Auslösung kann damit beliebig oft wiederholt werden.

Überarbeiteter und höhenverstellbarer Auslösegriff für bessere Bedienbarkeit mit Handschuhen.

Montage, bzw. Wechsel der RAS-Airbageinheit zwischen kompatiblen Rucksäcken ist einfacher.
3.0 RAS (Removable Airbag System) ist ca. 20% leicher und 30% kleiner.

Erster Eindruck

Das auffälligste am Airbag-Rucksack ist seine überraschend kompakte Grösse. Hält man ihn in den Händen, ist es natürlich das fast unverschämt leichte Gewicht, was gleich die Frage aufwirft, wo die Mammut-Entwickler die Airbageinheit versteckt haben. Diese befindet sich im Deckelfach, das man widerstandslos aufreissen kann. Im Ernstfall entfaltet sich daraus in wenigen Sekunden ein fluoreszierender, orangefarbener 150 Liter Airbag. Da der Zugang zum Inneren des Rucksack von oben dadurch versperrt ist, kommt man nur über das Rückenteil, welches von unten aufzippbar ist, an den Inhalt heran. Wie für einen Minimalisten üblich, gibt es nur dieses eine Rucksackfach, welches auch die Karbonkartusche sowie die Auslöseeinheit beinhaltet. Natürlich gilt das Reduktionsprinzip auch für weitere Details. Brust- und Hüftgurt inklusive Beinschlaufe und Metallschnalle sind vorhanden, aber auf ein Minimum reduziert. Pickel- und Skihalterung muss man fast mit der Lupe suchen, aber sie sind tatsächlich da, wo sie hingehören. Der Auslösegriff sitzt gut geschützt in einer mit 2 Zippern verschließbaren Tasche am linken Schultergurt. Ein Wechsel an den rechten Schultergurt ist nicht möglich.

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Testbericht

Vor der Inbetriebnahme des Rucksacks müssen sich selbst Bedienungsanleitungs-Paranoide nicht fürchten. Kartusche in das dafür vorgesehene Gewinde schrauben und man ist fertig fürs Gelände. Achtung: Die Kartusche ist nicht im Lieferumfang enthalten! Um eine Auslösung ohne Aufblasen des Airbags zu simulieren, wird ein Plastikteil (Trigger Test Tool) mitgeliefert, das an Stelle der Kartusche eingeschraubt werden kann. Ich empfehle jedem, diese "Trockenübung" mehrmals zu wiederholen, um sich den kräftigen Ruck am Auslösegriff einzuprägen. Zieht man nämlich zu zaghaft, zieht man nur den Rucksack am Rücken hoch, ohne das Aufblasen auszulösen...

Zu den größten Herausforderungen im Umgang mit dem Rucksack zählt das sehr eingeschränkte Packmaß, das selbst Organisationsprofis überfordern dürfte. Gemäß Angabe von Mammut findet im und am Rucksack alles Platz, was man für anspruchsvolle Skitouren benötigt. Da ich persönlich kein Freund bin von allerlei Anhängseln am Rucksack, versuche ich möglichst alles benötigte im Inneren zu verstauen. Die komplette Lawinenausrüstung inkl. kleiner Apotheke schafft es noch problemlos ins Innere. Bei der Thermos, einigen Riegeln und Fellen wird es schon eher knifflig. Auch eine leichte Wärmejacke bringt man mit Ach und Krach noch hinein. Alles weitere, wie z.B. Steigeisen, ist ein hoffnungsloses Unterfangen. Dafür bietet Mammut in Form einer Steigeisentasche, die außen am Rucksack befestigt werden kann, eine praktikable Lösung. Die Erfahrung hat gezeigt, dass auch eine beliebige Steigeisentasche ihren Zweck erfüllt. Auf eine Helmhalterung mit Netz wurde bei diesem Modell verzichtet. Da der Rucksack ohne Inhalt weitgehend strukturlos und schlaff ist, sind Deformationen auch im gepackten Zustand kaum zu vermeiden. Eventuell liegt das unter anderem an der im Innern des Rucksackfachs seitlich befestigten Kartusche.

Sind alle Utensilien erfolgreich verstaut, der Auslösegriff aus der Schultertasche hervorgekramt, auf die richtige Höhe eingestellt und ausgeklappt, sowie sämtliche Gurte und die Beinschlaufe geschlossen, kann es losgehen. Sehr angenehm liegt der Rucksack am Oberkörper, ohne dass der Inhalt durch das leicht gepolsterte Rückenteil drückt. Das Gewicht ist trotz "Vollpackung" kaum spürbar. Verspürt man nach einiger Zeit Hunger oder Durst, ist ein Ablegen des Rucksacks in den Schnee nicht zu vermeiden, will man an Nahrung und Trinken kommen. Natürlich ist das umständlicher, dafür hat man bestimmt den leichteren Rucksack inkl. Airbag am Rücken als die Kollegen ohne Airbag! Und für längere Pausen versteckt sich im öffenbaren Rückenteil eine herausnehmbare Sitzunterlage, um die man auch beneidet werden kann. Muss aus Platzmangel im eigenen Rucksack der Kollege dein leckeres Sandwich schleppen, kannst du es immer noch mit ihm teilen.

Bei windigen Verhältnissen wird, verursacht durch das Ablegen des Rucksacks, rasch Schnee ins Innenfach eingeblasen. Ausserdem sollte man in steilem Gelände auf der Hut sein, dass beim Öffnen des Innenfachs keine Gegenstände aus dem Rucksack rutschen und auf Nimmerwiedersehen in die Tiefe sausen. Falls es mit Fellen nicht mehr weitergeht, müssen die Ski an den Rucksack. Um das vollständige Aufblasen des Airbags nicht zu behindern, können die Ski nur diagonal befestigt werden. Die dafür vorgesehene Halterung funktioniert tadellos auch für fette Latten, ohne dass der Rucksack dabei seinen angenehmen Tragkomfort verliert. Wahrscheinlich ließe sich auch ein Snowboard befestigen.

Es sollte darauf geachtet werden, dass beim Bootpacken keine Metallteile am Rucksack scheuern, ansonsten wird das dünne Rucksackmaterial sehr rasch beschädigt. Hat man den Gipfel erreicht, sind die Ski ebenso rasch vom Rucksack geschnallt. Natürlich ist ein geringes Gewicht auch bei der Abfahrt kein Nachteil. Die Kraft in den Beinen verwenden wir lieber für den Fahrspaß als das Tragen zusätzlicher Kilos am Rücken. Dank des sehr nahe am Körper liegenden Schwerpunktes und der bestens funktionierenden Schulter-, Brust und Hüftgurte verschmilzt man quasi mit dem Rucksack. Insgesamt sicher einer der angenehmsten Rucksäcke, die ich mir für die Abfahrt je umgeschnallt habe. Notabene mit einem vollwertigen Airbagsystem!

Fazit

Der "Mammut Ultraligt Removable Airbag 3.0" wäre bei meiner persönlichen Evaluation eines Airbagrucksacks wohl gar nicht erst in die Auswahl gekommen. Zu klein und zu spezifisch wäre er für meine Bedürfnisse gewesen. Nach einigen Touren und Freeridetagen habe ich ihn jedoch schätzen gelernt. Auf Tagestouren, die kein weiteres technisches Material als Steigeisen erfordern, ist er mittlerweile meine erste Wahl. Beim Freeriden natürlich sowieso. Das geringe Gewicht und der sehr hohe Tragekomfort kombiniert mit einem vollwertigen Airbag-System machen ihn zu einem idealen Begleiter auch für anspruchsvollere und Höhenmeter-intensive Touren. Wer sich für diesen Rucksack interessiert, sollte sich über das beschränkte Packmass im Klaren sein. Trotzdem findet alles nötige darin Platz. Die Bedienfreundlichkeit des nur über das Rückenteil zugänglichen Fachs ist gewöhnungsbedürftig und erfordert etwas mehr "Planung" im voraus, will man den Rucksack nicht immer gleich ablegen. Z.B. immer einen Riegel in der Hosentasche statt im Rucksack oder eine Trinkblase anstatt einer Thermosflasche...

Für mich persönlich einer der größten Vorteile ist Möglichkeit, die RAS-Airbageinheit in einen größeren RAS-kompatiblen Rucksack einzubauen. Gerade für die kommende Frühlingsskitouren-Saison mit mehrtägigen, hochalpinen Touren muss damit nicht mehr auf das Plus in Sachen Sicherheit verzichtet werden. Insgesamt bleibt dieser Rucksack ein Spezialist für Nutzer, die bewusst ein geringes Gewicht auf Kosten von Bedienkomfort, Robustheit und Packvolumen in Kauf nehmen.

Vor- und Nachteile

+ gefälliges, schlichtes Design
+ sehr geringes Gewicht inkl. vollwertiger Airbageinheit
+ hoher Tragkomfort
+ Airbageinheit unter kompatiblen Rucksäcken austauschbar
+ handliche Skibefestigung
+ integrierte Sitzunterlage
- beschränktes Packvolumen
- Innenfach nur über Rückenteil zugänglich

Details

UVP: €570.-
Gewicht: 1510 g (inkl. Karbonkartusche)
Volumen: 20 l
Farbe: dark cyan
Material: 100D Nylon Cordura Dobby Ripstop
Airbageinheit: Removable Airbag System 3.0
Diagonale Skibefestigung
Pickel- /Stockhalterung
Seitliche Kompressionsriemen
Rückseitiger, kompletter RV-Zugang zum Hauptfach
Trinksystem kompatibel
Rückenpolster herausnehmbar und als Sitzunterlage verwendbar

Hier geht es zur Website von Mammut mit weiteren Informationen. Hier könnt ihr den Rucksack bei unserem Partnershop Bergzeit.de kaufen.

Dieses Produkt wurde PowderGuide vom Hersteller kostenfrei zum testen zur Verfügung gestellt. Wie wir testen erfahrt ihr in unserem Test-Statement.

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