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Materialtests

Materialtest | Scott Pure Pro 109Ti

Pures Vergnügen im Geradeausmodus

von Carla Brandt 10.02.2022
Ein Ski, der von Grund auf mit den exakten Spezifikationen des Schweizer Freeride Maestro Jerémie Heitz gebaut ist: Jerémie fährt die wildesten Faces mit Top Speed – dafür sind seine Ski gebaut und geformt. Was das an Fahreigenschaften bedeutet, lest ihr in unserem Testbericht.

Erster Eindruck

Der Scott Pure wartet auf mich in einem Freiburger Treppenhaus. Leichte Dämmerstimmung, passend zum Skidesign: Schlicht, dämmrig. Direkt sichtbar, was mich erwartet: Paulownia Holz, Titan, Carbon, Aramid und obendrauf ein hübsches Relief der Höhenlinien deiner Lieblingsberge. Ziemlich Pure! Ich binde den Ski auf dem Rucksack zusammen und radle gen Heimat. Erstaunlich leicht auf dem Rücken! Der Pure in 182cm wiegt ohne Bindung 1850g/Ski.

Zur Testerin und den Testbedigungen

Wer testet diesen Ski, der verspricht, der Einzige zu sein? Der Einzige, den du in der Garage hast, 109mm Taille, komme was wolle? Ich bin 179cm groß, mit Skiequipment sicher über 70kg und behaupte mal, einigermaßen Skizufahren, gerne mit Geschwindigkeit, gerne mit Turns im Wald, selten im 6. Gang im Couloir. Ich bin zu etwa 50% beim Freeriden in den Magicpass-Gebieten zu finden, sowie zu 50% auf Tour, gehe dabei aber maximal um die 1200hm.

Um den Pure als Freetouring Ski mit allen Optionen zu nutzen, befindet sich für den Test eine Marker Kingpin auf dem Ski. Dank Verleihbindung war es sogar möglich mit unterschiedlichen Fahrpositionen (Front Rear +1cm Skimitte und Standard Rear – Standardmitte) zu testen. Gefahren wurde immer der gleiche Schuh, ein Lange Freetour mit 120er Flex und Gripwalk Sohle.

Den Ski habe ich Seit Anfang Dezember im Einsatz und da der Zeitraum seitdem praktisch alles an Schneearten zu bieten hatte, konnte der Ski auch umfassend getestet werden.

Testbericht

Nun aber zum Geländetest. Ich startete den Test noch eher am Beginn der Saison im Dezember und musste mir eingestehen: "Dieser Sk ist stärker als ich es bin". Ich habe überlegt, ob ich den Test wirklich machen kann.

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Ich gab dem Pure und mir aber einen zweiten und dann dritten Versuch. Die Oberschenkel wurden stärker, das Kantengefühl nahm zu und an einem glitzernden Dezembersonntag war das Gefühl da: Wir haben uns geeinigt. Der Pure düste durch den (verregneten) Sulzschnee – am liebsten geradeaus – und ich begann, nicht mehr gegen ihn zu arbeiten. Es ist kein passives Gefahren werden, eher ein Zulassen. Ein Zulassen von Geschwindigkeit – bei hoher Kontrolle und extrem guter Stabilität. Seither ist der Pure mein treuer Begleiter: Powder nimmt er mit und surft, vergleichbar mit dem Scott Scrapper, allerdings zielstrebiger und weniger verspielt. Im Sulz dampft er wie ein Traktor in seiner Spur, extrem laufruhig. Auch Buckel sind wir inzwischen gefahren, hier kostet der Scott Pure 109Ti einiges an Kraft. Überhaupt gilt, egal ob beim Geradeausfahren, beim Buckelfahren und insbesondere im Bruchharsch: Zu wenig Kraft führt zu wenig Druck auf der Kante, unsauberer Schwungeinleitung und der Kampf beginnt von Neuem.

De Skir verleitet zu BigTurns. Drops und andere Sprünge gehen problemlos auch ohne vorher die Bauchmuskeln gestählt zu haben – der Pure ist stabil genug. Wie sieht es aber aus, wenn engere Radien gefragt sind – im Wald, im engen Couloir? Der Ski fährt einfach sehr gern geradeaus und darin liegt absolut seine Stärke. Nicht umsonst hat Jerémie Heitz ihn so gebaut. Kleine Radien gehen gut, benötigen aber Power. Zwischen engen Felsen mit eisigen Stellen verleiht der Pure Ruhe, denn durch Woodcore, Titanal und Carbon ist er sehr kantenstabil.

Als Tourenski ist er mit einer leichteren Bindung als der Marker Kingpin sicher besser einzusetzen. Zur Bindungsmontage sei noch kurz erwähnt: Skimittenposition hat für mich als weniger Backslapping/Freestyle orientierte Fahrerin ziemlich gut gepasst - Im Vergleich zum SCOTT Scrapper, den ich in 189cm fahre und 1,5cm vor dem angegeben Punkt montiert habe.

Fazit

Der SCOTT Pure ist ein Ski für die Big Runs und Big Turns deines Lebens. Er fährt lieber geradeaus, als Zöpfe zu flechten. Er verleiht dir die Stabilität, auch bei hoher Geschwindigkeit sehr kontrolliert zu fahren und gibt dir im allseits bekannten "Acker" (durchpflügtes, vielbefahrenes Gelände) die notwendige Schwerelosigkeit, um einfach durchzuschießen. Agilität gehört nicht zu den Dingen, die ihn beschreiben und solltest du einen kraftschonenden, drehfreudigen Ski suchen, ist der Pure sicher die falsche Adresse.

Laut Jerémie Heitz und für Jerémie Heitz, EIN Ski für jeden Tag. Die 109mm Mitte machen tatsächlich Spaß bei allen Bedingungen (Powder, Regen, Harsch, Piste, Buckel). Man sollte allerdings den eigenen Fahrstil analysieren, bevor man sich den Ski zulegt. Straightliner – kaufen! Wedelkönig/innen – Finger weg!

Vor- & Nachteile

+ sehr stabil bei hohen Geschwindigkeiten
+ leicht (im Verhältnis für seinen Aufbau und seine Stabilität)
+ steif
+ vielseitig
-/+ mit Kraft auch sehr drehfreudig
- Kraftzehrend zu fahren
- wenig verzeihend

Informationen

UVP € 699,95

Taillierung 142|109|128
Verfügbar in 182cm (Radius 21m, Gewicht 1850g) und 190cm (Radius 23m, Gewicht 2000g)
Twin-Tip Rocker M
Doppelkern aus Paulownia/Buchenholz
Karbonfasern
Pure Freeride Sidecut
Titanal-Verstärkung

Hier geht es zur Website von Scott mit weiteren Informationen.

Der Ski wurde PowderGuide vom Hersteller kostenfrei zum Testen zur Verfügung gestellt. Wie wir testen erfahrt Ihr in unserem Test-Statement.

Fotogalerie

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