Die Wintersportgebiete im Tessin befinden sich in einer schweren Krise. Immer wieder standen die Gebiete in Airolo und vor allem in Bosco-Curin vor dem wirtschaftlichen Aus. Selbst Millionen-Investitionen konnten die Skigebiete nicht in die wirtschaftliche Erfolgsspur bringen. Des einen Pech ist den anderen Schnäppchen: Getreu nach dem Motto haben die südlich des Gotthards gelegenen Gemeinden Airolo und Quinto das Skigebiet von Airolo für 70.000 Schweizer Franken, also den Preis eines Mittelklassewagens übernommen. Der Wert der Liftanlagen, mitsamt Gebäuden war auf 7,7 Mio. Franken geschätzt worden. Heißt, dass die neuen Besitzer das Gebiet für schlappe 1% seines Wertes erworben haben.
Jedoch ist es wahrscheinlich, dass das Gebiet derzeit gar nicht gewinnbringend zu betreiben ist, da nach Schneefällen zur Pistensicherung regelmäßig sehr aufwändige Lawinensprengungen mittels Helikopter notwendig sind. Obwohl das Gebiet verkehrstechnisch perfekt erschlossen ist (ca. drei Minuten von der Gotthardautobahn entfernt, Bahnstation in Airolo) war in den letzten Jahren der Besucherandrang sehr gering. Ob daher der Kauf eines vermutlich stark defizitären Gebietes wirklich ein Schnäppchen ist, kann zumindest bezweifelt werden. Doch was bleibt den äußerst strukturschwachen Gemeinden anderes übrig, wenn sie wenigstens ein bisschen vom Wintertourismus profitieren möchten?
Milliardär Sawiris fördert Fusionsprojekt mit 10 Mio. Franken
Die Übernahme erscheint jedoch in einem anderen Licht, wenn man einem Bericht des Walliser Botens vom 09. Oktober 2009 Glauben schenken darf. In dem Artikel wird von einem Kooperations- und Fusionsprojekt berichtet, wonach die Bergbahnen und Skigebiete von Andermatt, Disentis und Sedrun, Fiesch im Goms sowie Airolo zukünftig zusammenarbeiten wollen und sogar fusionieren könnten. Brisant und aktuell wird das Thema dadurch, dass der ägyptische Milliardär Sawiris, der in Andermatt ein großes Golfresort errichtet, das Projekt mit 10 Mio. Franken unterstützen will.
Das Fusionsprojekt könnte auch das Hospentaler Kleinskigebiet Winterhorn wieder beleben. Das Gebiet ist nun schon das zweite Jahr mangels eines solventen Betreibers geschlossen, nachdem die Suche nach einem Investor (Versteigerung im Internet) gescheitert war.
Großes Projekt – große Chance?
Ein Manko wird sicherlich bleiben: Die Gebiete werden kaum mittels Liften zu verbinden sein, da die Distanzen zu groß sind. Da jedoch alle Skigebiete (außer Airolo) durch Zahnradbahn miteinander verbunden sind, hätte die Schaffung eines großen, aber aus Einzelskigebieten bestehenden Gotthard-Gebietes sicherlich einiges Potential, vor allem für Freerider.
Man kann also vermuten, dass am Gotthard demnächst groß gewürfelt wird.