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News

Ötztaler Alpen: Gletscherehe oder Seelenverkauf?

Naturschützer und Alpenvereine wollen Skigebietszusammenschluss Pitztal-Ötztal verhindern

von PowderGuide 28.08.2019
Die “Allianz für die Seele der Alpen”, bestehend aus ÖAV, Naturfreunden und WWF, und der DAV wollen den geplanten Zusammenschluss der Gletscherskigebiete Ötztal und Pitztal verhindern. Die Liftbetreiber, sowie SPÖ und FPÖ versprechen sich von der sogenannten “Gletscherehe” wirtschaftliche Impulse für die Region.

Der geplante Zusammenschluss würde das Skigebiet Sölden mit den Liftanlagen im Pitztal verbinden, mittels 3 neuer Gondeln, die 64ha neue Pistenfläche erschließen sollen. Ebenfalls geplant sind ein Skitunnel von der Söldener Seite ins Pitztal, ein großes Seilbahnzentrum mit Gastronomie unterhalb der Braunschweigerhütte, sowie ein Speicherteich und Beschneiungsanlagen.

“Letzte alpine Freiräume dürfen nicht dem Massentourismus geopfert werden”

So fassen die Alpenvereine und Naturschutzverbände ihre Kritik zusammen. Die umfangreichen Baumaßnahmen würden laut DAV eine naturnahe, hochalpine Landschaft “technogen überformen” und zudem Lebensräume sensibler Flora und Fauna in der Geländekammer des Linken Fernerkogels zerstören. Außerdem sorgt man sich um die Attraktivität der Braunschweiger Hütte als Tourenstützpunkt im Sommer wie im Winter. Durch die Erschließung würde das beliebte Skitourengebiet um den Linken Fernerkogel verbaut und auch sommerliches Wandern sei weniger attraktiv, wenn es in einem Skigebiet stattfände (eine Etappe des Fernwanderwegs E5 führt über die Braunschweiger Hütte und durch das Erschließungsgebiet). Anstatt in Zeiten des Klimawandels und angesichts schnell schwindender Gletscherflächen auf den Ausbau von Gletscherskigebieten zu setzen, solle man in nachhaltige Sommertourismuskonzepte investieren, so die Kritiker.

FPÖ dafür, Grüne (vielleicht) dagegen

Die Lokal- und Landespolitik äußert sich tendenziell positiv gegenüber dem Zusammenschluss. Insbesondere die FPÖ drängt auf den Ausbau und vermutet, dass sich das derzeitige Verkehrsproblem im Ötztal lindern werde, wenn mehr Besucher durchs Pitztal fahren, um das geplante, tälerübergreifende Skigebiet zu erreichen. Auch würden weniger Leute aus den Tälern heraus pendeln, wenn es mehr Arbeitsplätze in den Tälern gäbe. Dadurch hätte das Projekt „auch Vorteile für die Umwelt“, so der Imster FPÖ Bezirksobmann Johann Grüner. Die Tiroler SPÖ sieht die potentiell durch das „größte Gletscherskigebiet der Welt“ zu schaffenden Arbeitsplätze als wichtig für die Region, äußert aber Bedenken hinsichtlich der Verkehrsproblematik und fordert ein „ganzheitliches Verkehrskonzept“. Die Grünen haben das Projekt im Rahmen des Koalitionsvertrags mit der Tiroler ÖVP mitgetragen, äußern sich nun aber kritisch. Die Alpen- und Naturschutzverbände haben die schwammige Linie der Grünen in dieser Sache kritisiert und fordern eine klarere Haltung.

Nächste Schritte

Im September 2019 wird das Umweltverträglichkeitsgutachten und Antworten auf Einwände der Naturschutzverbände durch das Amt der Tiroler Landesregierung öffentlich aufgelegt, sowie eine Einschätzung abgegeben, ob das Vorhaben umweltverträglich ist oder nicht. Bis Oktober 2019 haben die Naturschutzverbände dann erneut die Möglichkeit, Einwände und fachliche Stellungnahmen einzubringen. Es folgt eine mündliche Verhandlung in Tirol. Im Februar/März 2020 wird die finale Einschätzung der Umweltverträglichkeit und damit ggf. eine Genehmigung durch das Amt der Tiroler Landesregierung, Abteilung Umweltschutz, bekannt gegeben. Gegen die Entscheidung der Behörde kann zuerst Beschwerde beim Bundesverwaltungsgericht (BvWG) eingelegt werden. Die Entscheidung des BvWG wiederum kann, bei Rechtsfragen von grundsätzlicher Bedeutung, anschließend mit Revision beim Verwaltungsgerichtshof (VwGH) bekämpft werden.

Der ÖAV hofft auf Mitwirkung der Öffentlichkeit, um politischen Druck zu erzeugen: Wer sich für den Erhalt des naturbelassenen Tourengebiets um den Linken Fernerkogel einsetzen möchte, kann dem Landeshauptmann ein Mail schreiben oder eine Postkarte schicken. Die Briefvorlagen können online heruntergeladen bzw. die Postkarten bei der AV Abteilung Raumplanung und Naturschutz bestellt werden.

Weitere Informationen (ÖAV)

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