Wie sieht ein guter LLB aus?
Der Sinn einer Lawinenprognose ist es, Personen zu informieren und gegebenenfalls zu warnen, die sich in Lawinengelände begeben. Der Inhalt eines Bulletins kann noch so qualitätsvoll und informativ sein – wenn die Leserschaft ihn nicht versteht, nicht liest, oder nicht findet, wurde das Ziel verfehlt. Die inzwischen weitgehend üblichen, einheitlichen Symbole für die Lawinenprobleme haben sich in dieser Hinsicht bewährt. Zu viel Text senkt die Motivation, bis zum Ende zu lesen und erschwert es den Nutzern, wichtiges von weniger wichtigem zu trennen (Engeset et al., P17.4)
Neben konsistenten Begrifflichkeiten ist die Gliederung der Informationen in eine „Informationspyramide“ sinnvoll - das wichtigste steht oben und die Leser können weiter ins Detail vordringen, nachdem sie die Hauptbotschaft wahrgenommen haben. Social Media (wie zB WhatsApp Newsletter, Instagram, Blog) haben sich ebenfalls als nützlich erwiesen, zum Beispiel auch, um gezielt auf komplexe oder besondere Situationen hinzuweisen. Altschneeprobleme sind im Vergleich zu „fetter Dump bei total viel Wind“ oder „Regen bis auf 3000m“ für die Warndienste schwerer zu erfassen und für die Nutzer der Bulletins schwieriger zu verstehen. Über Social Media Kanäle können entsprechende Gefahren einerseits nochmal gesondert kommuniziert werden, andererseits lassen sich damit auch Beobachtungen der Öffentlichkeit einholen, die für das Eingrenzen von Problembereichen hilfreich sind (zB „Wie hoch hat es in deinem Gebiet geregnet?“) (Nairz et al., P17.3)
In Kanada geht man noch einen Schritt weiter: Neben den üblichen LLBs gibt es in bestimmten Fällen zusätzlich sogenannte Special Public Avalanche Warnings – dabei werden Pressemitteilungen ausgesandt und mittels gezielter Medienarbeit teilt man einer breiten Öffentlichkeit mit, dass das Risiko besonders hoch ist. Solche Mitteilungen werden ausdrücklich dann ausgegeben, wenn menschliche Faktoren verstärkt auftreten und mit einer kritischen Lawinensituation zusammen treffen - also beispielsweise am ersten schönen Tag nach Neuschnee, wenn dieser auf ein Wochenende in der Hauptsaison oder den Ferienbeginn fällt. Diese Art von Kommunikation ist nicht ohne Herausforderungen, amplifiziert die Reichweite der Warnungen aber beträchtlich (Clayton & Klassen, O17.10).
Generell sind sich wohl alle mehr oder weniger einig, dass die Tools des modernen Internets heutzutage zum Repertoire der Lawinenwarndienste gehören sollten, auch wenn das vielleicht teilweise noch Neuland darstellt (Ruetz, P17.5).