Diesmal: Snowpack: Stability and variability (Session 10)
Schneedeckenstabilität und -variabilität sind essentielle Faktoren für uns Wintersportler. Beide Größen bilden die integrale Basis der Lawinenvorhersage. Dort werden die Faktoren jedoch etwas anders benannt und gehen als „Wahrscheinlichkeit der Lawinenauslösung“ und „Umfang der Gefahrenstellen“ in die EAWS-Matrix der Lawinengefahrenstufen ein. Grund genug, dass sich auch die Forschung fortwährend damit beschäftigt. Und so ist es nicht verwunderlich, dass die Session 10 „Snowpack: Stability and variability“ die meisten Beiträge enthält. Alle der vorgestellten 43 Beiträgen können hier nicht in 3 Seiten zusammengefasst werden, so beschränkt sich dieser Artikel vor allem auf Beiträge zu Schneebrettlawinen, Schwachschichten und deren Verbreitung. Und als Bonus diesmal mit Do-it-yourself Schneebrettexperiment!
Anti-Crack: Ein Bruch, der sich schließt
Für den Bruch einer Schwachschicht braucht es drei Zutaten: Eine Schwachschicht, ein gebundenes Schneebrett und einen Auslöser. Wenn ein Bruch der Schwachschicht, auch Kollaps genannt, zu einer Schneebrettlawine führt, wird noch eine Hangneigung ab 28-30° oder steiler benötigt. Wenn nun eine solche Schneedecke zum Beispiel betreten wird und es einzelne (schwache) Verbindungen in der Schwachschicht brechen, dann „schließt“ das aufliegende Schneebrett den entstandenen Riss – heutzutage wird bei der Schneebrettauslösung von diesem sogenannten „Anti-Crack Modell“ ausgegangen. Wenn die freiwerdende Energie durch diesen Kollaps reicht, um benachbarte Verbindungen in der Schwachschicht zum Brechen zu bringen, gibt es selbstständige Bruchausbreitung bzw. Bruchfortpflanzung, die zu größeren Schneebrettlawinen führt.
Mehrere Beiträge präsentieren Computermodelle zur Beschreibung dieser Bruchprozesse in der Schwachschicht. Diese Modelle berechnen das komplexe Zusammenspiel zwischen der Beschaffenheit des Schneebretts, der Stabilität der Schwachschicht und freiwerdenden Energie, welche zur Bruchausbreitung führt. Zum einen gibt es das Modell, welches für den Film „Frozen“ entwickelt wurde (jaja, dieser Catcher ist schon abgenutzt), zum anderen werden hier zwei weitere Modelltypen vorgestellt. Sicherlich herausragend ist das analytische Bruchmodell der TU Darmstadt, welches Wissen aus dem Fachgebiet der Strukturmechanik mit der Schneeforschung verknüpft (O10.6). Im Gegensatz zu rein numerischen Modellen, ist dieses „Phillip&Phillip“-Modell zwar nicht so flexibel, was die Materialeigenschaften angeht, dafür benötigt es sehr wenig Rechenkapazität und könnte auch in Echtzeit auf einem Smartphone gerechnet werden. Mehr zu diesem neuen Modell gibt es in der ISSW2018 Spezialausgabe von Berg&Steigen und auch der Vortrag von der Konferenz ist online.