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Safety-Reports

ErfahrungsBericht | Alpine Professionals mit risk'n'fun

22 Tage Ausbildung für Freerider*innen

von Lisa Hempfer 18.02.2020
Lisa Hempfer hat vor 2 Jahren über die Kooperation von PowderGuide und dem Ausbildungsprogramm risk´n´fun die Möglichkeit bekommen, an der Trainigsession (LEVEL 1) und dem Next Level (LEVEL 2) teilzunehmen. Im letzten Winter hat Lisa dann auch noch das Backcountry Pro (LEVEL 3) und ALPINE PROFESSIONALS (LEVEL 4) gemacht. Lisa hat sich nochmals die Zeit für ein Resümee genommen. Nach Teil 1 zum Level 3 geht es nun mit dem Level 4 weiter:

Level 4 – ALPINE PROFESSIONALS

Beim Level 4 wurde es richtig spannend für mich. Da sich bei mir eine kleine Vorliebe für steile Abfahrten und Ausflüge ins Hochgebirge entwickelt hatte, war ich besonders gespannt auf das ganze Alpin Know-how, welches ich dort zum Teil vertiefen und zu einem großen Teil neu lernen sollte. Es ging an den Dachstein, wo wir in der Simonyhütte unseren Stützpunkt hatten.

Diesmal begann die Eigeninitiative bereits bei der Vorbereitung. Bergführerin Eva bat uns in einer Mail vorab, uns schon mal Gedanken zu machen, welche Inhalte uns interessieren. Außerdem sollten wir uns mit dem passenden Kartenmaterial mögliche Tourenziele raussuchen.

Die Inhalte bestimmen: WIR!

Die Inhalte des Level 4 wurden so gut wie komplett von uns Teilnehmern vorgegeben. Den ersten Tag im Whiteout verbrachten wir mit einer Einführung in Seiltechnik und Knotenkunde, die dann direkt in einer Übung zur Spaltenbergung angewandt wurde. Ab dem zweiten Tag bildeten wir jeweils zwei Gruppen und entschieden in dieser Gruppe, welche Tour wir am nächsten Tag gehen und welche Inhalte wir dabei behandeln wollten und wen wir gerne als Bergführer dabei hätten. Am Abend berichteten wir uns dann gegenseitig, was wir unternommen hatten, was dabei gut und was nicht so toll gelaufen war. Mit den adrenalingeladenen Abenteuern der anderen konnte meine Gruppe irgendwie nie ganz mithalten, dafür brachten wir aber auch mehr Übungen und Inhalte unter.

Mein Highlight war dabei die Besteigung des Hohen Dachsteins, die perfekte Kombination aus anspruchsvoller Tour, atemberaubendem Gipfelerlebnis und sehr, sehr viel Gelerntem. Im Aufstieg übten wir, uns als Zweier- oder Dreierseilschaften im Mixed-Terrain zu bewegen und das Platzieren von Sicherungen im Schnee und Fels. Im Abstieg stand das Abseilen sowie das Legen und Begehen eines Fixseils auf dem Programm.

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risk´n´fun bedeutet: Anders Lernen.

Auch dieses Mal hat sich wieder bestätigt, was ich so sehr an risk‘n‘fun schätze. Bei einem Hochtourenkurs im vorigen Winter wurde uns Teilnehmern die Spaltenbergung strikt nach Lehrmeinung des Deutschen Alpenvereins beigebracht, was wirklich für mehr Verwirrung als Klarheit sorgte. Unsere Bergführerin Eva ging, im Gegensatz dazu, individuell auf jeden Einzelnen ein. Sie erklärte uns, wie wir mit den Hilfsmitteln, die wir sowieso besaßen, die für uns beste Variante umsetzen konnten. Auf einmal war auch diese hochkomplexe Thematik ziemlich logisch und einfach. Und so konnte ich das Gelernte im Anschluss sogar selbst weitergeben. Hatte ich im Winter zuvor noch jedes mal einen Knoten im Kopf, wenn es an die Spaltenbergung ging, saß ich in der Sommer-Hochtourensaison einige Male mit meinen Mädels im Schnee und erklärte ihnen, was im Ernstfall zu tun ist.

Nachdem ich am ersten Tag am Dachstein bei der Vorstellungsrunde noch groß verkündet hatte, dass ich Steilrinnenliebhaberin bin, musste ich an unserem letzten Tag, als es daran ging eine wunderschöne, aber anspruchsvolle und exponierte Rinne zu fahren, leider passen. Nach fast 3 Wochen ohne Ruhetag waren sowohl meine Beine als auch mein Kopf nicht mehr in der Lage für diese Herausforderung. Man hat eben doch keine unendlichen Kraftreserven. Und so musste ich die Jungs schweren Herzens allein auf ihre Expedition schicken.

An Unsicherheiten und Schwächen wachsen

Eine der wichtigsten Lektionen, die ich persönlich bei risk’n’fun gelernt habe ist, dass wir alle unterschiedliche Voraussetzungen haben und dass wir zu unseren Schwächen, Ängsten und Unsicherheiten stehen dürfen und sogar sollten. Nur so können wir diese überwinden, über uns hinauswachsen, und Missverständnisse in der Gruppe vermeiden. Vorher habe ich oft versucht, mir meine Unsicherheit, meine latente Höhenangst oder meine Zweifel nicht anmerken zu lassen. Auch weil ich oft die einzige Frau in der Gruppe war und nicht dem vermeintlichen Klischee entsprechen wollte.

Es geht immer um die drei Faktoren ICH - GRUPPE - UMWeLT. Und alle drei davon sind gleich wichtig. Es bringt nichts, wenn ich die Umwelt bestens lesen und einschätzen kann, aber nicht verstehe, was mich oder meine Gruppe im Entscheidungsprozess beeinflusst.

Mit dem aufgebautem Erfahrungsschatz im Gepäck startet diesen Winter ein neues großes Abenteuer. Griechenland, Türkei, Georgien, Aserbaidschan, Kasachstan und Kirgisistan warten darauf, mit Splitboard und Kletterschuhen erkundet zu werden. Und auch vier Levels erinnerungsträchtige “Standpauken“ zum Thema Zeitmanagement, Vorbereitung und Pünktlichkeit konnten nicht verhindern, dass der Text noch in Griechenland am Strand fertiggetippt wird...

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