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Safety-Reports

risk'n'fun | Level 2 am Kitzsteinhorn

oder : Von Kartographie & Peers

von Birgit Krenn • 14.03.2019
Beim Level 2 mit und von risk’n’fun sind neben den Baseline Themen „wahrnehmen - beurteilen – entscheiden“, gruppendynamischen Softskills, sowie Lawinen- und Unfallmanagement auch Kartographie und Tourenplanung Schwerpunkte.

Mein Kurs hat am Kitzsteinhorn stattgefunden. Ein Gebiet, das auf der Karte verspricht, alle Träume der Freeriderin wahr werden zu lassen: Viel unpräpariertes Gelände in Liftnähe, noch mehr nach kurzen Aufstiegen und sogar lange, versteckte Talabfahrten ganz weg vom Skigebiet, glanzvoll eingekesselt von steilen Felswänden. Eigentlich wünscht frau sich in dem Moment, der Kurs möge nicht „risk’n’fun“ sondern „Hurrah, wir kennen kein Morgen“ heißen. Man startet mit Riesenerwartungen ins Freeridetraining.

Faktor Gruppe

Nach einem Briefing hinsichtlich Umgang mit Karten und der Darstellung unterschiedlicher Geländeformen in Theorie und Praxis werden in Kleingruppen Touren anhand der Karte geplant. Zusätzliche Infos sind natürlich die Eindrücke aus dem Skigelände und der Umgebung, die man sich aus dem vorhergehenden Tag schon mitgenommen hat. Auch weitere relevante Einflußfaktoren wie Wetter (in unserem Fall Nordostwind mit 60km/h Spitzen), Sicht (gut, bis auf den Übungstag), Lawinengefahr (Triebschnee, Gleitschnee, alles im mittleren Rahmen) und das Team, mit dem man unterwegs ist, fließen in die Planung ein. Eine Gruppe von rund 10 Personen bietet schon eine eindrucksvolle Bandbreite an skifahrerischen, alpinistischen, konditionellen und planerischen Fähigkeiten, Wünschen und Vorlieben. Diese Bandbreite muss berücksichtigt werden, findet ihren Ausdruck aber auch in den vielen Ergebnissen der Tourenplanung: unterschiedliche Ziele, Kombinationen und planerische Infos, die dann auch besprochen werden und aus denen ein Plan A und Alternativpläne für die Tourentage entstehen.

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„digitales Hochglanzmagazin“

Was den Umgang mit Karten betrifft, gibt es ja unterschiedlichste und spannende Formen, wie Menschen diese nutzen und welche intellektuellen Herangehensweisen man haben kann. Ich konsumiere Karten eigentlich wie digitale Hochglanzmagazine auf einem großen Tablet, wische mich dabei durch den Alpenraum bzw. meine Spielplätze des Tiroler Unterlandes und entdecke so Gipfel, Flanken, oder Tourenkombinationen, die Lifte, Aufstiege (sonnseitig) und geniale Abfahrten (bevorzugt nordseitig) kombinieren. Das macht mir Lust. Ich schau mir die Tour kurz an, überleg mir ob die Wetterbedingungen der letzten Tage guten Schnee und sichere Bedingungen zulassen, plane oberflächlich und beschließe dann, den Rest vor Ort zu machen, denn jedes Detail ist mir ein Graus.

Faszinierend anders meine KollegInnen aus dem Kurs, die in der Tourenplanung schon jede Spitzkehre virtuell in das Gelände legeb, die Pausenplätze genau im Kopf haben und alle Aufstiegs-, Pausen und Abfahrtszeiten minutiös mitplanen. Am meisten beeindruckt hat mich der Wiener Kollege, der in seinem Brotberuf Zeitpläne für Baustellen macht und den Zeitplan unserer Tour inklusive Einfahren im Skigebiet, Aufstieg in die Winterkarscharte und Abfahrt bis Niedernsill so exakt geplant hatte, dass wir exakt zur gleichen Zeit wie das Taxi beim vereinbarten Treffpunkt eingetrudelt sind. Oder ein anderer Gruppenkollege, der nach der Tour die gesamte Strecke in Gedanken durchgegangen ist und jede beobachtete Geländeform in der Karte gesucht (und gefunden!) hat.

Wenn man Zeit und Möglichkeit hat, anderer Leute intellektuelle Herangehensweise kennenzulernen, nachzuvollziehen und selbst anzuwenden, lernt man richtig viel und hat vor allem das (geile!) Erlebnis, die Welt mit neuen Augen zu sehen: In meinem Fall in höherer Auflösung und mit viel mehr Details. Das Prinzip der Peer Education eben, das meiner Auffassung nach das zweite, wesentliche Element neben den Übungen aus dem risk´n´ fun Camp ist.

Goldrichtiger Alternativplan

Die Güte der Planung offenbart sich ja zumeist in der Praxis und so wurden Pläne schon am Morgen verworfen, als die nun ausreichende Sicht Felsen statt Skiabfahrten freilegte oder wir feststellen mussten, dass angekündigter Nordwind im Hochgebirge mitunter ungemütlich ist und für ziemliche Triebschneepakete im Kees in der Nordostexposition sorgt. Dafür hat sich der Alternativplan auf den Tristkogel als goldrichtig erwiesen und neben einem sonnigen Aufstieg im unberührten Tourengelände eine supercoole Pulverschneeabfahrt gebracht. Und das Erfolgserlebnis, Gelände, Wetter und Schnee richtig eingeschätzt und in eine gute Planung überführt zu haben.

Ja, und die groĂźen Erwartungen wurden auch noch erfĂĽllt: die Abfahrt ĂĽber die Winterkarscharte nach Niedersill hatte alles, was ein guter Freeride bzw. Tourentag braucht: eindrucksvolle Berglandschaft, guter Schnee, ein bisschen Kick durch (ĂĽberschaubares) Risiko, und das alles mit einem super Team!

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