Nachdem ich bei meinem letzten großen Winterabenteuer, der Erkundung der Anden per Splitboard, festgestellt hatte, wie viel Nachholbedarf ich auf dem Gebiet der Lawinenkunde hatte, wie unsicher ich teilweise war, aber vor allem, in welche Richtung ich mich weiterentwickeln wollte, standen die letzten beiden Winter ganz unter dem Motto: Lernen, lernen, lernen. Da passte die Ausbildung mit risk‘n‘fun perfekt ins Programm. Als Dani von risk´n´fun mich nun bat, ein kleines, abschließendes Fazit dazu zu schreiben, musste ich sofort an eine meiner letzten Skitouren des vergangenen Winters denken.
Ich war allein unterwegs, auf dem Weg zum Gipfel eines recht entspannten 3000ers in meiner brandneuen Südtiroler Heimat. Meine Tourenpartnerin war während der Planung via Whatsapp am Vorabend in einen rätselhaften Dornröschenschlaf gefallen und ließ auch im Laufe der Nacht nichts mehr von sich hören. Auf zuhause bleiben hatte ich aber auch keine Lust, denn es kündigte sich ein traumhafter Frühlingstag an und ich hatte große Lust, meine neue Umgebung zu erkunden.
Während der 1400 Höhenmeter in atemberaubender Kulisse gab es somit einige Zeit zum Nachdenken. Die Situation fühlte sich fast ein wenig surreal an. Seit dem vorigen Winter hatte ich eine ziemlich steile Entwicklung hingelegt, was Lawinen Know-how, Gefahreneinschätzung, Entscheidungsfindung und nicht zuletzt Selbstbewusstsein am Berg angeht. Bis dahin war ich auch gerne auf Tour gewesen, hatte mich aber immer auf meine Partner verlassen. Selbstständige Entscheidungen konnte ich, wenn überhaupt, nur aufgrund eines diffusen Bauchgefühls treffen. Gefahr schwang irgendwie immer mit, wenn man im Backcountry unterwegs war, auch aufgrund negativer persönlicher Erfahrungen in der Vergangenheit. Diese aber selbstständig und zuverlässig einzuschätzen, erschien mir wie eine komplexe Wissenschaft. Eher war ich geneigt, den Einschätzungen meiner Tourenpartner Glauben zu schenken.
Eine solche Tour alleine zu machen, die nun so selbstverständlich und tiefenentspannt war, hätte ich mir Anfang letzten Winters im Traum nicht vorstellen können. Aber 4 Levels von risk’n’fun, kombiniert mit sehr viel eigener Anwendung des Gelernten, sind offensichtlich nicht spurlos an mir vorübergegangen.