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Safety-Reports

ErfahrungsBericht | Backcountry Pro mit risk'n'fun

22 Tage Ausbildung für Freerider*innen

von Lisa Hempfer 14.02.2020
Lisa Hempfer hat vor 2 Jahren über die Kooperation von PowderGuide und dem Ausbildungsprogramm risk´n´fun die Möglichkeit bekommen, an der Trainigsession (Level 1) und dem Next Level (Level 2) teilzunehmen. Im letzten Winter hat Lisa dann auch noch das Backcountry Pro (Level 3) und Alpine Professionals (Level 4) gemacht. Lisa hat sich nochmals die Zeit für ein Resümee genommen. Im ersten Teil berichtet Lisa vom Backcountry Pro Camp:

Nachdem ich bei meinem letzten großen Winterabenteuer, der Erkundung der Anden per Splitboard, festgestellt hatte, wie viel Nachholbedarf ich auf dem Gebiet der Lawinenkunde hatte, wie unsicher ich teilweise war, aber vor allem, in welche Richtung ich mich weiterentwickeln wollte, standen die letzten beiden Winter ganz unter dem Motto: Lernen, lernen, lernen. Da passte die Ausbildung mit risk‘n‘fun perfekt ins Programm. Als Dani von risk´n´fun mich nun bat, ein kleines, abschließendes Fazit dazu zu schreiben, musste ich sofort an eine meiner letzten Skitouren des vergangenen Winters denken.

Ich war allein unterwegs, auf dem Weg zum Gipfel eines recht entspannten 3000ers in meiner brandneuen Südtiroler Heimat. Meine Tourenpartnerin war während der Planung via Whatsapp am Vorabend in einen rätselhaften Dornröschenschlaf gefallen und ließ auch im Laufe der Nacht nichts mehr von sich hören. Auf zuhause bleiben hatte ich aber auch keine Lust, denn es kündigte sich ein traumhafter Frühlingstag an und ich hatte große Lust, meine neue Umgebung zu erkunden.

Während der 1400 Höhenmeter in atemberaubender Kulisse gab es somit einige Zeit zum Nachdenken. Die Situation fühlte sich fast ein wenig surreal an. Seit dem vorigen Winter hatte ich eine ziemlich steile Entwicklung hingelegt, was Lawinen Know-how, Gefahreneinschätzung, Entscheidungsfindung und nicht zuletzt Selbstbewusstsein am Berg angeht. Bis dahin war ich auch gerne auf Tour gewesen, hatte mich aber immer auf meine Partner verlassen. Selbstständige Entscheidungen konnte ich, wenn überhaupt, nur aufgrund eines diffusen Bauchgefühls treffen. Gefahr schwang irgendwie immer mit, wenn man im Backcountry unterwegs war, auch aufgrund negativer persönlicher Erfahrungen in der Vergangenheit. Diese aber selbstständig und zuverlässig einzuschätzen, erschien mir wie eine komplexe Wissenschaft. Eher war ich geneigt, den Einschätzungen meiner Tourenpartner Glauben zu schenken.

Eine solche Tour alleine zu machen, die nun so selbstverständlich und tiefenentspannt war, hätte ich mir Anfang letzten Winters im Traum nicht vorstellen können. Aber 4 Levels von risk’n’fun, kombiniert mit sehr viel eigener Anwendung des Gelernten, sind offensichtlich nicht spurlos an mir vorübergegangen.

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Level 3 – BACKCOUNTRY PRO

Nach den ersten beiden Levels, die abgesehen von all dem Gelernten immer eine tolle Zeit bedeuteten und bei denen außerdem auch noch unglaublich wertvolle Freundschaften entstanden sind, war klar, dass es im Winter darauf weiter gehen sollte.

Beim Level 3 fand ich mich mit einigen bekannten Gesichtern zusammen in Navis in den Tuxer Alpen ein. Die Freude, die bereits lieb gewonnenen Teilnehmer*innen der vergangenen Levels wiederzusehen, war immens und die neuen Teilnehmer*innen wurden ebenso schnell ins Herz geschlossen. Auch unsere Trainerin Gitti und unseren Bergführer Berni kannte ich bereits von den vorherigen Levels. Mit dem Hubird in Navis hatten wir eine geniale Unterkunft, wo wir herzlichst empfangen und umsorgt wurden und auch kulinarisch im siebten Himmel schwebten.

Gemeinsames Klären von Unsicherheiten

Beim Backcountry Pro ging es nun endgültig darum, Touren selbstständig zu planen und durchzuführen. Wir begannen bereits am ersten Abend in Dreiergruppen, unterschiedliche Touren zu planen und uns zu überlegen, für welchen Tag, und somit welche Verhältnisse, diese geeignet sein könnten. Dann berieten wir jeweils am Vorabend oder bei besonders unsicherer Wetterprognose am selben morgen, wohin es nun gehen sollte. Unsicherheiten, die beim Kartenlesen oder bezüglich der Zeitplanung aufkamen, wurden gemeinsam in der Gruppe und mit Ratschlägen unseres Bergführers und unserer Trainerin aufgeklärt.

Die Planungsteams waren dann auch gleichzeitig die Leiter „ihrer“ Tour, Gitti und Berni hielten sich, wenn sie nicht gerade eine Übung für uns parat hatten oder wir aktiv um Rat baten, im Hintergrund. Ihr Feedback gab es erst nach der Tour.

Das erste Mal mit der neuen Gruppe unterwegs, gab es auch gleich Unstimmigkeiten. Obwohl es eigentlich drei Leiter gab, die das Sagen hatten, wurde jede noch so unbedeutende Entscheidung angezweifelt, es wurde wild diskutiert und am Ende wenig gegangen oder gefahren. Am Abend gab es dazu dann von unseren Mentoren eine klares Feedback über Verhalten in der Gruppe, vor allem in einer so großen Gruppe.

Etwas geerdet und mit diesen Rückmeldungen im Hinterkopf liefen die folgenden Touren deutlich harmonischer ab. Die Bedingungen stellten uns viele knifflige Entscheidungssituationen bereit. Nicht zuletzt wegen des instabilen Wetters war unsere Kreativität oft gefragt und geplante Touren wurden mit viel Improvisationstalent umgestaltet. Der limitierende Faktor war nicht immer die Umwelt, auch die persönlichen Grenzen einzelner Gruppenmitglieder sollten uns von dem einen oder anderen Gipfelziel abhalten und neue Alternativen aufzeigen.

Passend zu der Wettersituation, die nie Langeweile aufkommen ließ, baten wir unseren Bergführer Berni dann auch um eine kleine Nachhilfestunde zum Thema Bergwetter. Wir hörten also gespannt zu, wo der Unterschied zwischen Warm- und Kaltfronten liegt und was diese für uns als Wintersportler bedeuten.

Immer wieder faszinierend bei risk´n´fun: Die Gruppe

Wie bei jedem risk’n’fun Level hat mich auch dieses Mal fasziniert, wie aus einer total heterogenen Gruppe, in der am Anfang doch jeder seine eigenen Vorstellungen und Präferenzen durchsetzen wollte, eine Gruppe wurde, die wirklich als Team agierte. Unsere Alphatiere wurden mit der Zeit ruhiger und entspannter, und unsere anfangs etwas zurückhaltenden Mädels gingen mehr und mehr aus sich heraus und übernahmen Verantwortung für die Gruppe.

Es geht doch am Berg mehr um die persönliche Entwicklung als um ein sozusagen absolutes Niveau. Wir haben alle unterschiedliche Voraussetzungen, sowohl technisch als auch mental. Wir haben unterschiedliche Komfortzonen und unterschiedliche Ambitionen. Und dann kommt auch noch die Tagesform dazu. All das in immer wieder neu zusammengewürfelten Gruppen aufeinanderprallen und sich dann angleichen zu lassen, ist eines der Dinge, die ich an risk’n’fun wahnsinnig schätze. Dies legt immer wieder Gruppendynamiken offen, die wir oftmals überhaupt nicht wahrnehmen, wenn wir immer mit denselben Partnern unterwegs sind.

Teil 2 folgt demnächst!

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