Der Alleingänger. Den meisten läuft es jetzt schon kalt über den Buckel. Die negativen Assoziationen zu diesem Schlagwort haben ganz klar die Überhand wenn man es mit Alpinismus - oder allgemein mit „Bergen" – verbindet. Warum? Und warum sollte man sich Gedanken darüber machen? Eines sollte doch klar sein: Am Berg hat man einfach nicht alleine unterwegs zu sein, oder? Eine Bestandsaufnahme.
Ich gehe jeden Winter +/- 140 Skitouren, davon etwa 120 abseits von Pisten und von diesen etwa drei Viertel alleine – der Hund als Begleiter zählt in diesem Fall ja leider nicht. Das klingt nach viel Einsamkeit und Verlassenheit, für andere eventuell nach Egoismus oder Individualismus. Wiederum andere sagen einem „Außenseitertum" nach. Vorweg: Jeder Aspekt trägt seinen Teil zu meinen Alleingängen bei – aber es hängt noch sehr viel mehr daran!
Es beginnt mit der Zeitplanung: Als Student kann ich es mir so einteilen, dass ich unter der Woche vormittags oft in die Berge komme. In meinem Freundeskreis befinden sich die meisten aber im Arbeitsleben und können mir so keine Gesellschaft leisten. Das Wochenende ist bekanntlich immer kurz, oft genug mit Skitouren-unfreundlichen Wetterverhältnissen gesegnet und außerdem muss der fleißige Steuerzahler dann oft Erledigungen einplanen, die werktags liegen bleiben.
Weiter geht es mit dem technischen und konditionellen Niveau. Wenn man derart viel unterwegs ist, können nicht mehr viele mithalten – leider. Eine Tour im, subjektiv, ganz gemütlichen Tempo mit Freunden bringt Abwechslung – aber jede Tour mit Nasenatmung zu beschreiten, ist für jemanden mit sportlichen Ambitionen ebenfalls uninteressant. Hier kommt der Egoismus ins Spiel. Ich gehe nicht mehr so gerne mit schwächeren Kollegen – auch, wenn wir gut auskommen. Das „Rücksicht nehmen" fällt nicht immer leicht, wenn man ein gewisses Niveau erreicht hat. Mit diesen zwei Punkten sind bereits 99% der Tourengeher als potentielle Partner ausgeschlossen.
Ich habe mit dem Bergsport mit 16 begonnen. Damals gab es kaum jemanden, der mitziehen wollte, wohl altersbedingt. So war ich von Anfang an viel alleine unterwegs. Meine Eltern sind (waren) ebenfalls begeisterte Bergler. Bei ihnen fehlt inzwischen berufsbedingt die Zeit dazu. Darum bin ich alleine losgezogen, immer begleitet von den Ratschlägen meines Vaters. So hat sich wahrscheinlich auch ein gewisser Gewöhnungseffekt gegenüber dem Allein-sein eingestellt.