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Safety-Themen

PartnerNews | Das Safety Academy Lab Snow

Ein Einblick in die digitale Ausbildungsplattform für Lawinensicherheit

von Sarah-Louise Schaary 20.02.2024
Immer mehr AbenteurerInnen sind von der Idee fasziniert, unberührte Natur abseits der überfüllten Pisten zu erkunden. Doch das Streben nach Freiheit und Abenteuer am Berg setzt eine intensive Auseinandersetzung mit Lawinenrisiken voraus. Das Safety Academy Lab Snow von Ortovox bietet nach einer umfassenden Überarbeitung im Jahr 2023 eine wertvolle und kostenlose Ressource, um das eigene Bewusstsein zum Thema Risikomanagement zu schärfen.

Im März 2023 haben wir euch bereits einen ersten Überblick über die digitale Ausbildungsplattform Lab Snow gegeben und über Praxiserfahrungen aus dem Lechtal berichtet. Nachdem PowderGuide auch dieses Jahr im Rahmen des Powderfestes eine offline Ortovox Safety Academy begleitet hat, möchten wir die Gelegenheit nutzen, auch das digitale Tool noch einmal genauer vorzustellen. Dieser Beitrag gibt euch inhaltliche Einblicke in die vier Kapitel des Lab Snow und motiviert dazu vielleicht selbst einmal einen Blick in die Ausbildungsplattform zu werfen.

Werbung // Dieser Beitrag ist Teil einer Werbepartnerschaft zwischen Ortovox und PowderGuide // Werbung 

Gebündeltes Fachwissen

In Kooperation mit dem deutschen und französischen Bergführerverband (VDBS & SNGM) sowie dem österreichischen Bergrettungsdienst (ÖBRD) präsentiert die interaktive Ausbildungsplattform Lab Snow, gemeinsam mit Profi-BergführerInnen und Sicherheits- sowie Erste-Hilfe-Experten, umfassende Schulungsinhalte zum Skitourengehen und Freeriden. Die multimediale Plattform bietet eine übersichtliche und verständliche Darstellung aller relevanten Sicherheitsaspekte, basierend auf dem neuesten Stand der Forschung. Die Plattform richtet sich dabei nicht nur an AnfängerInnen, sondern auch an fortgeschrittene TourengeherInnen und FreeriderInnen. Das komplexe Thema Lawinensicherheit wird für alle Könnensstufen in vier Kapiteln mit interaktiven Lernmodulen und Quizzes bereitgestellt. 17 Video-Tutorials rund um das Thema Skitourengehen und Freeriden ergänzen die Kapitel. So ermöglicht die süddeutsche Firma Ortovox nun auch einen digitalen Zugang zu wichtigem Bergwissen. Besonders erfreulich daran ist, dass die Ausbildungsplattform kostenfrei angeboten wird, um jedem Interessierten die Möglichkeit zu geben sich ortsungebunden und ohne finanzielle Barriere weiterzubilden.

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Die vier Kapitel von Lab Snow

Lawinenarten und deren Entstehung

Das erste Kapitel bearbeitet einige Grundlagen in drei Unterkapiteln: Lawinen-Wissen, lawinenbildende Faktoren und die 3x3 Filtermethode. Neben den verschiedenen Lawinenarten (Lockerschnee-, Schneebrett- & Gleitschneelawine), ihren Unterscheidungsmerkmalen und Auslösemechanismen widmet sich dieses Kapitel also auch den Faktoren, die zu Lawinen führen. Dazu gehören unter anderem die Verhältnisse (Wetter und Schneedecke), das Gelände und der Mensch und wie sie sich gegenseitig beeinflussen. Besonders der Faktor Mensch wird häufig als entscheidender Parameter für Lawinenunfälle vernachlässigt, obwohl 95% der Schneebretter von WintersportlerInnen selbst auslöst werden. Neben den "Hard Facts" wie Verhalten, Gruppengröße oder Können, spielen auch "Soft Skills" wie Gruppendynamik, Motivation und Erwartungen sowie mangelnde Kommunikation und Objektivität eine entscheidende Rolle und sollten nicht unterschätzt werden. Im dritten Unterkapitel werden Inhalte der 3x3 Filtermethode vermittelt, um Lawinengefahren besser erkennen zu können. Hier werden die drei bereits genannten Faktoren „Verhältnisse“, „Gelände“ und „Mensch“ jeweils in drei Phasen immer wieder neu beurteilt und zueinander in Bezug gebracht: (1) Zu Hause in Form der Tourenplanung, (2) vor Ort auf der Tour und schließlich (3) am Einzelhang, an dem die Entscheidung getroffen werden muss: „Go“ oder „No Go“.  

Planung und Risikomanagement

Im zweiten Kapitel wird auf die Tourenplanung, den Lawinenlagebericht, das Risikomanagement mittels GKMR und die Skitourenausrüstung eingegangen. Lab Snow gibt SkitourengeherInnen ebenfalls eine Checkliste mit an die Hand, um alle wichtigen Aspekte, vom Wetterbericht bis zur Kommunikation, bei der Planung zu beachten. Bei der Tourenplanung bilden der Lawinenlagebericht (LLB) und der Wetterbericht die Basis, wobei insbesondere die Gefahrenstufe und das Lawinenproblem bei der Auswahl des Tourengebiets entscheidend sind. Hier kann man lernen, wie die Gefahrenstufenskala (von 1 bis 5) zu verstehen ist.

Die Beurteilung der Gefahrenstufe setzt sich immer aus drei Merkmalen zusammen: die flächige Verteilung der Gefahrenstellen (Umfang), die Stabilität der Schneedecke (Auslösebereitschaft) und die zu erwartende Lawinengröße. Hier wird vor allem hervorgehoben, dass die verschiedenen Kombinationen dieser Merkmale zu derselben Beurteilung der Gefahrenstufen führen können. Daher ist es in der Praxis besonders wichtig die detaillierte Informationen zu den Merkmalen zu lesen, statt bloß die abstrakte Zahl der allgemeinen Gefahrenstufe zu beachten. Angaben wie die Exposition, die Höhe und in welchen Geländeformen die Gefahrenstellen erwartet werden, sind daher von größter Bedeutung bei der Tourenplanung. Ebenfalls erklärt werden die fünf verschiedenen Lawinenprobleme, welche standardisiert im Lawinenlagebericht angegeben werden (Neuschneeproblem, Triebschneeproblem, Altschneeproblem, Nassschnee-/Temperaturproblem, Gleitschneeproblem). Lab Snow stellt hier praktischerweise nochmal eine Matrix zum Download zur Verfügung, in der die relevanten Informationen strukturiert eingetragen und als Spickzettel mit auf die Tour genommen werden können.

Im dritten Unterkapitel der Tourenplanung wird das Risikomanagement mit der GKMR-Methode erklärt. Hier bestimmen die drei Aspekte Gefahr (G), Konsequenzen (K) und Maßnahmen (M) das Risiko (R), ob eine „Go“ oder „No-Go“ Entscheidung getroffen wird.  Die Gefahr steht für die Auslösewahrscheinlichkeit und die Konsequenzen schätzen die Folgen einer Lawine ab. Mit den Maßnahmen sollen die Auslösewahrscheinlichkeit und die Konsequenzen reduziert werden. Daraus ergibt sich, wie risikoreich das Vorhaben ist. Lab Snow geht hier auf alle einzelnen Parameter genauer ein und erklärt, welche Aspekte sie jeweils umfassen. Auch die Hangneigung und wie sie bei der Planung mit einbezogen werden sollte, wird an einem Planungsbeispiel dargestellt.

Zu guter Letzt wird noch auf die Skiausrüstung eingegangen, welche sich aus Hardgoods wie Ski, Bindung, Schuhe, Stöcke, Felle, aber auch aus der Notfallausrüstung (LVS-Gerät, Schaufel, Sonde), der Bekleidung und einem passenden Rucksack zusammensetzt.

Auf Tour und Blick in die Schneedecke

Im dritten Kapitel wird das Thema verantwortungsvolles Risikomanagement im Gelände behandelt, was der zweiten Ebene der 3x3 Filtermethode entspricht. Dabei werden Aspekte wie die Durchführung eines LVS-Checks, die Erkennung von Alarmzeichen, die Beurteilung von Lawinenproblemen vor Ort und die Anwendung der GKMR-Methode auf Tour beleuchtet. Zusätzlich behandelt dieses Kapitel ausführlich das Thema Schneeprofile und erklärt, welche Informationen durch die Untersuchung der Schneedecke gewonnen werden können.

Zunächst ist es wichtig, einen Vorortcheck durchzuführen. Vor Start der Tour und im Gelände sollte überprüft werden, ob alle Annahmen aus der Planung zutreffen und die Tour bei Abweichungen gegebenenfalls angepasst werden muss. Das Lab Snow bietet hierfür einige Leitfragen, die bei der Beurteilung helfen können. Außerdem wird eindrücklich das richtige Vorgehen beim LVS-Check erklärt, wobei zwischen dem großen und kleinen LVS-Check unterschieden wird. Sind alle Safety-Maßnahmen abgeschlossen, kann die Tour losgehen. Während der Tour gilt das Prinzip „Augen und Ohren auf“, um die drei lawinenbildenden Faktoren weiterhin zu beachten und Alarmzeichen zu erkennen. Dazu gehören frische Lawinenabgänge, Wummgeräusche und Risse in der Schneedecke beim Spuren. Bei Beobachtung dieser, sollte unbedingt ein defensives Verhalten gewählt werden, also unter anderem in einer Hangneigung von unter 30° geblieben werden. Zudem gilt es, die aus dem Lawinenbericht entnommenen zu erwartenden Lawinenprobleme vor Ort zu bewerten. Lab Snow gibt auch hier Tipps, wie die einzelnen Lawinenprobleme zu erkennen und einzuschätzen sind. Zudem werden die Windzeichen hier erklärt.

Im nächsten Abschnitt wird die GKMR-Methode (Gefahr + Kompetenz - Maßnahmen = Risiko) als eine der entscheidenden Bewertungsmethoden im Gelände erneut detailliert erläutert. Vor allem verschiedene Strategien und Werkzeuge, die bei Entscheidungsprozessen im Gelände helfen sollen, werden in Lab Snow anschaulich erläutert. Es werden zwei Methoden vorgestellt – eine für erfahrene und eine für fortgeschrittene AnwenderInnen.

Das Kapitel geht außerdem darauf ein, warum Schneeprofile und Schneedeckentests neben groben, allgemeinen Verhaltensregeln und datenbasierten Methoden lohnenswert sein können. Lab Snow stellt die verschiedene Schneedeckentests und ihre Vorteile vor. Besonders bei einem Altschneeproblem kann ein Blick in die Schneedecke sehr aufschlussreich sein, da die lokale Gefahr am Einzelhang deutlich von der regionalen Gefahrenstufe abweichen kann. Lab Snow zeigt auf, welche Aspekte bei der korrekten Anlage eines Schneeprofils wichtig sind, damit dieses auch Aussagekraft hat. Es führt dabei in mehreren Schritten an die Durchführung und Bewertung eines Schneeprofils heran. Hier gilt: „Übung macht den Meister“, damit es in Zukunft in 5 Minuten auf jeder Tour gut durchgeführt werden kann.  

Zuletzt bietet das Unterkapitel "Naturverträgliches Skitourengehen" spannende und wichtige Inhalte, um sich über den eigenen Fußabdruck im Gelände bewusst zu werden. Hierfür gibt Ortovox ebenfalls in seinem Protact Academy Lab Tipps, Tricks und Tools an die Hand, welches wohl einen eigenen Artikel wert wäre …

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Kameradenhilfe, Erste Hilfe & Professionelle Rettung

Im besten Fall erkennt man lawinengefährdetes Gelände rechtzeitig und meidet es. Sollte dennoch ein Lawinenabgang eintreten, ist es entscheidend, dass alle Beteiligten genau wissen, wie sie reagieren müssen und schnell handeln. Kapitel vier widmet sich ausführlich allen Aspekten der Lawinenrettung - von der Kameradenhilfe, einschließlich Notruf, LVS-Suche, Sondieren und Schaufeln, bis hin zur Ersten Hilfe und der Einbindung professioneller Bergrettungsteams.

Ruhe zu bewahren und einen Überblick zu behalten, mag der naheliegendste, jedoch auch herausforderndste Teil der Lawinenrettung sein. Daher ist es ratsam, dass die erfahrenste Person die Koordination übernimmt. Lab Snow gibt detaillierte Informationen über die verschiedenen Koordinationsschritte der Kameradenrettung. Dazu gehört das Einteilen der Suchenden und Helfenden, das Umschalten der LVS-Geräte und das Absetzen des Notrufs. Weiter geht es mit dem korrekten Ablauf der Verschüttetensuche, von der Grob- bis zur Feinsuche. Die Verschüttetensuche teilt sich in vier Suchphasen: Die Signalsuche, Grobsuche, Feinsuche und Punktortung, welche wiederum in Kameradenrettung mit einem Suchenden oder mehreren Suchenden differenziert werden. Lab Snow erklärt die Phasen nochmals im Detail. Von allen Phasen ist das Ausschaufeln meist der zeitaufwendigste Teil der Rettung, weshalb Lab Snow auch hier Strategien für Gruppengrößen von ein bis vier Personen aufzeigt.

Bei den Erste-Hilfe-Maßnahmen nach der Lawine hat die Sicherung von freien Atemwegen die höchste Priorität, weshalb der Kopf so schnell wie möglich freigelegt werden sollte. Lab Snow erklärt die Unterteilung, ob die verunfallte Person ansprechbar oder nicht ansprechbar ist und zeigt unmittelbare nächste Schritte auf. Nach der Bergung spielen Wärmeerhalt und psychische Betreuung eine zentrale Rolle. Lab Snow bietet außerdem noch wichtige Informationen zur organisierten Bergrettung. Dazu gehören Suchmethoden und Rettungsmaßnahmen mit Lawinensuchhunden, Sondierketten und weiteren Hilfsmitteln. Es ist hilfreich, sich auch diese Informationen zu Gemüte zu führen, um im Ernstfall nicht durch Fehlverhalten für Störungen bei der Suche zu sorgen.

Das Safety Academy Lab Snow bietet SkitourengeherInnen und FreeriderInnen eine wertvolle Gelegenheit, ihre Abenteuer im Gelände mit erhöhter Sicherheit und einem tieferen Verständnis zu erleben. Warum nicht selbst einen Blick darauf werfen? Vielleicht ja als sinnvoller Zeitvertreib, bis der nächste Powder Alarm wieder losgeht…

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