Es gibt ein Foto von mir, da stehe ich in kurzen Hosen lachend auf dem Rettenbachferner im Ötztal. Es muss irgendwann Anfang der 2000er Jahre gewesen sein. Wir waren im Sommer auf dem Gletscher Skifahren. Die Dialektik des Augenblicks machte für mich den Reiz aus. Von der Skihose in die Shorts, nach dem Skifahren ab an den Badesee. Heute würde ich das als Hedonismus der frühen 2000er abtun. Heute wäre es wahrscheinlich auch gar nicht mehr möglich, im Sommer die Ski anzuschnallen. Schließlich haben wir es in diesem Winter schon schwer genug gehabt, an Weihnachten genug Schnee für ein paar Schwünge zu finden!
Am 2. Januar zeigte das Thermometer am Hohenpeißenberg in Bayern 18 Grad. Ein paar Wochen zuvor entbrannte rund um die Sendung „Jetzt red i“ vom Bayerischen Rundfunk die Diskussion, ob es angesichts von Klima- und Energiekrise noch sinnvoll ist, tieferliegende Skigebiete, wie es die meisten in Bayern sind, mit Hilfe staatlicher Fördergelder zu beschneien. Hubert Aiwanger, bayerischer Wirtschaftsminister der Freien Wähler, sprach sich in der Sendung klar für die Förderung aus. Sein Argument: "Wir können doch den Leuten nicht sagen: 'Bleib mit deinen Kindern zu Hause. Mach aus deinen Skiern Brennholz und geh in den Keller zum Weinen.'" Er meint damit wohl: Skifahren wollen die Leute eh und wenn es in Bayern nicht geht, dann fahren die Skiwilligen in die (beschneiten) Gebiete nach Österreich oder die Schweiz. Als Vertreter des Staates wolle er sie nicht an ihrem Spaß hindern. Aiwanger hat also Angst, dass das Geld der Skifahrenden anderswo ausgegeben wird und der bayerische Tourismus nichts davon abbekommt. Kann man aus Sicht des Wirtschaftsministers so sehen.
Die Krisen reichen sich mittlerweile die Hand und zwei, die vor allem den Skitourismus betreffen, machen in diesem Winter gemeinsame Sache: Die Klima- und Energiekrise. Energie ist so teuer wie nie und auch die Temperaturen rund um Weihnachten scheinen so hoch wie noch nie. Das Resultat sind ausgeschaltete Sitzheizungen in den Sesselliften und weiße, aber schmälere Pistenbänder über grüne Wiesen. Kann bzw. darf man die derzeitige Situation so eindimensional betrachten wie Hubert Aiwanger es tut?