Was also tun mit der ersten Schnee von morgen Ausgabe im neuen Jahr? Die Kolumne ist thematisch breit, der vielbemühte Überbegriff Nachhaltigkeit ist es ebenfalls. Eine Liste mit den Extremwetterereignissen von 2020 – nüchtern aufgezählte Katastrophen, die nicht Corona heißen? Oder doch was philosophischeres? Mir will kein passendes Jahreswechsel-Klima-Corona-Winter-Nachhaltigkeits Fazit einfallen.
Die Vorstellung, dass wir uns durch Corona auf die wesentlichen Dinge besinnen werden, weniger durch die Welt fliegen und so irgendwie nebenbei das Klima retten, ist mir zu seifenblasig. Ich kann an mir selbst diesbezüglich keinen wesentlichen Gesinnungswandel feststellen: Ich habe 2020 gelernt, im Sauerteigbacken eine gewisse Befriedung zu finden, aber ich würde auch echt gern mal wieder in Urlaub fliegen. Ich hätte dabei etwa die gleiche Menge schlechtes Gewissen wie vorher auch schon. Das alte Seuchenjahr wird nahtlos übergehen in ein neues Seuchenjahr, aber jetzt mit Impfstoff. Die Temperaturen werden weiter steigen, mit allen Konsequenzen. Hier fällt es schwerer, ein positives "Aber" zu finden.
In der Bubble des akademischen Meta-Diskurses zu Kilmawandelkommunikation gibt es wiederkehrende Streitthemen. Ein solches ist die Frage, wie sehr man sich bemühen sollte, stets ein positives "Aber" zu finden. Muss man Hoffnung vermitteln, wenn man auf die Dringlichkeit des Problems hinweist? Angst kann schließlich auch sehr motivierend sein. Allerdings schlägt die Angstmotivation schnell in "jetzt erst recht"-Trotz oder nihilistische "eh wurscht"-Apathie um, wenn die Lage aussichtslos erscheint. Die Hoffnungsmotivierten schreiben Bücher und Gedichte über alles, was wir retten können. Das Lager der sogenannten "Doomer" hält es für verlogen, nicht auch die extremen Enden der Wahrscheinlichkeitsverteilung der möglichen Zukunkftsversionen zu besprechen.