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Schnee von morgen

Schnee von morgen | Citizen Science mit der Dreckspotz App

Natur genießen, Daten für die Wissenschaft sammeln und Preise gewinnen

von Klemens Weisleitner 19.12.2022
Forschende am Institut für Ökologie an der Universität Innsbruck untersuchen im Projekt Plastic.Alps die Auswirkungen von Plastikmüll auf die Tier- und Pflanzenwelt im Gebirge. In dieser Ausgabe von Schnee von morgen stellen sie das Projekt vor. Wenn ihr sie unterstützen wollt, könnt ihr mit der Citizen Science App "Dreckspotz" Müllfunde dokumentieren und dabei auch noch Preise abstauben! 

Wer im Gebirge Müll findet, kann dem Plastic.Alps Team dabei helfen, die Verschmutzungen mit einer Handy-App zu kartieren. Durch die erhobenen Daten können Müllmengen quantifiziert und Emissionsquellen in Bergregionen identifiziert werden. Ziel ist es, aus den gewonnenen Daten Handlungsempfehlungen für die Politik abzuleiten. Als kleine Motivation für die Teilnahme an dem Projekt werden die fleißigsten User der Dreckspotz-App mit Produkten von Patagonia belohnt.

"Littering" im Gebirge - Quellen und Auswirkungen

Wahrscheinlich haben wir es alle schon einmal erlebt: Wir erreichen bei einer Ski- oder Bergtour den Gipfel, ziehen uns um und packen endlich unseren Müsliriegel aus der Tasche. Dann passiert es: Die Plastikverpackung vom Müsliriegel fliegt durch die Lüfte! Dieses unbeabsichtigte (oder beabsichtigte) Hinterlassen von Müll in der Natur wird als "Littering" bezeichnet. Durch den steigenden Nutzungsdruck im Gebirge wird das immer bedeutender für die Umwelt.

Nicht nur die Quellen, sondern auch die Effekte von Littering sind sogar im Gebirge vielfältig. Zum Beispiel zerfällt Plastik durch extreme Bedingungen (Wind, Temperatur, UV-Strahlung) in immer kleinere Teile. Die Plastikteilchen können das Wachstum und die Entwicklung von Pflanzen und Tieren beeinträchtigen. Das hat negative Auswirkungen auf nahe gelegene Ökosysteme wie Fließgewässer, Hochgebirgsseen, aber auch Böden zur Folge. Plastikteilchen können die Nahrungsaufnahme von Wasserinsekten behindern. Es kommt auch vor, dass die kleinen Plastikteilchen unbeabsichtigt gefressen werden, da sie fälschlicherweise als Nahrung identifiziert werden. Dabei wird aber die Entwicklung von Lebewesen gestört, weil sie keine Nährstoffe aus ihrem Futter gewinnen können. Zusätzlich können Partikel Verletzungen verursachen und chemische Substanzen, die austreten, beeinflussen den Stoffwechsel von vielen Organismen. Sogar Pflanzen nehmen über ihre Wurzeln Plastik auf. Fließgewässerinsekten, Pflanzen und andere Tiere dienen als Nahrung für viele andere Lebewesen. Deshalb sammelt sich Plastik entlang der Nahrungskette an.

Plastik in der Umwelt landet auch auf unseren Tellern

Anthropogene Einflüsse wie das eingangs beschriebene Litteringbeispiel wirken sich nicht nur auf sensible Ökosysteme aus, sondern beeinflussen wiederum die Verursacher:innen. Der Mensch ist mittlerweile Teil dieses Plastikkreislaufs: Wir konsumieren bis zu 5 Gramm Plastik pro Woche – dies entspricht dem Gewicht einer Kreditkarte (Senathirajah & Palanisami, 2019). Kleinste Plastikpartikel wurden bereits in der Lunge, Plazenta, Muttermilch und im menschlichen Gehirn nachgewiesen. An deren Einfluss auf die Gesundheit wird derzeit intensiv geforscht. Plastikpartikel können unter Umständen auch die Entwicklung gefährlicher Krankheitserreger fördern. Wenn sich schädliche Mikroorganismen auf Plastikteilchen ansetzen und dort wachsen, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass sie später gegen Antibiotika resistent sind. Zu diesem Thema wird an der Universität Innsbruck ebenso geforscht.

Plastik im Hochgebirge ist gekommen, um zu bleiben

Tourismusregionen werben mit Aufnahmen und Beschreibungen von unberührten und unversehrten Landschaften. Diesem suggerierten Bild widersprechen jedoch eine Vielzahl wissenschaftlicher Studien: Es ist bereits bekannt, dass selbst auf den höchsten Berggipfeln der Erde Plastikpartikel nachweisbar sind. Belege dafür gibt es sogar vom Mount Everest. Plastikemissionen gibt es nicht erst seit einigen Jahren, sondern sind seit den 1950er Jahren, dem Startschuss der globalen Plastik-Massenproduktion, im Grönländischen Eisschild vorhanden. Viele Untersuchungen zeigen, dass selbst entlegenste Regionen vom Menschen über einen weitläufigen Transport über die Atmosphäre oder den Wasserkreislauf kontaminiert sind. Die globale Plastikproduktion steigt immer schneller, weshalb aktuell keine Trendumkehr in Sicht ist.

Dreckspotz App installieren und Littering im Gebirge dokumentieren

Citizen Science beschreibt die Zusammenarbeit von neugierigen Personen und Forschenden bei der Untersuchung von wissenschaftlichen Fragestellungen. Somit können gemeinsam Daten erhoben und analysiert werden.

Im Rahmen des Projektes Plastic.Alps der Universität Innsbruck (Institut für Ökologie) soll die Littering Situation im Gebirge untersucht werden. Dieses Vorhaben ist nur durch die Unterstützung von sogenannten Citizen Scientists möglich. Das bedeutet konkret, dass Naturbegeisterte bei ihren Aktivitäten im Gebirge aktiv Müll dokumentieren, mitnehmen und die Natur nachhaltig sauber halten können.

„Niemand weiß genau, wieviel Müll auf unseren Bergen liegt und aus welchen Quellen er stammt. Nur gemeinsam als Community lässt sich dieses Rätsel lösen.“ – Klemens Weisleitner PhD

Als Forschungswerkzeug für die Citizen Scientists kommt die Dreckspotz App zur Anwendung. Diese Littering App wurde von der Umweltschutzorganisation Global 2000 initiiert und an die Bedürfnisse des aktuellen Forschungsprojektes der Universität Innsbruck angepasst. Die Global 2000 Dreckspotz App ist sowohl im Google Playstore als auch im Apple Store verfügbar.

Im Zeitraum vom 19.12.2022 – 31.3.2023 kann jeder App User an der Dreckspotz Winter Challenge teilnehmen und Sachpreise des Plastic.Alps Projektpartners Patagonia gewinnen. Die fleißigsten Citizen Scientists werden im April 2023 direkt über die App über ihren Gewinn informiert.

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