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Schnee von morgen

Schnee von morgen | Eine Auszeit vom Menschen

Schutz der Wildtiere zwischen Eigenverantwortung und Schutzzonen

von Birgit Kantner (ÖAV) 14.02.2022
Als Freerider*innen und Snowboarder*innen genießen wir gerne die Natur abseits der reglementierten und abgesteckten Pisten. Der freie Flow, die eigene Linie ist immer wieder aufs Neue interessant. Mit mehr Freiheit kommt mehr Verantwortung für das eigene Tun. Dieser unwiderrufliche Zusammenhang ist entscheidend für das gedeihliche Miteinander in der winterlichen Naturlandschaft. Bevor also reglementiert werden muss, liegt es an uns, die richtigen Verhaltensweisen umzusetzen.

Dabei ist eines klar: wir können uns aussuchen, wo wir uns bewegen. Und wir bewegen uns im Lebensraum der Wildtiere. Die sind dort zu Hause. Wir nicht. Wir schlafen und essen wo anders. Also einfach den Hausverstand aktivieren, wie ein gern gesehener Gast denken und folgendes beachten:

  • Dämmerungszeiten sind kritisch für die Nahrungsaufnahme von vielen Wildtierarten. Also in dieser Zeit nicht unterwegs sein.
  • Nur weil die Stirnlampen nun schon so hell leuchten, heißt es nicht, dass es sinnvoll ist, in der Nacht unterwegs zu sein. Die Schattenwürfe durch den Lichtkegel (z.B. im Wald) irritieren Wildtiere und treiben sie in die Flucht.
  • Jegliche Irritation und Flucht führt zu Anstrengung und damit verbunden zu starkem Kalorienverbrauch. Der Rahmen zwischen OK und zu Grunde gehen ist im Winter für Wildtiere sehr schmal. Sie haben sich evolutionär über lange Zeit genaue spezialisierte Überlebensstrategien zugelegt. Das Split-Board ist erst seit kurzem Bestandteil der Evolutionsgeschichte.
  • Ein „Auweh, das ist mir jetzt unangenehm“ im Angesicht eines flüchtenden Tieres bring diesem leider nichts.

Somit gilt, bei der TourenPLANUNG auf Wildruhezonen zu achten, zu recherchieren ob es lokale Hinweise gibt und vernünftige Zeiten zu wählen! Wir können es uns aussuchen, die Wildtiere nicht.

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Apropos Planung: hier hilft alpenvereinaktiv.com, das Webportal und die App zur Tourenplanung der drei Alpenvereine ÖAV, DAV und AVS. Alle wichtigen Winter-Wildruhezonen sind hier eingezeichnet und bereits bei der Tourenauswahl bzw. –planung sichtbar.

Wichtige Maßnahmen, um auf die Lebensräume von Wildtieren Rücksicht zu nehmen, sind Schutzzonen oder Schongebiete - freiwillig geschaffene oder behördlich verordnete. Beide verfolgen den gleichen Sinn und Zweck: den Wildtieren einen störungsfreien Rückzugsraum zu bieten. Eine Auszeit von uns Menschen quasi. Dennoch geben wir Alpenvereine ersteren deutlich den Vorzug. Diese freiwilligen Schutzzonen werden nämlich im Rahmen von größeren Initiativen wie "Bergwelt Tirol – Miteinander erleben" oder "Respektiere Deine Grenzen" im Konsens mit allen Lebensraumpartner*innen eingerichtet und auch betreut.

Verordnete Wildschutzgebiete hingegen werden vom Jagdausübungsberechtigten beantragt und von der Behörde zum Schutz von Rot-und Rehwild eingerichtet. Meist im Bereich der Fütterungen. Leider ist die Begrifflichkeit in jedem Bundesland eine andere; in Österreich gelten neun Jagdgesetze in neun Bundesländern.

Während bei freiwilligen Schutzzonen an die Eigenverantwortlichkeit der Erholungssuchenden appelliert wird, diese nicht zu betreten, gilt bei den behördlich verordneten Gebieten ein Wegegebot. Dies bedeutet, diese Bereiche dürfen sehr wohl betreten werden, allerdings nur auf den offiziellen Wanderwegen, Langlaufloipen oder traditionellen Schneeschuh- und Skitourenrouten.

Gerade das Skitourengehen liegt voll im Trend, ob auf der Piste oder im freien Gelände. Die Pandemie hat diesen Verlauf noch zusätzlich befeuert. Pro Jahr werden ca. 550.000 Skitourenfelle weltweit verkauft und das Tourensegment nimmt im Handel ca. 40% der Gesamtproduktpalette ein. Ein Mehr an Outdoorbegeisterten bedeutet auch ein Mehr an Belastung, an Druck für die Natur als Lebensraum. Hermann Sonntag, GF im Naturpark Karwendel, beschreibt es in einem Artikel folgendermaßen: "Wir sind so viele. Da muss man aufpassen, dass die Natur nicht unter die Räder kommt." Die Maßnahmen, auf die Natur aufzupassen, sind vielfältig – dazu gibt es von der  Abteilung Raumplanung und Naturschutz des Österreichischen Alpenvereins bereits mehrere Berichte in der Rubrik „Schnee von morgen“. Diese könnt ihr weiterführend nachlesen.

Birgit Kantner ist Mitarbeiterin in der Abteilung Raumplanung und Naturschutz des Österreichischen Alpenvereins und freut sich als Ökologin über jede Wildtierbeobachtung.

Georg Rothwangl arbeitet im Team von alpenvereinaktiv.com, dem Tourenportal der Alpenvereine. Als Forstwirt und Jagdschutzorgan kann er mit sich selbst schimpfen, wenn er auf Skitour unterwegs ist.

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