Grundsätzlich kein Problem, es ist genug Platz für alle. Allerdings ist es ein Gebot der Stunde, die Regeln der „Gastfreundschaft“ zu beherzigen und auf die Bedürfnisse unserer tierischen Mitbewohner ein gewisses Maß an Rücksicht zu nehmen, vor allem im Winter, bei für Tiere zum Teil lebensbedrohlichen Verhältnissen.
Doch warum genau ist in der kalten Jahreszeit ein besonderes Augenmerk auf die Wildtiere zu legen? Warum richten wir freiwillige Wildruhezonen und behördlich verordnete Sperrgebiete ein? Warum sollen wir Grate und abgeblasene Windkanten meiden? Weil für die Tiere in freier Wildbahn der Winter die schwierigste Zeit im Jahresablauf ist. Ihr gesamter Jahreszyklus und verschiedene ausgeklügelte Strategien sind auf diese kritische Zeit abgestimmt – sie gilt es zu überleben. Einige legen sich ein dickes Winterfell oder Federkleid zu, andere fallen in Kältestarre oder machen einen Winterschlaf. Aber für alle heißt es dann: Energie sparen, wo es nur geht. Insbesondere aber heißt das: energiezehrende Flucht ist schlecht!
Ein kleiner Streifzug durch die Biologie und Physiologie unserer Lebensraumpartner trägt vielleicht zum Verständnis für manche Empfehlung bei.
Im Bergwald lebt das Rotwild, also die Hirsche, Kühe und Kälber. Diese Tiere polarisieren sehr, denn einerseits werden sie gefüttert, also gehegt und gepflegt und andererseits geschossen. Warum sollen wir also auf Jagdtrophäen Rücksicht nehmen? Oft taucht hier der Vorwurf auf, dass es dabei nur um das Eigeninteresse der Jagd gehe.
Ursprünglich war das Rotwild ein typischer Auenbewohner. Durch unsere Siedlungs- und Bautätigkeit haben wir diese Wildart jedoch von den Tallagen in den Bergwald getrieben. Mit gewissen Anpassungsstrategien kommt es nun auch mit den dortigen, teilweise unwirtlichen, Bedingungen zurecht. Es setzt dabei im Winter auf das Motto „Keine falsche Bewegung!“.