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Schnee von morgen

Schnee von morgen | Ist synthetische Isolation die umweltfreundlichere Alternative?

Gibt es nachhaltige "Plastikdaune"?

von Lisa Amenda 06.01.2020
Wasserabweisend. Wärmend. Und klein packbar. Aber gibt es die synthetischen Alternativen zu Daune auch in nachhaltig? Eine Spurensuche in den neuesten Entwicklungen aus dem Hause Primaloft, Polartec und Thinsulate.

Daune war früher hinsichtlich Isolation das Nonplusultra. Egal ob Schlafsack, Bettwäsche, Jacke oder Handschuhe. Wer ein Kleidungsstück besaß, das mit Daune wattiert war, konnte sich sicher sein, dass er sich die nächste Zeit keine Sorgen bezüglich Kälte machen musste. Die natürlichen Fasern würden das schon regeln. Doch je öfter man Daunenprodukte getragen hat, desto mehr wusste man auch über die negativen Seiten der feinen Federn Bescheid. Nässe ist zum Beispiel nicht unbedingt der Freund von Daune. Einmal drauf geregnet und die Isolation war dahin. Auch waschen geht eher umständlich von der Hand. Und wer sich einmal näher mit der Herkunft von konventioneller Daune beschäftigt hat, weiß auch, dass Tierwohl hier wohl nicht ganz oben auf der Liste steht.

Bis zu dem Tag als synthetische Isolation in die Kleiderschränke der Wintersportler Einzug hielt. Bei mir war das in Form einer roten Haglöfs-Jacke mit Primaloft-Isolation. Primaloft wurde ursprünglich als wasserabweisende, synthetische Alternative zur Daune für die US-Armee entwickelt. Heute steht die Firma vor allem für warme und vor allem auch wasserabweisende Lösungen in der Outdoorbranche. Und ist häufig das Synonym für synthetische Isolation. Zwar habe ich heute noch Daunen- und Kunstfaserprodukte, doch mit der Zeit haben die synthetischen Fasern der Daune den Rang abgelaufen. Angefangen hat damals alles mit dieser roten Jacke. So flauschig und zugleich unkompliziert hätte Daune niemals sein können. Doch wie sieht es mit der Nachhaltigkeit bei den Kunstfaserisolationen aus?

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Primaloft

Primaloft-Fasern bestehen aus Polyester-Mikrofasern. Diese speichern größere Mengen an Luft, dadurch bieten sie eine höhere Wärmeleistung und fühlen sich weicher an. Waren die Fasern zu Beginn aus neuem Polyester, hat Primaloft 2018 erstmals Isolationen aus 100 Prozent recyceltem Polyester vorgestellt. 2019 hat der US-Hersteller dann die Lebensdauer der Produkte noch einmal verlängert: Primaloft Bio ist die erste Synthetikfaser aus 100 Prozent Recyclingmaterial, die vollständig biologisch abbaubar und im Sinne echter Kreislaufwirtschaft erneuerbar ist. In der sogenannten Circular Economy liegt der Fokus auf der Abfallminimierung und der Wiederverwertung von Rohstoffen und das Modell gilt als nachhaltige Alternative zur klassischen linearen Wirtschaftsweise. Bisher haben noch keine Hersteller die neue Isolation in ihren Produkten, sie soll aber zur nächsten Wintersaison kommen.

Zudem hat Primaloft erst kürzlich die Partnerschaft mit Parley for the Oceans bekannt gegeben. Parley for the Oceans ist ein globales Netzwerk, in dem Hersteller und Entscheidungsträger aus verschiedensten Branchen zusammenkommen, um Aufmerksamkeit für die Schönheit der Meere und ihre Bedrohung zu schaffen. Bei der Partnerschaft der beiden soll jetzt Plastikmüll, der weltweit an Stränden und Küsten gesammelt wird, zu Isolationsmaterialien verarbeitet werden. Darüber hinaus will Primaloft in Zukunft nach eigenen Angaben Parleys A.I.R.-Strategie (Avoid. Reflect. Redesign.) umsetzen, um den eigenen Plastikfußabdruck weiter zu reduzieren.

Polartec

Wer hatte als Kind keinen von diesen klassischen Fleece-Pullis? Kuschlig und rein aus synthetischen Materialien. Wer hat’s erfunden? Richtig: Polartec. Bekannt wurde Polartec vor allem durch die frühe Zusammenarbeit mit Patagonia. Das US-amerikanische Unternehmen arbeitet kontinuierlich an neuen Stofftechnologien und hat sich bereits früh um den Einsatz von recycelten Materialien bemüht. Heute produziert Polartec vor allem Funktionsstoffe für Baselayer, Isolation und Wetterschutz. 2019 hat sich das Unternehmen außerdem im Rahmen ihres Eco Engineering Programms dazu verpflichtet, innerhalb der gesamten Produktlinie recycelte und biologisch abbaubare Materialien einzusetzen. In Zusammenarbeit mit zwei Materialspezialisten, Unifi und Intrinsic Advanced Materials, will Polartec vollständig recycelte und biologisch abbaubare Fleecestoffe und atmungsaktive, wasserdichte Membranen und Isolationsfüllungen entwickeln.

Zudem weiß Polartec um das Problem von Mikroplastik und hat sich deswegen an die Entwicklung eines weiteren Stoffs gemacht: Polartec Power Air. Die Funktionsfaser verspricht hervorragenden Wärmerückhalt und vor allem fünfmal weniger Faserverlust als andere Premium Midlayer Textilien. Ziel von Polartec war es, eine umweltfreundlichere Strickkonstruktion zu entwickeln. Die erste Version ähnelt in ihrem Aufbau einer Luftpolsterfolie mit einer Gitterstruktur auf der Innenseite, die für Wärmerückhalt und gleichzeitige Atmungsaktivität sorgt. Die glatte Außenseite reduziert Widerstand und verhindert Pilling. Der Stoff ist zudem aus recycelten Materialien wie beispielsweise PET-Flaschen gefertigt und wird von Herstellern wie Adidas, Mammut oder Houdini verwendet.

3M Thinsulate

Neben Primaloft und Polartec gibt es natürlich noch andere Hersteller auf dem Markt, die euch im kalten Sessellift nicht alleine in der Kälte stehen lassen. Einer ist zum Beispiel der US-Amerikaner Thinsulate. Er gehört zum Unternehmen 3M und seine Produkte werden seit den 1970er Jahren in Skibekleidung zur Isolation eingesetzt. Wie Primaloft besteht Thinsulate aus feinsten Polyesterfasern und es ist seit 2019 auch in einer komplett recycelten Variante erhältlich: 3M Thinsulate 100% Recycelt Featherless Insulation. Für die neue Isolation wurden recycelte Thinsulate-Materialien in ihrer Struktur und Funktion überarbeitet und wiederverwendet.

Econyl

Zwar kein Isolationsmaterial, aber wenn wir hier schon über recycelte Kunstfasern sprechen, sollte ich euch Econyl nicht vorenthalten. Trend der letzten Jahre in der Outdoorbranche war der Einsatz von sogenannten regenerierten Materialien. Allen voran Econyl. Das ist eine zu 100 Prozent regenerierte und regenerative Nylonfaser, die aus Nylonabfällen, wie zum Beispiel ausgedienten Fischernetzen, von dem italienischen Produzenten Aquafil hergestellt wird. Partner aus der ganzen Welt versorgen Aquafil durch ein eigens eingeführtes Rücknahmeprogramm mit solchen Abfällen aus Deponien und Ozeanen, die dann in mehreren Verarbeitungsschritten zu neuen Nylonfasern gearbeitet werden. Funktionsunterschiede gibt es dabei zu neuen Nylonfasern keine. Sie können allerdings immer wieder recycelt und neu geformt werden. So werden nach Angaben von Aquafil mit 10.000 Tonnen Econyl rund 70.000 Fässer Rohöl und 57.100 Tonnen CO2-Emissionen im Vergleich zu neuem Nylon eingespart. Immer mehr Hersteller setzen auf das italienische Garn, Prana zum Beispiel im Bereich Badebekleidung oder Dachstein im Bereich Schuhe.

Die Crux liegt im Detail

Wenn ihr euch jetzt fragt, ob ihr wirklich bei jedem Kleidungsstück, das ihr kaufen wollt, anfangen müsst die Etiketten zu lesen? Dann lautet die Antwort leider: Ja! Kauft ihr im Online Shop, sollte in der Produktbeschreibung vermerkt sein, aus welchem Material die Isolation ist. Da steht auch dabei, ob und wenn ja zu welchem Anteil sie aus recycelten Materialien besteht. Bei immer mehr Shops könnt ihr außerdem vorab die entsprechenden Filter auswählen. Ansonsten findet ihr die Details auf dem Etikett.

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