Es scheint schon fast eine Glaubensfrage geworden zu sein: Naturfaser oder Synthetik. Egal was ich lese oder welchen Beitrag ich über sogenannte nachhaltige Materialien veröffentliche, es findet sich immer jemand, der es besser weiß. Ein Beitrag über Isolationsstoffe und schon lautet der Kommentar: „Wieso schreibst du nicht über Material XY, das ist viel nachhaltiger und erzeugt weniger Mikroplastik!“ Der nächste fühlt sich bei Merinowolle auf den Schlips getreten, weil sie aus Tasmanien stammt, und der übernächste? Who knows. Ich weiß ja, dass Nachhaltigkeit ein schwieriges - heißt sehr persönliches Thema - ist. Es betrifft den eigenen Lebensentwurf. Immer kommt irgendein daher gelaufener Schreiberling, der selbst nicht alles perfekt macht, der einem dann aber erzählen möchte, was man im Leben alles besser machen kann. Deswegen möchte ich zum heutigen Thema direkt sagen: Egal, ob ihr lieber Stoffe aus Naturfasern oder Synthetik kauft, perfekt machen könnt ihr es nicht. Ist doch auch was, oder? Wir können kaufen, was wir wollen, und können uns fröhlich zwischen mehr oder weniger Pestiziden oder mehr oder weniger Mikroplastik entscheiden. Oder mache ich es mir da etwa zu einfach?
Funktionsweise von Natur- und Synthetikfasern
Nun ja, fangen wir deshalb doch einfach einmal mit der Funktionsweise der Materialien an. Synthetikfasern sind seit jeher beliebt als Funktionsstoffe. Polyester und Polyamid nehmen kaum Feuchtigkeit auf, können je nach Webart allerdings Feuchtigkeit besonders schnell vom Körper wegtransportieren. Außerdem lässt sich durch spezielle Spinnverfahren die Isolierfähigkeit variieren und sie sind vor allem durch ihre glatte Oberfläche besonders hautfreundlich. Leider bleiben durch diese allerdings auch Bakterien besser haften und die Stoffe können ohne spezielle chemische Behandlung schneller riechen. Da Naturfasern sehr vielseitig sind und von Baumwolle über Hanf und Wolle vieles dazu zählt, ist es hier schwierig die Funktionsweise zu verallgemeinern. Während sich Merinowolle beispielsweise sehr gut als Funktionsmaterial eignet und Feuchtigkeit gut aufnehmen kann, kann Baumwolle das zum Beispiel nicht. Baumwolle ist dafür sehr hautfreundlich, wohingegen Merinowolle bei empfindlicher Haut auch kratzen kann. Einen Sieg nach Punkten gibt es hier wohl auch nicht. Doch wie sieht es in der Umweltbilanz aus?