Das Merinowolle cool ist, brauche ich hier wohl keinem zu erzählen. Sie ist angenehm zu tragen, transportiert Feuchtigkeit nach außen, wärmt und kühlt gleichzeitig und das allerbeste Argument, warum so viele Outdoorsportler auf Produkte aus Merino abfahren ist wohl: sie stinkt nicht. Wirklich gar nicht. Ein T-Shirt für mehrere Tage auf dem Bike oder auf Skitour - vollkommen ausreichend, wenn es aus Merino ist. Sogar zum Hoch- und Runterfahren!
Früher wollte ich das nie glauben: Mit einem Wollshirt zum Sport? No way! Wieso sollte man sonst schnell trocknendes Polyester erfunden haben?! Bis ich dann 2013 auf meiner allerersten Pressereise überhaupt zum Thema Merinowolle in den Stubaier Alpen unterwegs war. Als Ausstattung gab es ein Ortovox Longsleeve. Das sollte uns auf der Hüttentour begleiten. Als damalige Studentin war das mein erstes Merinoshirt. Preislich gesehen war sowas in meinem Studentenleben einfach nicht drin. Doch einmal angezogen, war ich wegen den besagten Gründen schon ziemlich angefixt.
Wolle ja – aber von glücklichen Schafen
Im Vorfeld habe ich mich dann intensiv mit der feinen Faser auseinandergesetzt und mir ist aufgefallen, dass das von mir mit Merinowolle assoziierte Bild von glücklichen Schafen auf grünen Wiesen nicht immer stimmt. Viel öfter kommt die Wolle von großen Farmen, zum Beispiel aus Australien, wo die Tiere auf viel zu engem Raum leben und unter anderem noch heute das umstrittene Mulesing praktiziert wird. Als Mulesing wird das Entfernen von Haut rund um den Schwanz und After von Schafen ohne Betäubung bezeichnet. Es wird häufig in Australien und Neuseeland angewandt, um den Befall von Fliegenmaden in diesen Hautfalten der Schafe zu vermeiden.
Das hat mich erschüttert und passte irgendwie nicht von meiner Idee eines umweltfreundlichen und nachhaltigen Lebensstils zusammen. Allerdings gibt es auch Firmen, denen das Tierwohl nicht völlig egal ist. Dazu gibt es, ähnlich wie bei Daune, verschiedene firmenübergreifende Standards, wie zum Beispiel den Responsible Wool Standard (RWS) oder ZQ Merino. Es gibt aber auch firmeneigene Standards. Wie zum Beispiel von Ortovox.
Merinowolle von Under down under
Seit 1988 verwendet das Taufkirchner Unternehmen Wolle. 1995 ging es mit Merinowolle los und 2011 kam Swisswool hinzu. Seit 2012 verwendet Ortovox ausschließlich Merinowolle aus Tasmanien. Weil die Wolle von dort nach eigenen Angaben besonders fein ist, da die Insel südlich von Australien so grün ist, sich kein Staub in der Wolle verfängt, die Schafe genügend zu fressen haben und so die Wollfaser gleichmäßig wächst. Ortovox hat sich zudem für Tasmanien entschieden, weil die Farmer die gleichen Werte teilen und sich selbstständig schon vor Jahren gegen Mulesing ausgesprochen und nach Alternativen gesucht haben. Deswegen werden jetzt zum Beispiel Schafe gezüchtet, die weniger Hautfalten um Schwanz und After haben, oder es wird eine zweite Schur der Wolle um den Schwanz gemacht – so können sich die Fliegen nicht so schnell einnisten.