Früher war für mich alles selbstverständlich. Der Sessellift. Die Ski unter meinen Füßen. Und dass hin und wieder neue Lifte gebaut werden. Ist doch schließlich gut, dann hat man noch mehr Möglichkeiten, mit Ski den Berg hinunter zu jagen. So mein zehnjähriges Ich. Ich muss zugeben, besonders viele Gedanken habe ich mir damals nicht um die Natur gemacht. Wie auch. Mit zehn Jahren hat man hauptsächlich im Kopf, wann und wo man wieder Skifahren kann und mit welchen Freunden man sich unter der Woche nach der Schule trifft. Aus. Fertig. Um mehr sollte sich ein zehnjähriges Kind, meiner Meinung nach, auch nicht kümmern müssen. Ich weiß auch gar nicht mehr genau, wann der Punkt gekommen ist, wo ich angefangen habe, Dinge zu hinterfragen.
Ich fand es zum Beispiel schon immer cool, dass man vom Rettenbach Gletscher in Sölden auf den Pitztaler Gletscher schauen konnte. Aber musste man die beiden deshalb gleich verbinden? Diese Idee von der Verbindung besteht ja zum Beispiel schon seit meinem zehnjährigen Ich. Also seit mehr als 23 Jahren. Aus rein egozentrischer Skifahrersicht hatte der Gedanke schon seinen Reiz, aber objektiv gesehen? Totaler Quatsch. Waren doch beide Gletscherskigebiete vollkommen ausreichend. Das war mir sogar damals schon klar.
Was ist wichtiger? Skispaß oder Pistenkilometer zu sammeln?
So ging es dann also weiter. Ich, unterwegs mit meinen Ski und die Skigebiete unterwegs mit Bagger und Planierraupe für noch mehr Pistenspaß. Aber war es das, warum ich mich jedes Wochenende ins Auto setzte, um 6 Uhr aufstand und mich bei Minusgraden in viel zu enge Skischuhe zwängte? Für noch mehr Superlativen? Für noch mehr Pistenkilometer, Verbindungsgondeln und höhere Transportkapazitäten? Ganz entschieden nein! Ich wollte einfach nur das prickelnde Gefühl von gefrorenen Wasserkristallen auf meiner Haut spüren, wenn ich einen Powderhang hinabfuhr, oder das messerscharfe Greifen meiner Kante auf einer frischpräparierten Piste. Musste ich dazu noch mehr Pisten haben? Nein! Und so kam es mir mit der Zeit immer seltsamer vor, dass Skigebiete ein anscheinend ständiges Streben nach Wachstum haben. Kaum einer schien sich mehr zufrieden zugeben. Es war ein immer mehr und immer größer.