Zum Inhalt springen

This page is also available in English.

Zur Powderguide-Startseite Zur Powderguide-Startseite
Schnee von morgen

Schnee von morgen | Was und wer ist eigentlich diese Nachhaltigkeit?

Die drei Säulen der Nachhaltigkeit: Ein Crashkurs

23.11.2020 • von Lisa Amenda
Nachhaltigkeit liegt nicht erst seit diesem Jahr im Trend. Heute muss alles grĂĽn, nachhaltig oder sustainable sein. Aber was bedeutet Nachhaltigkeit denn nun wirklich? Und wer hat sie erfunden?

Seit ein paar Jahren zeichnet sich auf der ISPO ein gewisser Trend ab. Angefangen hat alles mit dem Greenroom Voice und ein paar zusammengekratzten Ständen, die ihre nachhaltigen Produkte vorstellten. Ich, damals noch vollkommen unbedarft auf der Messe unterwegs, freute mich über jeden einzelnen Fitzel Nachhaltigkeit, den ich entdecken konnte. Bis es immer mehr wurde. Und mehr. Und ich bereits an der gleichen Stelle hier im letzten Jahr davon geschrieben habe, dass ich mir nach Sustainability Hub und PET-Flaschen und Müllbergen auf der Messe mehr Understatement wünsche. Ja, was will sie denn jetzt, denkst du dir vielleicht?

Tatsächlich freue ich mich riesig, wenn alles nachhaltiger wird. Wenn. Denn was ich mir vor allem wünsche, ist dass Leute nachhaltig verstehen was Nachhaltigkeit bedeutet. Und nicht, dass ich Sätze hören muss, wie: „Die sind voll nachhaltig, weil die stellen E-Bikes her.“ Naja. Du verstehst, was ich meine, oder?

Deswegen möchte ich den heutigen Beitrag zum Anlass nehmen und mit dir ĂĽber Nachhaltigkeit sprechen. Beziehungsweise darĂĽber, wo der Begriff ursprĂĽnglich herkommt, was er bedeutet und wie viele Formen der Nachhaltigkeit es eigentlich gibt. 

Schnee von morgen
presented by

Die Geschichte der Nachhaltigkeit

UrsprĂĽnglich kommt Nachhaltigkeit von „nachhalten“ und bedeutet soviel wie „längere Zeit andauern oder bleiben“. Erstmals wurde der Begriff 1713 von Hans Carl von Carlowitz in der Forstwirtschaft verwendet. Landwirtschaftliche Aktivitäten und zunehmender industrieller Holzbedarf hatten damals in vielen Regionen zu einer Ăśbernutzung der Wälder gefĂĽhrt. Die Holzbestände wurden knapp und so wurde unter nachhaltiger Forstwirtschaft eine Bewirtschaftung verstanden, die einerseits auf einen möglichst hohen, aber andererseits auch dauerhaften Holzertrag der Wälder zielte. Kurz gesagt, sollte pro Jahr nicht mehr Holz geschlagen werden als nachwächst. Und so wurden Ă–konomie und Ă–kologie in Einklang gebracht. 

Dieses Prinzip wurde das Vorbild fĂĽr alle späteren NachhaltigkeitsĂĽberlegungen. International bekannt wurde der Begriff dann ĂĽber 100 Jahre später durch die Erwähnung im Brundtland-Bericht von der Kommission fĂĽr Wirtschaft und Entwicklung der Vereinten Nationen aus dem Jahr 1987. Dort wurde Nachhaltigkeit definiert als: „Die BedĂĽrfnisse der Gegenwart befriedigen, ohne zu riskieren, dass kĂĽnftige Generationen ihre eigenen BedĂĽrfnisse nicht befriedigen können.“HeiĂźt also, dass wir heute hemmungslos im Powder fahren können und unsere Kinder und Enkelkinder, das in 30 oder 50 Jahren auch noch machen können. So steht die Nachhaltigkeit fĂĽr die aktive Ăśbernahme von Verantwortung fĂĽr alle kĂĽnftigen Generationen und setzt sich gleichzeitig mit Gerechtigkeitsfragen der heute lebenden Menschen auseinander. 

Ein weiterer Meilenstein in der Geschichte der nachhaltigen Entwicklung war die UN-Konferenz fĂĽr Umwelt und Entwicklung 1992 in Rio de Janeiro. Diese Konferenz gilt bis heute als zentrales Ereignis, weil sich dort die internationale Staatengemeinschaft verpflichtete, das Leitbild auf internationaler und nationaler Ebene umzusetzen. Das Ergebnis war die Agenda 21. Weitere Konferenzen und weitere MaĂźnahmenvereinbarungen folgten: Kyoto, Rio+20, Paris, New York. In New York wurden 2016 die viel beachteten 17 Sustainable Development Goals verabschiedet. 

Jetzt existiert das Leitbild der Nachhaltigkeit so also schon seit mehr als 30 Jahren und trotzdem sind viele Probleme bis heute ungelöst. Ein Grund dafür kann die Vielschichtigkeit der Nachhaltigkeit sein. Denn Nachhaltigkeit kümmert sich nicht nur um den Schutz der Umwelt.

Die drei Säulen der Nachhaltigkeit

Was viele nicht wissen und weshalb der Begriff Nachhaltigkeit vielleicht auch so inflationär benutzt wird, ist dass die Nachhaltigkeit eigentlich auf drei Säulen steht: Ökologie, Ökonomie und Soziales. In dem Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit wird davon ausgegangen, dass nachhaltige Entwicklung nur durch das gleichzeitige und vor allem gleichberechtigte Umsetzen der drei Säulen erreicht werden kann. Die einzelnen Säulen stehen dabei für:

  • Ă–kologie: Ă–kologisch nachhaltig zu leben wĂĽrde bedeuten, die natĂĽrlichen Ressourcen nur in dem MaĂźe zu nutzen wie sie sich auch wieder regenerieren können.
  • Ă–konomie: Hier geht es darum, dass eine Gesellschaft wirtschaftlich nicht ĂĽber ihre Verhältnisse lebt und sozusagen liquide bleibt und den ökonomischen Wohlstand auch fĂĽr Folgegenerationen sichert. 
  • Soziales: Diese Säule stellt den Menschen in den Mittelpunkt und fordert faire Behandlung, weniger soziale Konflikte. Nachhaltig agierende Staaten und Unternehmen sollten auĂźerdem gemeinwohlorientiert handeln.

Der größte Kritikpunkt an diesem Modell ist, dass es die vollständige Nachhaltigkeit in der Realität nicht gibt und sich im ursprĂĽnglichen Modell einzelne Säulen gegeneinander ausgleichen können. Zum Beispiel könnte so bei einer sehr gut laufenden Wirtschaft die Umwelt vernachlässigt werden. Das wäre zwar nach der Theorie eine „schwache Nachhaltigkeit“, aber im ursprĂĽnglichen Sinne des Modells okay. Aber es gibt auch Weiterentwicklungen wie das gewichtete Drei-Säulen-Modell. Um die groĂźe Bedeutung der Ă–kologie hervorzuheben, wird sie in dem Modell als Fundament mit den beiden Faktoren Ressourcen und Klima dargestellt. Auf dem Fundament stehen dann die Säulen Ă–konomie, Soziales und Kultur. Und das sind nicht die einzigen Weiterentwicklungen. 

Nachhaltigkeit ist vielschichtig

Aber jede einzelne Weiterentwicklung möchte ich dir hier gar nicht zeigen. Sondern ich wollte dir eigentlich nur ein Verständnis fĂĽr den Begriff vermitteln. Und verdeutlichen, dass es sich zwar in der Theorie alles einfach anhört, aber eben in der Praxis auch schwer umzusetzen ist. Und das merken wir ja schon an uns selbst, wenn wir uns das Ziel setzen, nachhaltiger zu leben. Deswegen kann auch jeder auf alles „nachhaltig“ und „grĂĽn“ drauf schreiben und so die Nachhaltigkeit nach seinem Verständnis auslegen. Wie viel Nachhaltigkeit dann aber wirklich noch drin steckt und vor allem wie viele Ressourcen dafĂĽr verschwendet wurden oder eben nicht, mĂĽssen wir dann wahrscheinlich doch im Kleingedruckten herausfinden. 

Fotogalerie

Ă„hnliche Artikel

Kommentare

Anmeldung

Wenn du noch kein Benutzerkonto bei uns hast, kannst du dich kostenlos registrieren.

Schnee von morgen
presented by