Nach den tollen Frühwinterverhältnissen in der ersten Dezemberwoche hat sich der Wind wieder einmal bemerkbar gemacht. Vor allem während eines Weststurms am Samstag, 14.12., wurde die Schneedecke in den Stubaier Alpen fast flächendeckend vom Wind bearbeitet – erodiert, verfrachtet, verpresst. Inzwischen hat eine mehrtägige „Hitzeperiode“ ihre Spuren hinterlassen. Der findige Wintersportler hat sich statt der von Windgangeln übersäten Oberfläche den ersten Firn gesucht. Inzwischen hat sich ein oberflächennahes, schwach ausgeprägtes Altschneeproblem in sonnseitigen Hängen entwickelt, das mit den kommenden Schneefällen durch die Bildung eines besser geeigneten Schneebretts oberhalb der Schwachschicht etwas prominenter werden könnte.
Profil: Sellrainer Sonnberg, 19.12.2019, S, 34°, 2480m
Das Profil wurde gegen Ende der „Hitzeperiode“ in einem steilen Südhang am Nachmittag auf knapp 2500m aufgenommen. Die Lufttemperatur beträgt während der Aufnahme +1,8°C und die Schneehöhenverteilung im Aufnahmegebiet ist sehr unregelmäßig durch den Windeinfluss. Die Schneedecke ist etwa 60cm mächtig und isotherm. Das heißt, sie ist von ganz oben bis ganz unten gleich temperiert. Theoretisch könnte man den Begriff „isotherm“ für jede Temperatur verwenden. Da Isothermie aber praktisch nur bei 0°C in einer natürlichen Schneedecke vorkommt, weiß man mit dem Wort sofort, dass die Schneedecke keine „Temperaturreserve“ mehr aufweist und damit durchgehend 0°C warm ist. Die ab nun zugeführte Energie wird, statt weiterer Erwärmung des Schnees, nur mehr zu einem Schmelzen der Schneekristalle führen.