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Das Schneeprofil wurde am 15. November am Zwieselbacher Rosskogel auf 3065m in den Stubaier Alpen aufgenommen. Es handelt sich dabei um einen 40° steilen Nordhang. Während der Profilaufnahme ist es leicht bewölkt, die Lufttemperatur befindet sich bei -1,4°C und es weht kein Wind.Â
Für das Profil wurden 16 Schichten per Hand herausgearbeitet, die sich auf einer Schneehöhe von 115cm verteilen. Die Schneehöhe ist übrigens die Dicke der Schneedecke lotrecht gemessen. Die Schneemächtigkeit wäre die Dicke der Schneedecke im rechten Winkel zum Untergrund gemessen.
Es handelt sich im oberen Bereich um eine Abfolge aus Schmelzkrusten (Brillensymbol) und mäßig aufbauend umgewandelten Schichten dazwischen (Quadrat-Symbol). Direkt an der Oberfläche finden wir Oberflächenreif mit einer Korngröße von drei bis 20 Millimetern, also schon riesige, plättchenförmige Kristalle. Dieser Oberflächenreif sitzt auf einer Schmelzkruste, die bereits teilweise merklich aufbauend umgewandelt wurde – darum befindet sich in der Brille teils ein Quadrat statt eines Kreises.Â
Unterhalb des fünfschichtigen Gebildes aus der deutlich aufbauend umgewandelten Schmelzkruste kommt eine extrem weiche (Härte 1, blauer Balken schlägt nur minimal nach links aus), ebenfalls aufbauend umgewandelte Schicht, die wir von 105cm bis 90cm sehen. Die kantigen Kristalle dieser Schicht sind 1 – 1,5 Millimeter groß. An der oberen Schichtgrenze zur Schmelzkruste gibt es fünf Nieten. Diese werden automatisch vom Schneeprofilprogramm berechnet und zeigen große Unterschiede zwischen den Schichten bei unter anderem Härte, Korngröße, Kornform an. An den Schichtgrenzen mit vielen Nieten kann man eher einen Bruch auslösen. Als Schneedeckentest wurde zweimal ein ECT – Extended Column Test - durchgeführt (siehe Bemerkungsfeld). Bei den insgesamt 30 Schlägen jedes ECTs konnte in der gesamten Schneedecke nur jeweils ein Bruch ausgelöst werden. Dafür aber bereits beim dritten beziehungsweise beim fünften Schlag mit dem Ergebnis ECTP. Das P steht dabei für Propagation und zeigt an, dass die Schwachschicht über die gesamte Breite von 90cm gebrochen ist, nicht nur unter dem Schaufelblatt wo man draufschlägt. Man spricht dabei von einer Bruchausbreitung.
Darunter finden wir dann noch einmal eine nur leicht ausgeprägte, kantige Schicht unterhalb einer noch schwächer ausgeprägten Kruste. Und unterhalb von ca. 65cm wird die Schneedecke dann deutlich härter und kompakter. Wir finden auch nur noch alte, aufbauend umgewandelte Schichten, die sich bereits wieder abbauend umwandeln konnten. Das sind dann die kantig-abgerundeten Kristalle zwischen den Krusten. Die unterste Schicht besteht aus rundkörnigem Schnee und Schmelzformen. Hier gibt es keine Hinweise auf die Bildung einer Altschneeschwachschicht.
Der Temperaturverlauf in der Schneedecke weist oben einen starken Gradienten mit einer Ă„nderung von -11,7°C auf -6,5°C auf etwa 15cm auf. Also 5,2°C Unterscheid auf nur 15cm. Darunter wird der Gradient steiler, also schwächer ausgeprägt. Zwischen der Messung von -6,5°C und -0,5°C am Boden liegt fast ein Meter Schnee. Der Gradient ist also nur 6°C/1m.Â