Die darauffolgenden Tage herrschte perfektes Skitourenwetter mit Sonnenschein und nicht allzu kalten Temperaturen, einzig die Schneequalität ließ sehr zu wünschen übrig.
Im Gelände war die Schneebeschaffenheit sehr variabel: Es gab teils eine lockere Schneeoberfläche, die sich aber hauptsächlich in Hängen mit dem vorherrschenden Altschneeproblem befand, sowie „firnartige“ Verhältnisse in steilen Sonnenhängen (von Firn kann man jetzt allerdings noch nicht sprechen), Bruchharsch, eine vom Wind bearbeitete, sehr wechselhafte Schneeoberfläche, Sulz in tieferen Lagen in der Sonne und gar nicht so schlecht zu fahrender Schnee im Waldbereich.
Was durch die Erwärmung mit der Schneedecke passierte, sehen wir uns anhand eines Schneeprofils an.
Profil 1:
Zwei Tage nach Einzug der Warmfront am 15.12.21 wurde das Schneeprofil in den zentralen Stubaier Alpen, am Kastner Berg, aufgenommen. Wir befinden uns auf einer Höhe von 2064 m in einem SO exponierten, 31° steilen Hang. Die Aufnahmezeit war 13:20 Uhr, die Sonneneinstrahlung hatte also schon recht starken Einfluss auf die Schneedecke.
Die Schichten:
Gelb:
An der Schneeoberfläche befindet sich eine Schmelzkruste, also eine Kruste, die aus Schmelzformen besteht. Die einzelnen Körner sind einen Millimeter groß und die Kruste ist mit einer Härte von 3-4 (ein Finger – Bleistift) auf der weicheren Seite. Dies liegt an der bereits lang einwirkenden Sonneneinstrahlung, die die Kruste durch Wärme aufgeweicht hat. Die Sonneneinstrahlung und die vorherrschenden Plusgrade der Umgebungsluft sind dafür verantwortlich, dass die Schneeoberfläche schwach feucht (2) ist (siehe erste Spalte).
Die morgens noch harte und gefrorene Schneeoberfläche wird im Laufe des Tages erwärmt und die Kristalle fangen an zu schmelzen, wodurch der Wassergehalt steigt. Schnee schmilzt, wenn er eine Temperatur von 0 °C erreicht.
Entstanden ist die Kruste durch die Warmfront vom 12. Auf den 13.12. Durch die warmen Temperaturen in Kombination mit leichtem Regen bis ca. 2000 - 2300 m wurde die Schneeoberfläche erwärmt und feucht. In den darauffolgenden Nächten kühlte es wieder ab und der Himmel klarte auf, dadurch fand ein Energieaustausch zwischen Schneedecke und der Atmosphäre statt (Abstrahlung). Die Oberfläche kühlte wieder ab und die Schichten, die einen Feuchtegehalt aufweisen, sind wieder gefroren. Dieser Prozess des Schmelzens und wieder Gefrierens wiederholt sich so lang die Temperaturen sich im Plusbereich befinden und klare Nächte vorherrschen. Sobald die Temperaturen auch untertags wieder in den minus Bereich wandern, ändert sich das, denn die Sonneneinstrahlung allein ist im Frühwinter noch zu wenig stark um die Schneedecke zu erwärmen.
Unterhalb der Schmelzkruste befindet sich eine dünne Schicht aus Schmelzformen. Auch diese Schicht ist schwach feucht (2). Die Körner sind einen Millimeter groß und mit einer Härte von 2-3 (vier Finger- ein Finger) ist sie weicher als die Kruste darüber.