Ausgangslage
Die Alpen liegen im Einfluss eines zumindest mehrere Tage beständigen Hochdruckgebietes. Es gibt kaum Bewölkung, klare Nächte und auf absehbare Zeit ist kein nennenswerter Niederschlag prognostiziert. In tiefen Lagen (< 1000m) liegt in den Ostalpen meist kein Schnee, in mittleren (1000m – 2000m) hauptsächlich schattseitig und in höheren und hochalpinen Gebieten (> 2000m bzw. > 3000m) finden wir nur eine dürftige Schneedecke. In ersteren geht man bestenfalls Wandern oder Grasskifahren, in zweiteren Schneestapfen und in letzteren hält man sich entweder in Skigebieten mit Kunstschneetouren fit, oder fährt Stein- und Spaltenslalom. Die Schneedecke beherbergt bereits einige Schwachschichten und Schmelzkrusten, die Oberfläche ist teils von Windkrusten, teils vom Wärmeeinbruch von Ende November verfestigt und hart beziehungsweise bruchharschig, nicht locker.
Wie funktioniert’s?
Zusammen mit dem derzeitigen Sonnenstand und nicht allzu warmen Temperaturen beginnt sich die Schneedecke nun zu verändern. Verantwortlich sind in erster Linie die Nächte: Die Schneeoberfläche kühlt durch die ausgehende Wärmestrahlung aufgrund des klaren Himmels massiv aus – weit unter die vorherrschende Lufttemperatur. Der große Temperaturunterschied zwischen dem relativ warmen, bodennahen Schnee und dem an der Oberfläche verursacht die aufbauende Umwandlung der gesamten Schneedecke. Zusätzlich bildet sich Oberflächenreif. Dieser entsteht nicht durch freien Wasserdampf aus der Schneedecke selbst, sondern aus der Luftfeuchtigkeit. Der Prozess funktioniert sehr ähnlich wie innerhalb der Schneedecke, nur kommt die Feuchtigkeit aus der Umgebungsluft: Der Wasserdampf aus der relativ wärmeren Luft "friert" an der Schneeoberfläche an (Deposition). Die Kristallformen des Oberflächenreifs ähneln in ihrer Erscheinung und in ihrer Auswirkung auf die Lawinengefahr (wenn eingeschneit) ebenfalls den Produkten der aufbauenden Umwandlung innerhalb der Schneedecke. Die oberste Schicht kann sich zeitgleich in kantige Kristalle umwandeln und an ihrer Grenze zur Luft Oberflächenreif ausbilden. Je kontinentaler das Klima geprägt ist (kalt, niederschlagsarm), desto eher bilden sich auf diese Weise Schwachschichten aus. Da inneralpine Gebirgsgruppen klimatisch trockener und aufgrund der höheren Berge kühler sind, bilden sich dort Schwachschichten ebenfalls stärker und häufiger aus als in randalpinen Gebieten. In einigen asiatischen Gebirgen kann man beispielsweise die Umwandlung der gesamten Schneedecke zu Schwimmschnee, nicht nur in einzelnen Schichten, wesentlich häufiger beobachten als in den Alpen.