Intro
Ich erinnere mich an diesen Tag genau. Die Wettervorhersage war vielversprechend, unsere Gruppe war groß, an der Tankstelle kaufte ich heiße Sojamilch für mein Müsli und wir fuhren in einem großen roten VW Bus. Die Vorfreude wuchs mit steigender Neuschneehöhe. Angekommen im Talende fanden wir uns in einer dieser Winterwelt-Schüttelschneekugeln. 30cm Neuschnee ohne Windeinfluss und kalt.
Tourenbeschreibung
Am Ende des Tales geht es vom Parkplatz auf ziemlich genau 1000 m.ü.N. flach los auf einer Loipe, die erst durch Tannenwald, dann durch offenes Gelände führt. An ihrem Ende überquert man einen Bach und steigt hoch in den Misch-Bergwald. Die Aufstiegsspur folgt einem Wanderweg. Im offenen Gelände danach erschließt sich die Krux: ein breiter Felsriegel steht erstmal im Weg. Man hat nun zwei Möglichkeiten, dem Sommerwanderweg weiter folgen, was immer noch bedeutet ,dass man einen Teil mit Ski am Rücken stapfen muss, oder den letzten Tobel des Tales hochstapfen.
Wir folgten im letzten Jahr einer Gruppe in den Tobel. Wir schlossen zur Gruppe auf, denn sie kamen nicht weiter und wirkten ratlos. Max ging auf Erkundungstour und ich fotografierte die bizarre Schnee- und Eis-welt des Tobels. Max kam zurück und während die andere Gruppe umkehrte, begannen wir durch die Felsen zu krabbeln und zu kraxeln, und vertrauten auf unsere Stöcke, bis wir wieder die Ski anschnallen konnten. Ein PowderGuide-Skistrap rettete dann Protti die Tour, als sein Fellkleber aufzugeben begann.
Es eröffnet sich dann ein Amphitheater an Bergketten mit ihren drei großen ski-baren Canalone, die Trilogie des Val Saisera: links Forcella Mosé, zentral Forcella Lavinal dell'Orso, und dann Huda Palizza. Umrahmt werden diese Rinnen von den höchsten Bergen der italienischen julischen Alpen, dem Jof Fuart, dem Foronon del Buinz, dem Terrarossa und schließlich dem Jof di Montasio. Man steigt nun weiter, von 1300 bis auf etwa 1900 m.ü.N. durch lichten Wald in offenes Gelände. Wer die Aufstiegsroute über den Winterwanderweg wie empfohlen wählt, muss noch zwei kleine Rücken queren und erreicht dann den immer steiler (25-35°) werdenden Bereich unterhalb der Felswände und Rinnen, ein perfektes Skigelände. Die Orientierung und Spurwahl ist nun einfach, weil man alles bestens einblicken kann. Die Rinne selbst ist um die 250 Höhenmeter lang und nur für die letzten 50 Höhenmeter muss man stapfen. Die maximale Steilheit wird auf 45 Grad geschätzt. Somit ist diese Rinne die flachste und kürzeste der Trilogie. Eine andere Gruppe kam uns entgegen, sie stiegen von der anderen Seite, d.h. von Sella Nevea auf, fuhren Lavinal dell'Orso ab, stiegen Mosé auf und kehrten dann zurück. Die Möglichkeiten sind vielfältig. In der Abfahrt durch die Rinne sollte man natürlich nicht stürzen, aber danach kann man die Ski laufen lassen, gerade mit so gutem Schnee wie wir ihn im letzten Jahr fanden. Wir stiegen aus Lust und Laune nochmal auf und wählten dann den zentralen Tobel für die Abfahrt. Das ist nicht zu empfehlen: nur mit etwas Glück aber immerhin auf Ski kamen wir durch. Es ist wiederum der Sommerwanderweg zur Abfahrt empfohlen!