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TourenTipps

TourenTipp | Lenzspitze Nordwand

Wunderschöne Steilwandabfahrt oberhalb von Saas-Fee

von Malte Schulz 28.02.2023
Sie gilt als eine der schönsten Eiswände der Alpen: Die Nordwand der Lenzspitze. Auch wenn in dem ehemals riesigen Eisschild oberhalb von Saas-Fee leider immer mehr Felsen zum Vorschein kommen, ist die Wand bei guter Schneelage und passenden Verhältnissen ein Traum für jeden Steilwandfahrer! Erstbefahren von Heini Holzer 1972, hat die Wand heutzutage dank den Filmen "Mission Steeps" und "La Liste" weiter an Bekanntheit gewonnen und wird bei passenden Bedingungen verhältnismäßig häufig befahren.

Aufstieg

Die allermeisten Aspirant:innen werden die knapp 2600 Höhenmeter bis zum Gipfel der Lenzspitze auf 2 Tage aufteilen. So geht es meist mit schwerem Gepäck am Rücken am ersten Tag zum Zwischenziel, der Mischabelhütte, auf 3340m. Hierzu wird nach dem Start vom Parkhaus am Rand von Saas-Fee erst mal der Ort durchquert, bevor anschließend der Wegbeschilderung Richtung Nordwesten gefolgt wird. Nach einer kurzen Bachüberquerung (in der Hüttensaison Brücke vorhanden) geht es in unzähligen Serpentinen steil nach oben. Es treffen die Wege aus dem Dorf und der Weg kommend von der Hannig-Bergstation zusammen (der Hüttenzustieg kann mit der Seilbahn um ca. 1h, 450hm verkürzt werden). Anschließend geht es am unteren Distelhorn vorbei weiter nach Nordwesten, bis der Weg auf einen Felsgrat nach oben zieht. Dort wechselt der Wegcharakter und es handelt sich nun um einen ausgesetzten, teils seilversicherten Steig, bei dem durchaus auch mal die Hände genutzt werden müssen. Eine kurze Leiter ist ebenfalls zu überwinden, bevor nach einem oft schweißtreibenden Aufstieg die Mischabelhütte mit altem und neuem Gebäude erreicht wird.

Am zweiten Tag geht es dann tief in der Nacht den Steig weiter Richtung Schwarzhorn. Steinmännchen und/oder Spuren im Schnee weisen den Weg. An geeigneter Stelle (auf ca. 3550m) wird der Felskamm in nordwestlichen Richtung verlassen und der Hohbalmgletscher betreten. Es empfiehlt sich, den Gletscher nicht zu weit unten zu betreten (je nach Schneelage große Gletscherspalten), sondern erst weiter oben auf dem flacheren Plateau. Auf dem Hohbalmgletscher geht es dann flach entlang Richtung Bergschrund. Vor dem Bergschrund steilt es etwas auf und beim Aufstieg mit Ski können bei sehr hartem Schnee Harscheisen nützlich sein (oder bereits hier der Wechsel auf Steigeisen). Der Bergschrund kann je nach Schneelage und Jahreszeit recht schwierig zu überwinden sein. Oftmals empfiehlt es sich, diesen eher auf der orografisch linken Seite (Lookers Right) zu überwinden. Ist dieses Hindernis überwunden, geht es in einer leicht diagonalen Linie dem Gipfel entgegen. Im unteren Teil sollte je nach Schneelage eine gute Linie durch gehen.

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Abfahrt

Für die Abfahrt sollte bereits im Aufstieg ein guter Blick auf die Schneebedingungen geworfen werden. Durch die nordostseitige Ausrichtung bekommt die Wand im Frühsommer sehr zeitig Sonne ab, je nach Temperatur und Jahreszeit ist eine frühe Abfahrt dringend zu empfehlen! Nicht nur um mögliche Nassschneerutsche zu vermeiden, sondern auch um Steinschlag aus dem Weg zu gehen, der vom Verbindungsgrat zum Nadelhorn runterkommt.

In der Abfahrt steht einem das gesamte Eisschild der Lenzspitze zur Verfügung. Wobei wie beim Aufstieg auch bei der Abfahrt meist einer diagonalen Linie Richtung Riders Left gefolgt wird, um nicht über dem senkrechten Felsabbruch im orografisch unteren rechten Teil der Nordwand zu landen. Der oberste Teil ist leicht konvex und minimal flacher, danach steilt es schnell auf über 50 Grad (ca. 50-53 Grad) auf. Ab der etwas felsigen Stufe im unteren Wanddrittel wird es wieder wenige Grad flacher, kann allerdings je nach Schneelage noch mal etwas Geschick bei der Routenwahl verlangen. Der Bergschrund lässt sich je nach Größe in der Abfahrt meist mit einem Sprung überwinden.

Mit etwas Schwung wird ohne großes Anschieben das Flachstück des Hohbalmgletschers überquert. Bei ausreichender Schneelage kann anschließend noch bis kurz vor die Mischabelhütte abgefahren werden. Dabei ist es empfehlenswert, sich aufgrund der Gletscherspalten möglichst am orografischen rechten Rand des Gletschers zu halten (nah an den Felsen) und etwas oberhalb der Hütte zum Felskamm zu traversieren. Ab dort geht es dann wieder zu Fuß über die Mischabelhütte den Aufstiegsweg entlang Richtung Tal.

Bei überdurchschnittlicher Schneelage und etwas früher in der Steilwandsaison gibt es noch weitere Abfahrtsvarianten, bei denen sich etwas Tragestrecke gespart werden kann. So kann beispielsweise der Fallgletscher abgefahren werden. Von der Hütte geht es dabei kurz in südwestlicher Richtung über eine Steilstufe in südlicher Richtung, um anschließend in west/südwestlicher Richtung zum Wanderweg zu traversieren. Dadurch wird sich der „Klettersteig“-Teil gespart. Allerdings ist hier Vorsicht angesagt, durch die Exposition (Süd und Südost) wird der Schnee sehr früh weich und anfällig für Nassschneerutsche. Im Zweifelsfall besser ab der Hütte zu Fuß über den Aufstiegsweg absteigen.

Nützliche Informationen

Die Nordostwand der Lenzspitze weist meist erst sehr spät im Winter eine ausreichende Schneedecke auf und ist ansonsten oft blank. In manchen Jahren ist die Wand auch gar nicht befahrbar. Der beste Zeitpunkt für eine Befahrung ist erfahrungsgemäß meist zwischen Mitte Mai und Mitte Juni. In manchen Jahren mit sehr verregneten Frühsommern ist die Wand aber auch noch bzw. erst Mitte Juli in befahrbaren Bedingungen. Die sehr nette Hüttenwirtin der Mischabelhütte (Maria Anthamatten) kann oftmals Informationen über die Bedingungen in der Wand geben.

Die Wand weist eine recht gleichmäßige Steilheit auf und besitzt bei guter Zeitplanung (früher Aufbruch & Abfahrt) recht wenig objektive Gefahren. Trotzdem sollte die Wand nicht unterschätzt werden, mit einer Steilheit zwischen 50 und 53 Grad und einer Wandhöhe von 550m ist Stürzen absolut verboten. Der Anspruch der Befahrung hängt sehr stark von den vorherrschenden Schneeverhältnissen ab. Bei harten und eisigen Bedingungen ist die Wand sehr anspruchsvoll, bei weichen und pulvrigen Verhältnissen ist die Wand für sehr geübte Steilwandfahrer:innen durchaus ein Genuss. Bei Blankeis ist bereits der Wanddurchstieg an sich eine alpinistische Herausforderung!

Vom Gipfel der Lenzspitze gibt es keinen leichten Weg runter. Falls auf die Befahrung aus welchen Gründen auch immer verzichtet werden muss, bleiben als Ausstiegsoptionen nur die Überschreitung zum Nadelhorn (Felskletterei, III Schwierigkeitsgrad und sehr ausgesetzt) oder ein Abstieg über die Wand.

Sowohl der Hüttenzustieg (bei Schneelage) als auch die Wand erfordern sichere Lawinenverhältnisse!

Die Mischabelhütte ist meist ab Mitte Juni bewirtschaftet. Früher in der Saison steht der Winterraum (altes Hüttengebäude) zur Verfügung. Dicker Schlafsack und Kochutensilien erforderlich, es gibt keinen Ofen!

Fatmap - 3D GPS-Track

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Beim Klick auf das "Flugzeug"-Symbol wird die Route von Start bis Ziel virtuell abgeflogen.

Hinweis: Der dargestelle GPS-Track dient ausschließlich zur Darstellung der Tour und kann Abweichungen zur tatsächlich begangenen Route enthalten!

Allgemeine Informationen

Talort: Saas Fee (1790m)

Hütte: Mischabelhütte (3340m)

Gipfel: Lenzspitze (4294m)

Aufstieg: 2600hm

Steilski Schwierigkeit: 5.3 E3

Gefälle: 50-53 Grad, 550m Wandhöhe

Erstbefahrung: Heini Holzer, 22.07.1972

Beste Jahreszeit: Mitte Mai – Mitte Juni

Dauer: Saas Fee – Mischabelhütte: ca. 4 - 4,5h

            Mischabelhütte – Lenzspitze ca. 3 - 6h (je nach Verhältnissen!)

          

Hinweis: Die PowderGuide TourenTipps sind allgemeine Beschreibungen von Touren, die uns subjektiv gut gefallen. Sie beziehen sich NICHT auf die aktuellen Verhältnisse! Lest den Wetter- und Lawinenlagebericht und richtet eure Tourenplanung danach.

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