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Wetterblog

Wetter-Wissen Teil 5: Lea Hartl erklärt Jetstream und Staulagen

Stauwarnung!

von Lea Hartl 17.02.2009
Die Welt der Wintersport-Freunde teilt sich bekanntermaßen in zwei Lager: Das der Saisonkartenbesitzer und das der Roadtripper. Die einen wohnen meist in relativer Nähe zu diesem oder jenem Skigebiet und geben sich gern der gelegentlichen Langeweile einer festen Bindung hin, die anderen dagegen sind flatterhaft und treulos – immer auf der Suche nach dem perfekten Spot mit den perfekten Bedingungen.

Die Welt der Wintersport-Freunde teilt sich bekanntermaßen in zwei Lager: Das der Saisonkartenbesitzer und das der Roadtripper. Die einen wohnen meist in relativer Nähe zu diesem oder jenem Skigebiet und geben sich gern der gelegentlichen Langeweile einer festen Bindung hin, die anderen dagegen sind flatterhaft und treulos – immer auf der Suche nach dem perfekten Spot mit den perfekten Bedingungen. Letzte Woche hat das Wetter berechtigter Weise in beiden Gruppen für Aufregung gesorgt. Die Saisonkartenbesitzer der Nordalpen beobachteten fingernagelkauend den Himmel, auf dass der vorhergesagte Nordstau doch endlich käme. Die Roadtripper versuchten sich währenddessen an logistischen Meisterleistungen und effektiven Kosten-Nutzen-Kompromissen aus Fahrzeit durch die Alpen und Neuschneemengen auf derer beider Seiten.

Der Jet macht das Wetter

 

In den mittleren Breiten der Nordhalbkugel, mit anderen Worten den Alpen, wird das Wetter maßgeblich durch die Lage des Jetstreams bestimmt: Ein Starkwindband in der oberen Atmosphäre, dass sich an der Luftmassengrenze zwischen polarer Kaltluft und warmer Subtropenluft bildet. Dieses Band verläuft nicht gleichmäßig um die Erdkugel, sondern in einer mehr oder weniger unregelmäßigen Wellenbewegung, im Drehsinn der Erdrotation (West nach Ost). In den so entstehenden, mit kalter Luft gefüllten, Wellentälern (Trögen) bilden sich Tiefdruckgebiete und darin eingelagerte Frontensysteme. Entscheidend für die in letzter Zeit so interessanten Staulagen ist immer die Anströmrichtung, die Richtung aus der die Schneewolken auf die Berge treffen. Wenn wir uns den Trog, als über die Alpen gelegtes U vorstellen, fließt die Luft daran entlang und zwar prinzipiell erst nach Süden, dann nach Osten und schließlich nach Norden. So kommt es zum Beispiel in Gegenden auf der Trogvorderseite (rechte Seite des U) zu Stau an der Alpen Südseite (Luft fließt das U "hinauf") und damit einhergehend oft zu Föhn im Norden. Schnell aufeinander folgende, gegensätzliche Wetterlagen, die sich so positiv auf die Schneelage allerorts auswirken, wie das Geschehen der letzten Tage, sind eher selten. Meist bekommt nur eine Seite etwas ab, während die andere leer ausgeht und höchstens neidisch über den Alpenhauptkamm schaut, während der Föhn wütet. Was ist also passiert? Ein Blick auf die Wetterkarten verrät uns mehr.

Die Stauniederschläge der letzten Woche

Im Bild zu sehen der Grund warum MSP und TGR ab dem Wochenende vom 7. und 8. Februar gleichzeitig in Alagna gedreht haben: Westitalien liegt trogvorderseitig genau in einer starken südlichen Anströmung.  

Drei Tage später, in der Karte vom Dienstag dem 10. Februar, sehen wir, wie dieses Tief nach Osten abgewandert ist: Es liegt jetzt über Griechenland und der Türkei. Währenddessen hat sich ein neues Tiefdruckgebilde vom nördlichen Atlantik herunter nach Südwesten über Frankreich geschoben. Unser U hat ein wenig die Form verloren, beziehungsweise wir haben zwei verschmelzende Us. Die Alpen liegen klar in einer Westanströmung (Luft fließt nach Osten). In entsprechenden Staulagen, wie etwa unbenannt bleibenden, kleinen Treeskiinggebieten im Wallis, schneit es jetzt kräftig.  

Dieses neue Tief prägt sich dann immer stärker nach Süden aus, während es großräumig nach Osten weiter wandert. Die Alpen geraten langsam auf die Trogrückseite, bzw. die linke Seite des U und in eine nördliche Anströmung (Luft fließt das U hinab). Der Nordstau ist da!  

Schneereicher Winter im Süden

Diesen Winter glänzt der Süden mit Schneemengen, wie sie seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen wurden. Eine Serie von Mittelmeertiefs und Wetterlagen, bei denen das erwähnte U relativ weit südwestlich zum liegen kommt, bescheren den Skigebieten von Westitalien bis zu den Karawanken einen Monsterdump nach dem anderen. Im Rekordwinter 2005/2006 dagegen, gab es eine scheinbar unendliche Reihe von Nordwestlagen und die Alpennordseite versank im Schnee. Wie solche großskaligen Muster zu Stande kommen, ist weitgehend unklar. Sicher ist aber, dass zumindest in gewissen Grenzen die Chancen auf Schnee besser sind, wenn bereits Schnee liegt. So bildet sich, vor allem in den Tälern, leichter eine mächtige Inversionsschicht. Wenn darauf nun feuchte Luft aus einer Warmfront aufgleitet, schneit es nicht nur weiter runter sondern meist auch deutlich mehr. Ansonsten bleibt zu sagen: Genug der Theorie, das Wetter macht sowieso was es will. Der nächste Trog mit großem Nordstaupotential steht in den Startlöchern und es wird Zeit die Saisonkarten zu nutzen oder einen Roadtrip zu starten. Wer nicht kommt zur rechten Zeit, der muss fahren was übrig bleibt!

Text: Lea Hartl

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