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Wetterblog

Wetter-Wissen 2: der Nordstau

Der Nordstau

von Lea Hartl 21.11.2008
Es gibt nicht wenige, die behaupten, sie könnten Schnee riechen. Ob es nun wirklich die arktische Kaltluft ist, die man erahnt, oder ob Väterchen Frost eine Duftkerze angezündet hat - wer weiß. Sicher ist, dass sich im Norden etwas zusammenbraut und wenn es die Alpen erreicht, werden wir alle im Schneechaos versinken. So wollen es zumindest die Wetterwarnungen in sämtlichen Medien.

Es gibt nicht wenige, die behaupten, sie könnten Schnee riechen. Ob es nun wirklich die arktische Kaltluft ist, die man erahnt, oder ob Väterchen Frost eine Duftkerze angezündet hat - wer weiß. Sicher ist, dass sich im Norden etwas zusammenbraut und wenn es die Alpen erreicht, werden wir alle im Schneechaos versinken. So wollen es zumindest die Wetterwarnungen in sämtlichen Medien.

Tatsächlich haben wir es mit einer beispielhaften Troglage über Mitteleuropa zu tun. Während sich über dem Atlantik schon seit Tagen ein ausgeprägtes Hoch hält, entwickelt sich über Skandinavien ein immer stärkeres Tiefdruckgebiet. Hoch und Tief verschieben sich so, dass sie fast nebeneinander liegen und die stärksten Druckgradienten (Gegenden, in denen die weißen Geopotential-Linien eng gedrängt sind) in einer West-Ost Achse (von rot nach blau) verlaufen. Der Jet, das wetterbestimmende Starkwindband in der oberen Atmosphäre, verläuft annähernd Isobarenparallel, das heißt entlang der Linien gleichen Drucks (beziehungsweise gleichen Geopotentials, weiße Linien). Durch die Lage der Druckzentren (Hoch und Tief) und die starken Druckgradienten kommen wir so also in eine sehr ausgeprägte Nordanströmung, die dem gesamten Alpenraum kalte Polarluft beschert, wie in der Theta-e Karte zu sehen. (Blaues Feld)

In dieser kalten Luftmasse sind kleinere Systeme und Fronten eingelagert…

 

die Feuchte und Niederschläge mit sich bringen. Wird das also der ersehnte, endgültige Wintereinbruch? Kriegen die Skigebiete ihre Unterlage für die Saison, oder gibt es doch wieder nur ein paar Flocken und angezuckerte Gipfel? Das viel versprechende an der aktuellen Wetterlage ist der, auf Grund der starken Anströmung, zu erwartende Nordstau. Feuchte Luft wird aus Skandinavien über Deutschland geblasen, bis sie an die Alpen, oder auch die deutschen Mittelgebirge, stößt und nach oben ausweichen muss. Je höher sie steigt, desto kälter wird sie. Kältere Luft kann weniger Wasser aufnehmen, als warme und so erreicht unsere Schneeluft bald den Sättigungspunkt, an dem sich Wolken ausbilden und Niederschlag ausfällt.

In typischen Staulagen der Nordalpen…

die durch solches Wetter begünstigt werden, kann bis Dienstag durchaus mit einem Meter und mehr an Neuschnee gerechnet werden. Wie gut es für den Hauptkamm ausgehen wird und wo genau die Niederschlagsmaxima zu verzeichnen sein werden, hängt davon ab, wie sich die Warmluftschuppe, die von Westen auf die Alpen zusteuert, genau verhält. (Das grüne Dreieck westlich der britischen Inseln im Bild oben, dass sich im weiteren Verlauf nach Südosten weiterbewegt, vergleiche Karten auf www.wetterzentrale.de/topkarten).

Die Alpentäler werden mit kalter Luft aufgefüllt

Die Alpentäler werden in den nächsten Tagen mit der schon besprochenen kalten Luft aus den Norden aufgefüllt. Schiebt sich nun warme Luft über diese kälteren Luftmassen, kommt es zu Hebung der warmen Luft und, ähnlich wie bei Staueffekten an Bergen, zu teilweise sehr ergiebigen Niederschlägen.
Für die kommenden Tage gilt somit: Schneeketten montieren üben und das Haus nur mit vollständiger Skiausrüstung verlassen. Wer keine Felle hat um sich bei Sturm im kontrastreicheren Wald zu vergnügen, muss wohl seinen Charme spielen lassen und Liftbetreiber bestechen oder mit whiteout in den bereits offenen Gletscherskigebieten vorlieb nehmen.

Text: Lea Hartl

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