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Wetterblog

WetterBlog 11 2020/21 | Weiter unbeständig, schwankende Temperaturen

Stürmisches Westwetter, Berglandwinter

von Lea Hartl 27.01.2021
Es geht insgesamt wechselhaft und niederschlagsanfällig weiter, bei deutlich schwankender Schneefallgrenze. Immer wieder erreichen uns in den nächsten Tagen atlantische Tiefdruckgebiete, die von Westen an die Alpen gesteuert werden. Durch den Wechsel aus trogvorderseitiger Warmluft und kälterer Luft auf der Trogrückseite fahren die Temperaturen Achterbahn.

Das kühlere "Rückseitenwetter", das Montag und Dienstag für Wolkenstau und Niederschlag auf der Alpennordseite sorgte, bringt gern mal lokale Überraschungen. Die darin eingelagerten Schauer waren teils ergiebiger als erwartet, vor allem von Tirol ostwärts gab es in den vergangenen Tagen durchaus ganz ordentliche Neuschneesummen. Auch am heutigen Mittwoch ist es im Norden trüb und Schneefall breitet sich aus, siehe den aktuellen PowderAlarm. Im Süden ist es dagegen bei Nordföhn aufgelockert und windig.

Am Donnerstag bereitet eine aus NW herannahende Warmfront den flächendeckend kühlen Temperaturen ein Ende und der Niederschlag intensiviert sich. Wie beim Orakel detaillierter nachzulesen ist, kommen beachtliche Mengen, aber die Schneefallgrenze steigt deutlich. Begünstigt im Sinne von kälter bleibt es tendenziell inneralpin und Richtung Osten, aber wärmer wird es überall – aus derzeitiger Sicht ist die Frage nicht ob es regnet, sondern wie hoch. Außerdem wird es sehr windig. In Summe stehen also sehr ungemütliche Wetterverhältnisse vor der Tür, sowie eine sehr kritische Lawinensituation.

Nach vermutlich kurzer, unwesentlicher Wetterberuhigung am Freitagmorgen kommt nach heutigem Modellstand noch am Freitag die nächste Runde Niederschlag, am Samstag wieder eine Warmfront mit nicht optimaler Schneefallgrenze, am Sonntag die dazugehörige Kaltfront mit Abkühlung... Die Tendenz für nächste Woche ist anhaltend wechselhaft bei rascher Abfolge von kleineren Hochs und Tiefs aus westlicher Richtung. Also ähnlich turbulent wie gehabt, aber mit deutlicheren Zwischenhochoptionen.

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Ein Hoch auf hohe Wetterstationen

Gerade bei schnell wechselnden Wetterlagen und unsicheren Temperatur- und Niederschlagsverhältnissen ist es Gold wert, wenn man sich die Wetterstationen der Umgebung anschauen kann. Mit ein paar Klicks erfährt man schnell, wo es 10 Zentimeter mehr geschneit hat, oder doch schon früher als erwartetet warm geworden ist. Kleinräumige Effekte, die in den Modellen nicht erscheinen, lassen sich so oft ganz gut nachverfolgen. Und natürlich sind die Stationen auch für unser Tippspiel sehr wichtig! 

Heutzutage ist es in den Alpen selbstverständlich, dass es nicht nur viele Wetterstationen in unterschiedlichen Höhenlagen gibt, sondern dass man oft auch fast in Echtzeit darauf zugreifen kann, etwa über die lawis.at Plattform oder die Angebote des SLF. In anderen Gebirgsregionen sieht es damit ganz anders aus und Wetterstationen in größeren Höhen sind immer noch ein sehr rares Gut, obwohl entsprechende Daten sehr wichtig wären, um Wettervorhersagen in entlegenen Gebieten zu verbessern, oder auch die Auswirkungen des Klimawandels in unterschiedlichen Höhen besser zu verstehen.

Die derzeit höchste Wetterstation der Welt steht seit 2019 am Mt. Everest, zwischen dem South Col und dem Gipfel, auf 8430 m. Ein Team aus 22 Personen, bestehend aus 14 Sherpas, 3 Wissenschaftlern, 3 Journalisten und zwei Nepalesischen Bergsteigern hat diese und weitere Stationen im Rahmen einer von National Geographic geförderten Expedition installiert. Die Everest Wetterstationen haben einen eigenen Twitter-Account, wo man Webcam Bilder anschauen und verfolgen kann, wie die Temperatur auf welcher Höhe ist. Die Stromversorgung funktioniert über Solarpanele und die Telemetrie, die uns mehr oder weniger in Echtzeit Daten präsentiert, läuft über die gleichen Satelliten, die für Satellitentelefone verwendet werden.

Der WetterBlog hat sich kürzlich intensiv mit einer anderen Station befasst, die installiert wurde, als man von Twitter noch nicht mal geträumt hat und weder Satellitentelefone noch besonders funktionale Solarpanele zur Verfügung hatte: Nachdem ein Japanisches Bergsteiger Team 1989 bei schlechtem Wetter am Denali umkam, machte sich ein Kollege der Verunglückten daran, mittels Wetterstation zu beweisen, dass der Wind dort so stark werden kann, dass man "vom Berg geblasen", bzw. umgeworfen wird und dadurch abstürzt. Um die Station aufzustellen, schleppten sie zu viert jeder ca. 60 Kilo Material vom Basecamp auf etwa 2200m bis zum Stationsstandort auf ca. 5700m. Die Expedition dauerte insgesamt 3 Wochen, die Abreise wurde dann noch durch einen Vulkanausbruch verzögert.

Die Station war sehr wahrscheinlich bis 1996 die weltweit höchst gelegene. Nach der Installation ging jedes Jahr der Großteil der Instrumente kaputt – der Wind riss die Windsensoren ab, Verbindungskabel brachen und so weiter. Bis 2007 sind jedes Jahr trotzdem wieder Leute hin gegangen, um das Ganze bestmöglich zu reparieren.

Wenn ich morgen Früh nach schaue, wo in meiner Umgebung der PowderAlarm den meisten Neuschnee gebracht hat und wie weit es hoch geregnet hat, werde ich wieder daran denken und mich über das unglaublich gute Stationsnetz in den Alpen freuen! Und falls ich sehe, dass es einfach zu kritisch und ungemütlich ist, bleibe ich zu hause und schaue mir das Geschehen auf den Webcams an...

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