Der zu Ende gehende Herbst war in Österreich der wärmste der Messgeschichte. Im September war es im Schnitt 0.7°C wärmer als im langjährigen Mittel, im Oktober 2.2 °C, und der November dürfte mit voraussichtlich 3.8°C über dem Durchschnitt noch deutlich weiter nach oben ausreißen. (Quelle: ZAMG) Falls der Dezember nicht außergewöhnlich kalt wird, kann man davon ausgehen, dass 2014 auch über das gesamte Jahr gesehen einen neuen Temperaturrekord aufstellt. (Quelle: ZAMG)
Trotz warmen Temperaturen gutes Jahr für die Gletscher
Die vielen Süd- und Südwestlagen der letzten Monate sorgten für warmes, aber auch relativ feuchtes Wetter im Alpenraum. Zumindest oberhalb von 3000 m gab es viele Sommerschneefälle, was die Gletscher freut. Viele der hochgelegenen Gletscher am Alpenhauptkamm verzeichnen im hydrologischen Jahr 2013/14 (= Oktober 2013 bis Oktober 2014) einen ausgeglichenen Massenhaushalt, oder sogar leichte Massengewinne. Für die Gletscher ist der Verlauf des Sommers deutlich wichtiger als der Winter, da im Winter in der Regel eh nichts schmilzt. Schon ein leichtes Anzuckern im Sommer bremst den Schmelzprozess dafür erheblich, da der weiße Neuschnee die Albedo des ansonsten gräulichen Eises stark erhöht, so dass ein Großteil der eintreffenden Strahlung reflektiert wird. Auch der Sommer 2013 verlief für viele Gletscher bereits relativ schonend, so dass sich in den Nährgebieten Schneerücklagen halten konnten, die 2014 weiter gewachsen sind. Das Abschmelzen der Gletscherzungen geht natürlich trotzdem weiter – eine positive Massenbilanz heißt lediglich, dass oben mehr Schnee dazugekommen ist, als unten geschmolzen ist. Dazu hier einBericht über die Gletscher Südtirols und hier einige Eindrücke von den Massenbilanzmessungen, bei denen der WetterBlog dabei war.
Und wie sieht es mit dem Schnee aus?
Die Skigebiete leiden unter den warmen Temperaturen, da nicht beschneit werden kann. In den hohen Lagen hält sich der Schnee zumindest nordseitig recht gut, da die Sonne Ende November nicht mehr genug Kraft hat, um dort irgendwas auszurichten. Wenn nur der Wind nicht wäre... Südseitig sieht es hingegen auch in großen Höhen vielerorts aus wie im Frühling, inklusive Nassschneelawinen.
Das stabile Hoch über Osteuropa, das uns nun schon eine ganze Weile begleitet, steuert leicht feuchte Luft von Südosten gegen die Alpen. In den Bergen ist es bei leichtem Föhn relativ sonnig, in vielen Tälern hält sich hartnäckiger Hochnebel an der Inversionsgrenze und ein Haufen Feinstaub darunter. Man langweilt sich ein wenig und schielt nach Nordamerika, wo ganze Städte im Schnee versinken, so dass es dann auch nicht mehr wirklich lustig ist. Der Kollege hier hat sich überlegt, dass man den Chiemsee etwa 300 mal vergrößern und ein bisschen verlegen müsste, um in Wien einen Lake-Effect zu produzieren, wie den, der in Buffalo für zwei Meter Neuschnee gesorgt hat. Alternativ könnte man Wien auch an die Ostsee versetzen, die Ostsee kleiner machen und Skandinavien vergrößern.
Weitere Aussichten
Bis zum Wochenende tut sich wenig, aber danach darf man auf eine mögliche Umstellung der Großwetterlage gespannt sein. Die fortschreitende Erwärmung in großen Höhen führt in Richtung Polarwirbelsplit und wenn dann noch das Azorenhoch ein bisschen in den Nordatlantik hinauf rutscht, wäre die Bahn frei für kühle Luft aus dem Norden, die im Idealfall noch über dem Atlantik Feuchtigkeit eingepackt hat. Ich würde zum Wochenanfang keinen Megawintereinbruch erwarten, aber die Temperaturen sollten so langsam auf ein der Jahreszeit entsprechendes Niveau sinken. Ein Kippen der eingefahrenen Lage wie es sich anzudeuten beginnt, wäre niederschlagsmäßig mal wieder für den Norden vorteilhaft. Der Süden ginge leer aus, aber der wurde in letzter Zeit ja sehr verwöhnt. Bis dahin: Abwarten, Teetrinken und der Glaskugel die Daumen drücken.