Aktuelle Lage und Aussichten
In den Alpen herrscht seit Wochenanfang Hochdruck mit sprießenden Blumen, morgendlich schreienden Vögeln und sonstigen Frühlingsgefühlen. Das bleibt bis Freitag so. Letzte Woche hat uns die relativ weit südlich verlaufende Frontalzone beschäftigt, diese Woche wurde sie vom Azorenhoch weit nach Norden abgedrängt. Für das Wochenende kündigt sich dann aber wieder ein Wetterumschwung an. Die kräftige Westdrift überfährt das im Norden aufmüpfige Azorenhoch und ein Tief mit Kern im Bereich Nordsee schickt seine Fronten Richtung Alpen. Für den Norden heißt das Niederschlag, im Süden bleibt es aufgelockert und trocken(er). Voraussichtlich bleibt es überall relativ warm, das heißt die noch unsichere Schneefallgrenze wird bei der Qualität des potentiellen Wochenendepowders ein Wörtchen mitreden.
PowderAlarm in Manhattan
Während die aktuelle Woche in den Alpen ziemlich ruhig verlief, gestaltet sich derzeit das Wetter auf der anderen Seite des Atlantiks umso turbulenter: Wieder einmal hat ein Nor'easter große Teile der US Ostküste fest im Griff. Am Dienstag wurden tausende Flüge gestrichen, es kam zu großräumigen Stromausfällen, Schulen blieben zu und auch die Post wartet mit dem Briefe austragen bis sich das Wetter wieder beruhigt. Der Sturm trägt den Namen Stella und bringt unter anderem Großstädten wie New York und Boston ordentlich Neuschnee bzw. Regen.
Nor'easter (North-Easter) heißen nach der Windrichtung und sind vor allem im Winterhalbjahr an der US-Ostküste nicht ungewöhnlich, aber mal mehr, mal weniger heftig. Stella hat es definitiv in sich. Das Tief entwickelte sich am Montag an der Golfküste, wanderte ein Stück nach Norden und durchlief eine sogenannte Bombogenese (Bombe + Zyklogenese = Bombogenese = echtes Wort!), wurde also sehr rasch stärker. In der Regel redet man von Bombogenese, wenn der Kerndruck eines Tiefs in 24 Stunden um mindestens 24hPa fällt. (zum Weiterlesen: DWD Thema des Tages, Erklärung rapide Zyklogenese) Die Hauptzutat dafür sind starke horizontale Temperaturgradienten im Bereich des Tiefs, also sehr kalte Luft neben sehr warmer Luft, und dafür ist die Ostküste des Amerikanischen Kontinents prädestiniert. Wenn der Jetstream passend liegt – wie im Moment der Fall (Keil im Westen, Trog im Osten) – fließt polare Kaltluft weit nach Süden. Solche Kaltluftausbrüche kennt man prinzipiell auch hierzulande. Allerdings wartet in den USA der warme Golfstrom auf die polaren Luftmassen, um gemeinsam ein explosives Süppchen zu kochen. In Kombination mit einem kräftigen Höhentief kommt es dann mitunter zu einer Art selbstverstärkendem Effekt: sowohl das Bodentief, als auch das in der Nähe befindliche Höhentief werden immer stärker. Und Meteorologen erfinden neue Wörter.