Der WetterBlog meldet sich zum Saisonabschluss nochmal zurĂĽck und befasst sich aus gegebenem Anlass mit den Eisheiligen.
 Je nach Region fallen vom 11. bzw. 12. bis zum 15. Mai die Eisheiligen über zu früh bepflanzte Gärten her. Die Namenstage der katholischen Heiligen Mamertus (französicher Bischof, geboren 400 a.d., diverse Wunder), Pankratius (starb 304 a.d. im Alter von 14 Jahren als Märtyrer für die frühe Kirche in Rom – damals hatte die Jugend offenbar noch Ideale.), Servatius (gestorben 384 a.d. sagte den Hunneneinfall in Europa vorher, wurde eventuell mit Holzschuh erschlagen.), Bonifazius (Märtyrertod in siedendem Pech 306 a.d.) und Sophia (frühchristliche jungfräuliche Märtyrerin, Tod ca. 304 a.d.) markieren laut etlicher Bauernregeln den Zeitpunkt des letzten Nachfrostes eines Winters. (Pankrazi, Servazi und Bonifazi, sind drei frostige Bazi. Und zum Schluss fehlt nie, die kalte Sophie. – Vor Bonifaz kein Sommer, nach der Sophie kein Frost.)
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Eine mögliche Erklärung wäre, dass sich im Mai der europäische Kontinent schneller und stärker aufheizt als das Meer. Eine deutliche warm/kalt Grenze fördert die Tiefdruckentwicklung, das produziert polare Kaltluftvorstöße – und schwupps ist das Basilikum auf dem Balkon erfroren. Völlig überzeugt von der Macht der Eisheiligen ist man zumindest bei der ZAMG allerdings nicht. Temperaturdaten der letzten 50 Jahren aus Österreich zeigen, dass Frost im Mai sehr selten ist, außer man begibt sich in die Berge, wo Frost im Mai nichts ungewöhnliches ist. Auf 3000 Metern gibt es deswegen ja auch wenige Gärten. Ungefähr eine Woche nach den Eisheiligen stellt die ZAMG dann doch eine deutliche Häufung von kalten Tagen fest, mit dem fantasielosen Hinweis, dass das schon auch irgendwie an den Tücken der Statistik liegen könnte.
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Auch MeteoSchweiz hat sich mit diesem Thema auseinander gesetzt und festgestellt, dass die Eisheiligen eigentlich zwischen 19. und 23. Mai eintreffen sollten, weil sich bei der gregorianischen Kalenderreform 1582 das Datum verschoben hat. Damit wäre man in Österreich also optimal dabei. In der Schweiz gelang es leider nicht, die Eisheiligen in den Temperaturdaten wieder zu finden. Egal welchen der möglichen Zeiträume man betrachtet – Bodenfrost ist nicht wahrscheinlicher als an anderen Tagen im Mai.
 Den Eisheiligen ist also mit Temperaturzeitreihen und Statistik nicht eindeutig Herr zu werden. Der WetterBlog ist bei seinen Recherchen auf die folgende Darstellung der Kalten Sophie gestoĂźen und stellt die Theorie auf, dass Pankratius und Co. ein bisschen zu viel Kiffen und ihren planmäßigen Einsatz ab und zu verpassen.Â
Mai-Powder
Wir wollen ihnen das natürlich nicht verdenken, schließlich haben sie dieses Jahr in Form von Tief Yvette für ergiebige, späte Niederschläge gesorgt. Yvette begann ihr Leben über Norditalien und zog von da in Richtung Balkan. Auf dem Weg hat sie reichlich Feuchtigkeit aus dem Mittelmeer eingesammelt. Yvette im Osten und ein Hoch im Westen produzierten ein starkes Druckgefälle und eine kräftigen Nordströmung über Europa. Hier eine Animation des Windes in 500 hPa am 15. Mai, Yvette ist deutlich zu sehen. Bereits in der Nacht auf Donnerstag sind in einigen Nordstaulagen 15 bis 25 Liter Regen gefallen. Die Schneefallgrenze lag in Teilen Westösterreichs kurzzeitig bei 700 m, meist lag sie um 1500 m. Für ein paar späte Powderturns und die Basis im Hochgebirge war das gut, für so manche Hochwasserregion war es weniger erfreulich. Ab dem Salzkammergut östlich sorgte Yvette für Überschwemmungen, Muren und Hangrutsche. In Österreich sind die Schäden verglichen mit dem Rekordhochwasser letztes Jahr gering. Einige Balkanländer sind hingegen stark betroffen. Vor allem in Serbien und Bosnien-Herzegowina ist die Lage teils katastrophal.
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Der Regen ist nun immerhin erstmal vorbei und die nächsten Tage werden sommerlich – Yvette und die Eisheiligen ziehen von dannen. Auch der WetterBlog verabschiedet sich für die Saison, womit nicht gesagt sein soll, dass die Saison vorbei wäre!