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Wetterblog

WetterBlog 4 2023/24 | Vorweihnachtsorkan

Winterliche Aussichten!

von Lea Hartl 20.12.2023
Das Weihnachtswetter zeigt sich dieses Jahr nicht von der besinnlichen Seite sondern rückt mit einem ordentlichen Sturm und Neuschnee an. Vor allem Freitag und Samstag werden voraussichtlich sehr unwirtlich, mit hohen Windgeschwindigkeiten und viel Niederschlag. Die nächste Meldung von Kollege Orakel wird nicht lange auf sich warten lassen!

Aktuelle Lage und Aussichten

Mit dem ruhigen, sonnigen Wetter der letzten Tage ist es erstmal vorbei. Das Azorenhoch, das uns seit dem Wochenende begleitet hat, zieht sich zurück und am heutigen Mittwoch erreicht eine Kaltfront aus Nordwesten den Alpenbogen. Das ist noch nicht besonders spektakulär, dient aber der Einstimmung auf die kommenden Tage. Am Donnerstag nimmt die Nordwestströmung Fahrt auf und bringt die nächste Front. Die Frontalzone kommt direkt über den Alpen zu liegen und am Freitag ist in hohen Lagen mit Orkanwindstärken zu rechnen. Das steuernde Tief über dem südlichen Skandinavien drückt massig Niederschlag an die Alpen. Durch die hohen Windgeschwindigkeiten wird es auch südlich des Hauptkamms unwirtlich. Richtung Sonntag lassen Wind und Niederschlag nach, wobei die genaue Entwicklung ab dem 24. noch unsicher ist. Voraussichtlich wird es an den Feiertagen wieder deutlich wärmer und weniger stürmisch bei anhaltend “wechselhaftem” Wettercharakter und grob westlicher Anströmung. 

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Wieviel Schnee liegt unter dem Weihnachtsbaum?

Während sich Kollege Orakel und das Tippspiel fragen, wie viel es schneien wird, widmen wir uns mal wieder dem Thema: wie viel Schnee liegt überhaupt? Das ist gar nicht so einfach fest zu stellen, weil die Schneemenge selbst auf kleinen Distanzen bekanntlich stark schwankt. Wir zitieren beispielhaft die Kollegen des ÖAV Wetters, die für kommenden Freitag folgendes erwarten: “….dichte Wolken, im Norden, entlang des Alpenhauptkamms und deutlich nach Süden darüber hinaus schlechte Sichten und teils starker Schneefall inklusive "landschaftsverändernder" Verfrachtungen und hoher Lawinengefahr. Es fallen sehr unterschiedliche Mengen, meist zwischen 20 und 80cm, die aufgrund der massiven Verfrachtungen im Gelände abseits spezieller, windberuhigter Lagen ohnehin kaum sinnvoll messbar sein werden.”

Formulierungen wie “landschaftsverändernde Verfrachtungen“ und “kaum sinnvoll messbar” deuten an, wo die Herausforderungen der Schneehöhenmessung liegen. Die Meteorologie kann in diesem Fall als Teilgebiet der Metrologie (“Wissenschaft des Messens” - selten beachtet aber durchaus sehr zentral für viele Bereiche des täglichen Lebens) betrachtet werden. In der Meteorologie wie in der Metrologie gilt: Es gibt keine exakten Messungen. Das höchste der Gefühle sind Messungen, bei denen wir die Unsicherheiten und Fehler quantifizieren oder zumindest einigermaßen abschätzen können. Im Fall von Schneehöhen sind das tendenziell händische Messungen (Person misst mit Meterstab o.ä. Fehlerquellen sind hier z.B.: Meterstab ist krumm, Person schielt) oder automatische Messungen an Wetterstationen z.B. durch Ultraschallmessung des Abstands zwischen Sensor und Schneeoberfläche (Fehlerquellen, u.a.: ungenaue Bestimmung der Sensorhöhe, Temperaturabhängigkeit, Dreck auf Sensor, …). Beim Tippspiel werden die Unsicherheiten in der Messung zurecht ignoriert, ebenso wie in der Grafik zum Verlauf der Schneehöhe an der Wetterstation am Pitztaler Gletscher, die uns zeigt, dass am Standort mit 230 am 18.12. für die Jahreszeit viel Schnee liegt: 

Abgesehen von den Tücken der Messung an sich haben wir dann noch die Herausforderung der “Landschaftsveränderung” durch Sturm und der räumlich sehr unterschiedlichen Verteilung des Schnees. Schneehöhenkarten, wie etwa die ICON-Karten im neuen PG Wetter, oder auch das für Schnee etwas besser aufgelöste SNOWGRID, das wir zuvor hatten, geben pro Kartenpixel nur einen Wert an. Bei ICON-D2 ist ein Kartenpixel ca 2kmx2km groß. In der PG-Kartendarstellung erkennen wir eine gelbliche Farbe im Bereich des Pitztaler Gletschers, anhand der Farbskala sind wir im Bereich ~180-260cm Schneehöhe (der WetterBlog ist am API des DWD gescheitert, Sebastian kann uns aber vielleicht noch sagen, für welchen Wert das gelb im Pitztal genau steht). Das höher aufgelöste SNOWGRID erkennt für den Standort der Wetterstation im Pitztal eine Schneehöhe von 150cm (die Daten sind über das Datenportal der Geosphere Austria verfügbar).

ICON und SNOWGRID haben sehr unterschiedliche Methoden, um zu einem Schneehöhenwert pro Pixel zu gelangen. Keines von beiden erwischt den Stationswert im Pitztal genau, was nicht heißt, dass beide falsch liegen oder eines zwingend repräsentativer ist als das andere. Der Stationswert gilt (mit den erwähnten Unsicherheiten) nur für den Stationsstandort. Ein paar Meter vor oder hinter einer Geländekante machen bekanntlich für Schneehöhe und Skifahrerlebnis viel aus. 

Und, was sagt uns das jetzt? Im Grunde nichts, was wir nicht eh schon wussten: Schnee ist kompliziert zu messen und zu modellieren. Wetterstationsdaten und Modellkarten liefern Anhaltspunkte, ersetzen aber nicht den Besuch im Gelände. Wenn man eine Region und die entsprechenden Wetterstationen oder -kartendarstellungen gut kennt, lassen sich die Informationen besser aus den Stationsgrafiken ins Gelände “übersetzen”.

Etwas Überraschungspotential bleibt immer, aber das machts spannend und gehört besonders bei Weihnachtsgeschenken ja auch dazu!

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