Die aktuelle Wetterlage bietet große Ost/West-, beziehungsweise Kalt/Warm-Gegensätze und bleibt schwer vorhersagbar. Eine plötzliche Stratosphärenerwärmung könnte den weiteren Winterverlauf bestimmen.
Aktuelle Wetterlage
Die Alpen liegen weiterhin in einer grob westlichen Anströmung, die für feucht-mildes Wetter und Stauniederschläge in den einschlägig bekannten Weststaulagen sorgt. Ein Kältehoch über Russland blockiert das Abziehen der Atlantik-Tiefs aus der Westdrift, welche vor den Britischen Inseln herumdümpeln und immer neue warme Luftmassen aus dem Süden und Südwesten zu uns schaufeln. Während man hier zu Lande um weiße Weihnachten bangt und sich über stündlich wechselnde Prognosen diesbezüglich ärgert, leiden in Russland und der Ukraine viele Menschen unter der extremen Kälte. Seit Anfang des Monats gab es in der Ukraine 37 Kältetote. Im Osten Russlands sank die Temperatur in den letzten Tagen auf -50 Grad und darunter.
Weitere Aussichten
Wie der ein oder andere vielleicht bereits bemerkt hat, sind die Aussichten generell und sogar für das nicht mehr besonders ferne Wochenende noch recht unsicher. Prinzipiell wird der Westen des Alpenraums erstmal eher feucht-mild bleiben, während es im Osten vermutlich kälter wird. Wo genau der Osten in diesem Fall anfängt und ob, beziehungsweise wann es dann dort wieder warm wird, ist allerdings schwer zu sagen. Entscheidend ist die Luftmassengrenze zwischen dem oben erwähnten kalten Bereich im Osten und dem unter West-Einfluss stehenden Rest. Die Modelle ändern mit jedem Lauf ihre Meinung, wo genau sich diese Luftmassengrenze in den nächsten Tagen aufhalten wird. Ansonsten sollte uns am Freitag eine Warmfront erreichen, von der (wieder) vor allem die Westalpen profitieren werden. Das Wochenende bleibt aus momentaner Sicht unbeständig, wobei tendenziell der Samstag „besseres“ Wetter verspricht.
Interessantes in der Glaskugel
Wir bewegen uns Weg von Mitteleuropa und hin zu größeren Zusammenhängen: Die Karten der Nordhemisphäre aus der Vogelperspektive bieten interessante Möglichkeiten für die weitere Entwicklung der Großwetterlage (merke: alles liegt in ferner Zukunft und kann daher auch anders kommen). Betrachten wir die Temperaturprognosen für die Stratosphäre im Bereich des Pols, stellen wir fest, dass es dort üblicherweise eher kalt ist.
Nun gibt es ein Phänomen namens Major Warming, zu Deutsch und wesentlich weniger schmissig: plötzliche Stratosphärenerwärmung. Dabei erwärmt sich die Stratosphäre innerhalb kurzer Zeit um bis zu 50 Grad. Das bringt so einiges durcheinander und führt meist zu einem Polarwirbelsplit und einer generell stark gestörten Zirkulation. Dieses doch eher dramatische Ereignis (man stelle sich Temperaturschwankungen von 50 Grad im eigenen Garten vor) wird durch Störungen in der Troposphäre verursacht, die sich vertikal ausbreiten und die darüber gelegene Stratosphäre anstupsen, woraufhin diese völlig aus dem Häuschen gerät. Siehe dazu Karte 1 und 2.
Sollte das so kommen, würden wir wahrscheinlich die aktuelle Westautobahn verlieren und eher in den Einfluss kalter, polarer Luftmassen geraten. Wenn sich alle zu Weihnachten eine schöne Basis vom Westwetter wünschen, könnten wir selbige dann vielleicht und im träumerischen Idealfall bei Sonne und Kälte im Januar genießen.