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WetterBlog 5 2022/23 | Userfrage und warmes, windiges Weihnachtstauwetter

Wetter und Wetterdaten

von Lea Hartl 21.12.2022
Eine Userfrage hat den WetterBlog erreicht: Wie viele Tage pro Winter liegt in Obergurgl Schnee? Wo findet man Daten dazu? Wir freuen uns immer über Fragen und insbesondere über solche, die wir dann auch einigermaßen beantworten können! Das Wetter ist wenig weihnachtlich, schneearm und zu warm, daher denken wir lieber über andere Dinge nach und befassen uns heute mit Wetterdaten aus Obergurgl.

Kurz zum Wetter, um trotz der Misere auch dem Kernthema des WetterBlogs gerecht zu werden:

Weihnachtstauwetter soweit das Auge reicht. Die kalte Luft, die bis Anfang der Woche oft noch in Bodennähe hing, wurde mittlerweile vielfach ausgeräumt. Die Temperaturen in den Tälern steigen in deutlich zweistellige Bereiche. Am heutigen Mittwoch (21.12. 22) streift eine Kaltfront den Alpenraum und bringt im Westen trübe Verhältnisse mit zeitweiligem Niederschlag. Es wird dabei etwas kühler, aber nicht wirklich winterlich. Danach dreht die Strömung von südlicheren Richtungen auf West. Der Donnerstag sieht nach einem sehr windigen Mix aus Sonne und Wolken aus, bevor am Freitag eine Warmfront eintrifft. Es bleibt dabei sehr warm und windig. Schnee fällt nur in den hohen Lagen der Westalpen, da könnte aber durchaus ganz gut was zusammen kommen. (Schneefallgrenze > 2000m erscheint aus aktueller Sicht leider realistisch). Am Weihnachtswochende bleibt es im Alpenraum großteils trocken. Vor allem der Sonntag sieht recht auch sonnig aus. Dabei ist es nach wie vor (sehr) warm und (sehr) windig...

Die Glaskugel sieht für die kommende Woche eine noch wacklige Kaltfront und die ebenso wacklige Rückkehr kalter Luftmassen. Wir drücken die Daumen!

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Schnee in Obergurgl

Simon, PG-Leser und gelegentlicher PG-Autor, war in Obergurgl und bemerkte, dass dort eine Grafik (siehe Galerie unten) an der Wand hängt, auf der die Entwicklung der “Tage mit Schneebedeckung” gezeigt wird. Die Grafik endet im Winter 2016/17. Simon wollte wissen, ob entsprechende Daten irgendwo zugänglich sind, um heraus zu finden, wie die Zeitreihe seither weiter gegangen ist.

Also, der Reihe nach: Sind die Daten zugänglich?

Wir sehen auf der Grafik, dass die Daten von der ZAMG (Öster. Wetterdienst) stammen. Seit letztem Jahr ist ein Großteil der Daten, die von der ZAMG erfasst, produziert, oder sonst wie gewartet werden, über ein Online Portal verfügbar. Auf https://data.hub.zamg.ac.at/ findet man neben vielen anderen Dingen auch die Daten der Wetterstation in Obergurgl und kann sie in Tabellenform herunterladen. Die Datenbereitstellung erfolgte im Rahmen einer EU-Regelung namens Public Sector Information Directive, bzw. Open Data Directive. Diese besagt - mehr oder weniger -, dass Daten öffentlicher Stellen öffentlich verfügbar gemacht werden müssen. Vor dieser Regelung musste man bei der ZAMG anfragen und unter Umständen ein bisschen was bezahlen, wenn man Daten haben wollte.

Wir laden also eine Tabelle mit täglichen Werten aus Obergurgl herunter.

Was sind das für Daten?

An der Station in Obergurgl werden seit 1953 übliche meteorologische Parameter gemessen. Lange gab es einen Beobachter, der so gut wie immer vor Ort war und verschiedene Parameter erfasst hat, die sich nicht gut automatisch messen lassen, etwa die Sichtweite. Mittlerweile ist die Station völlig automatisch. Ein menschlicher Beobachter könnte “Tage mit Schneedecke” vielleicht in einer Art Strichliste erfassen, die Wetterstation misst das aber nicht direkt. In der Tabelle, die wir bei der ZAMG herunter geladen haben, findet sich nur die Schneehöhe am Stationsstandort (dieser wurde 1999 minimal verlegt und liegt nun 3 Meter höher als früher). Im Plot oben ist die Schneehöhe für jeden verfügbaren Tag seit 1953 dargestellt, Werte unter 0.5cm sind grau, Datenlücken weiß.

Was sehen wir?

Jedes Jahr ist anders. Die Schwankungen von einem Winter zum nächsten sind groß und wir können noch nicht viel über die Zahl der Tage mit Schneedecke sagen.

Wir fragen uns als nächstes: Was heißt "TaG Mit Schneedecke"?

Darüber könnte man lange philosophieren, aber es läuft darauf raus, dass man einen Schwellwert festsetzen muss, ab dem “Schneedecke” gegeben ist. Um zumindest die ganz kleinen Schneefälle, die nicht liegen bleiben, auszuschließen, fangen wir mit 10cm an und zählen dann die Tage pro Winter, an denen laut Stationsdaten eben mehr als 10cm Schnee lagen. Das kann man natürlich beliebig mit anderen Schwellwerten wiederholen. Die Grafiken werden übersichtlicher (Bild links) und wir kommen in die Nähe der von Simon entdeckten Abbildung. (Was da genau gezeigt ist, bzw. mit welchem Schwellwert für “Schneedecke vorhanden” gearbeitet wurde, geht aus dem Bild nicht hervor.)

Was sehen wir hier?

Hm. Immer noch starke Schwankungen von Jahr zu Jahr. Der Abwärtstrend, der sich in Simons Bild angedeutet hat, ist nicht mehr zu sehen. Jahre, in denen es viele Tage mit mehr als 10cm Schneehöhe gab, sind nicht unbedingt die Jahre, in denen es auch viele Tage mit mehr Schnee gab. 1964/65 zum Beispiel ist der Spitzenreiter der Tage mit mehr als 10cm. Bei mehr als 50cm ist 1964/65 immer noch ganz gut dabei, bei mehr als 100cm aber schon ziemlich abgeschlagen. 2019/20 hatte relativ viele Tage mit mehr als 10cm und mehr als 50cm, aber kaum welche mit mehr als 100cm.

Schlussfolgerungen?

Hmm.

  • Wetter ist nicht gleich Klima und umgekehrt.
  • Variabilität ist nicht gleich Trend, beides kann gleichzeitig vorhanden sein und ist es oft auch.
  • Open Data ist gut und der WetterBlog begrüßt sehr, dass sich das in vielen Bereichen langsam als Standard durchsetzt.
  • Mehr Schnee wäre schön! 

Allen eine fröhliche Wintersonnenwende und sonstige Jahresendfeierlichkeiten!

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