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Wetterblog

WetterBlog 6 2016/17 | Langeweile und so.

Im Westen nichts Neues

von Lea Hartl 06.12.2016
Es gibt seit letzter Woche quasi nichts Neues, zumindest was das Wetter betrifft. Ein wolkenloser Tag folgt auf den nächsten. Die Temperaturen sind in der Höhe etwas gestiegen, aber in vielen Tälern ist es unter der zähen Inversion noch immer empfindlich frisch. Änderung ist vorerst nicht in Sicht.

Aktuelle Lage und Aussichten

Das persistente Hoch, das sich über West- und Mitteleuropa festgesetzt hat, sitzt dort weiterhin. Das hängt mit der unregelmäßigen Struktur des Polarwirbels zusammen: anstatt eines markanten Tiefrduckzentrums über dem Pol gibt es derzeit mehrere und der Jetstream mäandriert (ist das nicht ein schönes Wort?) in Wellen darum herum. Wir sind in einem Wellenberg gelandet, während beispielsweise die US Westküste und Teile Osteuropas schneereichere Wellenbereiche erwischt haben. Diese Konstellation bleibt uns auch noch ein Weilchen ohne grundsätzliche Umstellungen erhalten. Anfang kommender Woche streift eventuell eine kleine Störung die nördlichen Ostalpen. Nennenswerter Neuschnee ist dabei nicht zu erwarten und der Spuk dürfte auch schnell wieder vorbei sein. Das sowas hier überhaupt Erwähnung findet, deutet klar darauf hin, dass der ungetrübte Sonnenschein echt langsam langweilig wird.

Zum Vergleich die Lage letzte Woche, heute und eine Vorhersage für kommende Woche. Auch die Temperaturanomalien am Boden verglichen mit in der Höhe sind aktuell ganz interessant, man sieht die Inversionskälte.

Klimaexkurs

In diesem sehr interessanten Beitrag der ZAMG werden drei Fragen zum Winter in Österreich näher erläutert: Werden die Winter wärmer oder kälter? Gibt es mehr oder weniger Schnee? Kann man den Winter vorhersagen? (Antworten für Lesefaule: 1. Wärmer. 2. Ist kompliziert, Wärme ist grundsätzlich schlecht für Schnee, der Gesamtniederschlag nimmt aber nicht unbedingt ab. 3. Nein.) Der Beitrag enthält auch einige Grafiken, die Wintermitteltemperaturen in verschiedenen Regionen Österreichs zeigen, sowie im Tiefland im Vergleich mit den Gebirgsregionen.

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Bei PG (das ist bei der ZAMG und anderen Wetterdiensten sicher noch viel öfter der Fall) erreichen uns hin und wieder Leserkommentare, Fragen und sonstige Nachrichten, die darauf hinweisen, dass es entweder a.) überhaupt nicht wärmer wird, um die Zeit sowieso nie Schnee lag und bei mir hinterm Haus ist es total kalt, wisst ihr das?! oder b.) überhaupt noch nie so wenig Schnee lag wie dieses Jahr und heute in der Früh hab ich auf dem Fahrrad nicht mal Handschuhe gebraucht so krass ist der Klimawandel wisst ihr das?!

Wissen wir das?

Es ist nach wie vor so, dass wir Menschen nur das Wetter spüren und uns mit dem objektiven Erfühlen des Klimas sehr schwer tun. Das fängt damit an, dass wir Temperatur immer nur relativ wahrnehmen, nicht absolut. Außerdem merken wir, was in unserer direkten Umgebung passiert, aber nicht viel mehr. (Wenn ich in einem Inversions-anfälligen Loch wohne, ist mir kalt, unabhängig davon, was im Rest des Landes oder gar der Welt passiert.) Und schließlich verfügen wir zwar über einen recht leistungsstarken persönlichen Prozessor, haben aber nur begrenzt RAM und manchmal gibt es Prozessor Bugs, die wir weder verstehen noch bemerken. War früher wirklich alles besser und der Schnee hüfttief, oder sind nur wir gewachsen, so dass uns heute bis zum Knie geht, was früher zur Hüfte reichte? Vielleicht erinnern wir uns auch besonders gut an außergewöhnliche Ereignisse, eben weil sie außergewöhnlich waren, es war gar nicht ständig hüfttief und wir haben den Rest bloß vergessen?

Jedenfalls brauchen wir Hilfsmittel, um Klimaänderungen objektiv zu quantifizieren, mit Erinnerungen und Bauchgefühl kriegen wir das nicht hin. Ein wichtiges Hilfsmittel sind Wetterstationen, die über lange Zeit die Temperatur und andere Parameter aufzeichnen. Damit weiß ich aber immer noch nur über meinen konkreten Standort Bescheid und kann nicht viel über größere Gebiete sagen, besonders wenn ich eben in einem Inversionsloch wohne oder mitten in der Großstadt.

Abhilfe schaffen natürlich viele Wetterstationen an vielen verschiedenen Orten, aber auch dann hat man noch kein wirklich regelmäßiges Messnetz. Daher werden für Mittelbildungen (globale Temperatur, landesweite Temperatur, etc.) häufig Gitterdatensätze verwendet. Dabei werden gemessene Daten auf ein regelmäßiges räumliches Gitternetz skaliert (wobei natürlich darauf geachtet wird, dass Inversionslöcher und Großstädte Bias-korrigiert und nicht übermäßig gewichtet werden). Ein solcher Datensatz für die Alpen ist HISTALP – damit wurden auch die erwähnten ZAMG Grafiken erstellt.

Zum Abschluss noch ein paar Darstellungen von Schneehöhenzeitreihen aus Oberstdorf und von der Zugspitze, weil wir das grade zur Hand haben: Wie man sowas interpretiert, ist erfahrungsgemäß auch individuell verschieden, aber vielleicht können wir uns darauf einigen, dass es schwierig ist, die Gesamtsituation nur anhand einer Station (oder dem Weg in die Arbeit, dem eigenen Garten, usw.) zu beurteilen. Das wissen wir nämlich definitiv.

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