Ob man diese potentielle Entwicklung als großen Wetterumschwung (Änderung der großräumigen Druckverteilung, verschwinden des hartnäckigen Hochs in Mitteleuropa) bezeichnen möchte, sei dahingestellt. Was wir bräuchten, damit großräumig etwas passiert, wäre ein Verschieben der Frontalzone weiter nach Süden (dafür wäre vermutlich Eis im Europäischen Polarmeer hilfreich), beziehungsweise ein allmähliches Abdrängen des Hochs nach Osten. Bis dahin sind Mittelmeertiefs, gestützt von kalter Luft aus Osten, das höchste der denkbaren Gefühle. Gegen Ende der Mittelfrist sind sich die verschiedenen Modelle aktuell sehr uneinig, was mögliche weitere Entwicklungen angeht.
Der WetterBlog ist jedenfalls noch eher gelangweilt. In einem der einschlägigen Wetter-Foren hat es jemand so ausgedrückt: der Winter lauert nach wie vor in Sibirien und muss dann doch irgendwann mal kommen - also irgendwann, zwischen Weihnachten und vermutlich Weihnachten. Welche Weihnachten, dass lässt sich noch nicht genau sagen...
Mal was anderes.
Wir befassen uns daher kurz mit einem ganz anderen Thema: am 17. Juli 2016 ist ein Gletscher im Westen des Tibetischen Plateaus kollabiert. Das hatte eine riesige Eislawine zu Folge, der neun Hirten und Hunderte von Tieren im darunter liegenden Almgelände zum Opfer fielen. Die Gründe für dieses Ereignis sind noch immer unklar. Eislawinen dieser Art sind sehr selten. Es handelt sich hier nicht um Eislawinen im Sinne von abbrechenden Seracs, sondern um flache Gletscher (der betreffende war ganze 15° steil), bei denen große Teile plötzlich zusammenbrechen, abreißen und ins Tal rauschen.
Nach dem Tibet Ereignis wurden dementsprechend alle verfügbaren Satellitendaten analysiert, in der Hoffnung, Hinweise auf die Ursachen zu finden. Man stellte fest, dass der Gletscher vor dem Kollaps Charakteristiken eines „surge" Prozesses zeigte. Dabei nimmt die Fließgeschwindigkeit stark zu. Surge Gletscher sind in Tibet ansonsten selten und in Gegenden, wo sie häufiger sind, fallen sie deswegen auch nicht einfach in sich zusammen. Sugres treten außerdem in der Regel periodisch auf, im Wechsel mit langsameren Ruhephasen. Während der Analysen der Satellitendaten in den Wochen nach der Eislawine fiel jemand auf, dass auch ein benachbarter Gletscher rapide Veränderungen aufwies. Riesige Spalten waren aufgerissen, und zwar in einem ähnlichen Muster wie bei dem gerade kollabierten. Die europäischen Wissenschaftler informierten die chinesischen Kollegen. Nur wenige Stunden nach der Kontaktaufnahme kam von den Chinesen die Nachricht, dass gerade der zweite Gletscher kollabiert war. Bei der zweiten Lawine am 22. September kam glücklicherweise niemand zu Schaden, obwohl die Warnung erst nach dem Abgang der Eislawine bei den lokalen Behörden eingelangt war.