Das Alpenwetter ist leider nach wie vor ziemlich eingefahren und warm. Eine hartnäckige Austrogung im Nordatlantik lenkt sehr warme Luftmassen zu uns. In den Alpen wechseln sich kleinere Störungen und Sonnenschein ab, während es etwas weiter im Norden immer wieder auch sehr stürmisch (aber trotzdem warm) war und wird. Eine nachhaltige Umstellung der Großwetterlage ist eher nicht in Sicht. Wenn schon keine Powdergroßereignisse anstehen, widmen wir uns eben dem kürzlich über die Bühne gegangenen Klimapolitikgroßereignis. Die Konferenz in Paris war das 21. jährliche Treffen der Mitglieder der UNFCCC (United Nations Framework Convention on Climate Change 1992), sowie gleichzeitig das 11. Treffen der Parteien des 1997 etablierten Kyoto Protokolls. Der Titel COP21 steht für 21. Conference of the Parties. Der wohl größte Erfolg der Konferenz ist, dass die 195 (!) Teilnehmerländer sich tatsächlich auf ein gemeinsames Dokument einigen konnten, in dem Ziele und Wünsche formuliert werden. Das kann man hier als pdf runter laden und es ist gar nicht so lang und kompliziert wie man vielleicht meinen würde. Die neu beschlossenen Punkte finden sich ab Seite 21.
Ergebnisse
Der vermutlich relevanteste Absatz ist Artikel 2 (S. 22). Hier wird festgelegt, dass man „die globale Reaktion auf die Bedrohung durch den Klimawandel stärken" möchte und zwar „im Kontext nachhaltiger Entwicklung und Armutsbekämpfung". Um das zu erreichen, soll unter anderem der Anstieg der globalen Mitteltemperatur auf deutlich unter zwei Grad über vorindustriellem Niveau begrenzt werden. Man wird sich bemühen, den Anstieg auf 1.5°C zu begrenzen, da das „Risiken und Auswirkungen des Klimawandels signifikant reduzieren würde".
Im Abstand von 5 Jahren werden Ziele und Maßnahmen einzelner Länder neu evaluiert, wobei erwartet wird, dass jedes Mal höhere Ziele gesetzt werden. Substantielle finanzielle Hilfestellungen für Entwicklungsländer wurden vereinbart, um diese beim Umstieg auf erneuerbare Energien zu unterstützen. Das Vereinbarung stützt sich auf die sog. Intended Nationally Determined Contributions (INDC). Das sind mehr oder weniger freiwillig erarbeitete Vorschläge einzelner Nationen, was sie zur Problemlösung beitragen können. Allein durch die hier enthaltenen Ideen ist eine Begrenzung des Temperaturanstiegs im erwünschten Ausmaß nicht möglich, daher sind die Länder angehalten, sich mehr anzustrengen. Ein weiteres mehr oder weniger ausformuliertes Ziel ist das Erreichen des Maximums globaler Emissionen „so schnell wie möglich", wobei „in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts" ein „Gleichgewicht" zwischen anthropogenen Treibhausgasemissionen und dem „Entfernen durch Treibhausgassenken" hergestellt werden soll (Artikel 4). Der vage Punkt zum „Entfernen" sorgt für einige Spekulationen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten sowas zu machen, die simpelste ist viele Bäume zu Pflanzen. Das Dokument erkennt an, dass auch bei einem Anstieg von unter 2°C „gefährliche" Auswirkungen zu erwarten sind, was beispielsweise für einige vom Meeresspiegelanstieg bedrohte Inselstaaten ein Zeichen ist, dass die Weltgemeinschaft die Probleme kleiner Nationen zumindest theoretisch ernst nimmt. Obwohl nicht alle Ziele erreicht wurden, sind sich die meisten Analysen einig, dass die Konferenz ein Erfolg für kleine Länder war, die international keine wichtige Stimme haben, aber vom Klimawandel stark betroffen sind. So konnte sich beispielsweise das Climate Vulnerable Forum Gehör verschaffen, dem 43 Entwicklungsländer angehören. Die Vereinbarung tritt vollständig in Kraft wenn mindestens 55 Staaten, die für mindesten 55% der globalen Emissionen verantwortlich sind, den Beschluss nächstes Frühjahr ratifizieren.
Fazit
Wie am Anfang erwähnt, ist das wichtigste Ergebnis wohl überhaupt die Existenz eines Ergebnisses. Man hat erkannt, dass man ein Problem hat und das ist ja bekanntlich ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer Lösung. Die Formulierungen gehen weiter und sind konkreter als großteils erwartet wurde, was allerdings auch nicht schwierig ist, wenn man sehr niedrige Erwartungen hat. Die britische Zeitung Guardian hat es folgendermaßen formuliert:
By comparison to what it could have been, it's a miracle. By comparison to what it should have been, it's a disaster.
Wortlaut von Artikel 2 des Beschlusses:
1. This Agreement, in enhancing the implementation of the Convention, including its objective, aims to strengthen the global response to the threat of climate change, in the context of sustainable development and efforts to eradicate poverty, including by:
(a) Holding the increase in the global average temperature to well below 2 °C above pre-industrial levels and to pursue efforts to limit the temperature increase to 1.5 °C above pre-industrial levels, recognizing that this would significantly reduce the risks and impacts of climate change;
(b) Increasing the ability to adapt to the adverse impacts of climate change and foster climate resilience and low greenhouse gas emissions development, in a manner that does not threaten food production;
(c) Making finance flows consistent with a pathway towards low greenhouse gas emissions and climate resilient development.
2. This Agreement will be implemented to reflect equity and the principle of common but differentiated responsibilities and respective capabilities, in the light of different national circumstances.