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Wetterblog

WetterBlog 9 2024/25 | Der Atlantik serviert uns frisches Wetter

Im Westen immer was Neues

von Sebastian Müller 08.01.2025
Alles Gute kommt von oben, aber unser Wetter kommt meist von West. Im Atlantik formen sich die Zyklonen und Tröge und umschlingen dann die Alpen mit Fronten und Kaltlufteinbrüchen. Oder es rauscht einfach warme Luft aus dem Azorenhoch heran und bremst allen Skifahrspaß. Der Atlantik ist Europas Wetterküche, er ist immer noch fiebrig warm und in dieser Woche ist von allem was dabei.

Wetterlage - Westwetter

Der Winter erreichte gestern mit Verspätung nun auch die Alpensüdseite. Ein ausgedehnter Trog brachte in einer Südwestanströmung lang erwartete Schneefälle von den Seealpen bis ins Trentin. Wie von Kollege Orakel angekündigt, fielen die Schneemengen im Dreiländereck Italien-Österreich-Slowenien großzügig aus. Die Messstation Lavinal Lunc misst nun mehr als 60 cm Neuschnee, der aber bei einer Schneefallgrenze von rund 1500 m fiel. Bereits in der Nacht auf Montag hatten erste Schneefälle an der Alpenwestseite und am Alpennordhang für winterliche Bedingungen gesorgt. Wegen warmer Temperaturen meldete der SLF leider vermehrt nasse Lawinen, und auch mancher ConditionsReporter bemerkte die bremsende Wirkung von nassem Schnee. Aber wir blicken voraus.

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Aussichten - Kaltlufteinbruch

Im Verlauf des Mittwochs dreht die Höhenströmung mit der Ankunft und Vertiefung eines neuen Trogs wieder auf West-Nord-West. Damit sind erneute Niederschläge in den nördlichen Westalpen zu erwarten, mit einer Schneefallgrenze zwischen 1500 und 2000 m. Im Anschluss sorgt ein Kaltluftausbruch dafür, dass die Alpen über das Wochenende in lang ersehnte winterliche Temperaturen versetzt werden. Die Dinarischen Alpen in Kroatien bekommen auch Schneefälle und es sei die Möglichkeit einer Leezyklone in der Adria noch nicht ausgeschlossen. Wer also mit dem Auspacken seiner Wintersportgeräte auf gute Bedingungen gewartet hat, sollte das Wochenende nutzen – denn danach holt uns wieder das Azorenhoch ein und es wird wieder wärmer.

Wetterküche Nordatlantik

Im Nordatlantik transportiert der Golfstrom entlang der Ostküste der USA nahe der Oberfläche warmes Wasser von den Tropen in die Arktis und dann nach Europa. Im Zusammentreffen mit arktischen kalten Luftmassen kommt es in der Labrador-See zu Abkühlung und zum (konvektiven) Absinken der Wassermassen, die dann als Teil des "conveyor belts" in tiefen Schichten des Ozeans wieder gen Süden strömen. Durch sensible und latente Wärme- und Feuchteflüsse werden Zyklonen befeuert und daher ist uns der Nordatlantik auch als Wetterküche Europas bekannt. Natürlich liegt Europa in den mittleren Breiten, also in einer Westwindzone. Es liegt an günstiger Rossbywellenzahl, wenn die Zirkulation uns mal weitläufig von Osten erreicht. Seit nun mehr fast zwei Jahren sind die Meeresoberflächentemperaturen im Nordatlantik fiebrig überhöht - teilweise lagen sie 5 Standardabweichungen (0.16° C) über dem klimatologischen Mittel. Vorliegende Studie dokumentiert, dass als Folge dieses Fiebers marine Hitzewellen, also lokal abermals stark erhöhte Meeresoberflächentemperatur-Anomalien, ausgelöst werden. Als Ursachen des Fiebers nennt sie, natürlich, die Klimaerwärmung, aber auch einen Übergang in die warme Phase der multi-dekadischen Pazifik‐Atlantik‐Arktis (PAA) Mode und den Übergang von La Niña zu El Niño. Ich habe selbst von der PAA Mode nie gehört und finde es halbwegs enttäuschend, wenn solche Phänomene nur statistisch und nicht mechanistisch erklärt werden können - leider ist das häufig nur einfach alles, was einem bleibt. Ursache und Wirkung sind in dem so komplexen, aber immer stets balancierten Erdsystem einfach manchmal nicht zu trennen. Die Meeresoberflächentemperaturen im Nordatlantik sind weiterhin stark überhöht und es bleibt zu hoffen, dass in der Wetterküche nichts anbrennt.

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