Nachdem wir im Winter 2009 bereits fünf Skigebiete entlang des Powder-Highways in British Columbia abgeklappert hatten, beschlossen wir diesmal, einen Roadtrip durch den Wilden Westen Colorados in Angriff zu nehmen. Bestens ausgerüstet stiegen wir in München in den Flieger und landeten gute 17 Stunden später in Grand Junction, im Westen des höchstgelegenen Staates der USA.
Der große Vorteil an winzigen Regionalflughäfen: Keine zehn Minuten nach der Landung hatten wir bereits alle Ski inklusive Gepäck im Kofferraum des gemieteten Jeeps verstaut. Der Roadtrip konnte beginnen. Über die Interstate 70 ging es zunächst in östlicher Richtung bis Glenwood Springs, wo von einer Sekunde auf die andere der bereits vom Wetterbericht angekündigte Schneesturm begann. Alles halb so wild, schließlich waren wir ja gerade so weit gereist, um möglichst viel Powder zu bekommen. Kurz nach Mitternacht erreichten wir dann schließlich in wildem Schneegestöber unser erstes Ziel: Aspen, Colorado. Das Willkommensgeschenk in unserem urgemütlichen Zimmer mit eigenem Kamin versüßte uns zusätzlich die erste Nacht auf knapp 2500 Metern über dem Meer.
Beim Frühstück in dem netten Hotel merkten wir sogleich, dass wir genau an der richtigen Adresse waren. Kellner Walley diskutierte bereits mit den sieben Gästen im Frühstücksraum die besten Bowls und Powderruns bei diesem Wetter. Da Aspen insgesamt über vier Skigebiete verfügt, nahmen wir den Tipp des Locals dankend an und stiegen direkt vor der Haustüre in den Bus mit der Aufschrift Aspen Highlands.
Aspen Highlands
Die Highlands bestehen im Grunde gerademal aus vier Liften, erschließen jedoch vornehmlich steiles Gelände. So starteten wir am Cloud 9 Lift unsere Colorado-Ski-Experience bei guten 30 Zentimeter fluffigstem Neuschnee auf den am Vorabend präparierten Pisten. Exakt die richtige Einstimmung auf das was noch vor uns liegen sollte. "Why or Why not" lauteten nicht etwa die nächsten Fragen, sondern die Namen der zwei steilen unpräparierten Routen, die rechter Hand ins Olympic Bowl hinab führen. Beim ersten kurzen Hike zwecks eines Fotos, ging mir direkt ganz schön die Pumpe, kein Wunder bei einer Höhe von über 3500 Metern.
Wie in Amerikas Skigebieten üblich, trägt jeder Meter, ob auf einer Piste, zwischen Bäumen oder in weiten Hängen einen eigenen Namen. So sind Garmisch und St. Moritz nicht nur in Europa beliebte Destinationen von Freeridern, auch die gleichnamigen Runs in den Aspen Highlands machen richtig Laune.
Gegen Nachmittag erfahren wir, dass nach massiven Sprengungen das Highland Bowl freigegeben wurde, das als absolutes Highlight Aspens gilt. Die besten Runs muss man sich jedoch hart erarbeiten. Gute dreißig Minuten dauert der Aufstieg zum Gipfel, den man jedoch vor 14:30 Uhr absolvieren muss, um den Deep Temerity Sessellift für den Rückweg noch zu erwischen. Da der Sturm uns unbändig den Schnee von der rechten Seite aus ins Gesicht peitschte, benötigten wir an diesem ersten Nachmittag wohl noch deutlich länger. Null Sicht, dafür jedoch ein Meter Neuschnee.
Mit einem Freudenschrei stürzten wir uns die Flanken Namens G4 und G5 hinunter. Steil, weiß und unglaublich pulvrig, wie könnte man sich den letzten Run des ersten Tages besser vorstellen. Klar dass wir uns ein original Colorado Flat Tire Bier genehmigten, bevor wir unsere müden Beine im Whirlpool auf der Terrasse unseres Hotels regenerieren ließen.
Aspen Snowmass
Zweiter Tag, zweites Skigebiet, schließlich wollen wir ja Aspens Freeride-Potential erkunden. Snowmass, das größte der vier Skigebiete lautete Walleys Tipp für diesen Tag. Da der Himmel nach wie gar nicht erst daran denken wollte, den Schneefall zu stoppen, hatte es über Nacht erneut gute zwanzig Zentimeter Neuschnee gegeben. Glücklicher Weise hatten wir mit Kendyll, eine einheimische Riderin, die sich bereit erklärte, uns den die besten Runs von Snowmass zu zeigen.
Los ging es mit dem ewig langen Village Espress hinauf zu Sam?s Knob. Während wir uns beim Run Zugspitze noch einfach taten, brachte Powderhorn, die nördlichste Abfahrt des Gebietes, schon ins Schwitzen. Schließlich konnten selbst die Schneemassen der letzten zwei Tage die riesigen Buckel vollständig verschwinden lassen.
Als gegen Mittag die Sicht am Gipfel besser wurde, zögerten wir nicht lange und fuhren hinauf zum Big Burn, dem mit 3607 Metern höchsten Liftpunkt von Snowmass. Die Abfahrten Rock Island und Buckskin sind wahre Paradise für Cliff-Pillow-Lines. Zu guter Letzt blieb uns noch die Hanging Valley Wall, das größte Freeride-Areal des Gebietes.
Eine kurze Querung mit Ski auf den Schultern, einige Schwünge durch die steile Einfahrtsrinne und schon waren wir drinnen in dem weitläufigen Bowl. Gut 10 unterschiedliche Varianten standen uns laut Pistenplan zur Verfügung. Nicht besonders anspruchsvoll, dafür aber in epischer Breite und Vielfalt. Kein Wunder, dass wir insgesamt drei Male den klapprigen alten Sessellift "High Alpine" nahmen, um wenigstens einige Lines durch die einzigartigen Aspen-Trees des Hanging Valley kennen zu lernen.
Ja, die zwei Schneesturm Tage in Aspen waren für den Anfang schon richtig gut. Zum Glück soll s weiter schneien, danach ist Sonne angesagt. Jetzt schmeißen wir uns erstmal on the Road über den McClure Pass in Richtung Crested Butte.