Die beiden Extrem-Alpinisten Stephan Keck und Günter Burgsteiner haben sich zum Ausklang des Winters 2009 auf eine ganz besondere (Tor-)Tour begeben: Die Besteigung des 6.194 m hohen Mount McKinley (in Alaska Denali genannt).
Doch das reichte den beiden noch nicht: Nach erfolgreicher Überschreitung fuhren sie auf der anderen Bergseite mit Ski ab, und wanderten anschließend über 80 km zu Fuß durch die Tundra Alaskas zurück in die Zivilisation. Die beiden Bergsteiger überstanden auf dem höchsten Berg Nordamerikas einen sechstägigen Schneesturm in ihrer Schneehöhle…
03./04.05.09 Talkeetna
Wir sitzen in unserer Hütte und bereiten Ham and Eggs zu, American Food die Erste: Man gibt den Speck in die Pfanne, legt ihn auf den Boden der Pfanne aus, lässt das Ganze brutzeln und zuletzt ist noch ein Drittel vom Speck übrig, der Rest als Fett weggebrutzelt. Drei Eier drauf, beinhartes Brot dazu… Jetzt liege ich im Auto, denn im Cottage können wir nicht mehr sitzen, vor lauter Nebel und Gestank. Dann endlich die Abfahrt zum Airtaxi, schauen ob die Ski da sind, dann packen, umladen und ab ins Basislager.
Die Sonne scheint, nur ein paar Wolken sind schon da. Heute ist alles gut gegangen. Uns ist es warm, wir liegen im Zelt, Günter stinkt, aber das macht nichts. Um 12:30 sind wir mit dem Kleinflugzeug abgeflogen. Das Basecamp auf 2286 m haben wir nach ca. einer halben Stunde Flug erreicht und dann schnell den Zeltplatz eingerichtet. Das Basecamp ist noch nicht voll, es rund 50 bis 60 Leute da. Falls das Wetter hält, geht es morgen weiter ins Lager I. Je schneller wir nach oben kommen, umso höher die Chancen, eine Schlechtwetterphase zur Akklimatisation zu nützen.
Die Routenfindung war anfangs noch einfach und wir fanden eine perfekte Line, wodurch wir 3 km Weg sparen konnten. Das Wetter hat Anfangs auch noch gepasst, schon wenig später wäre unsere Abkürzung nicht mehr gegangen, da es zugezogen hatte. Die letzten Meter bis ins Lager I haben wir, außer der Spur der wir folgten, nichts mehr gesehen. Wir haben alle Leute, die mit uns aufstiegen, trotz unseres gemütlichen Tempos überholt, da außer uns alle einen Schlitten zogen. Im Lager angekommen haben wir einen vorhandenen Lagerplatz genutzt. Am Boden haben wir noch ein Loch in den Schnee geschaufelt, damit die Kälte absinken kann.
06.05.09 Lager II – 3234 m
Wir haben das Lager II erreicht. Bei guten Wetter und Windstille sind wir vormittags nur im Unterleiberl und mit einer normalen Laufhose zum Lager II aufgestiegen und haben es nach vier Stunden erreicht. Momentan geht es dem Günter nicht ganz so gut, eventuell hat er die Suppe nicht vertragen. Noch immer scheint die Sonne ins Zelt, kein Wind, strahlend blauer Himmel. Unser Plan für morgen: Aufstieg Lager 3, durch den Windy Corner, ungefähr 1000 Höhenmeter.
07.05.09 Lager III – 4420 m
Wir haben kurz vor dem Windy Corner zum Mittagessen gemütlich eine Fischdose gekocht. Erst um 11 Uhr sind wir aus dem Bett gekrochen, was ein recht guter Witz ist, da wir aus dem total vereisten Schlafsack krochen und dann gemütlich aufgestiegen sind. Am Anfang ist es ein wenig steiler, da haben wir die Ski gegen Steigeisen getauscht. Kurz vor dem Windy Corner haben wir wieder auf Ski gewechselt. Der Aufstieg war ziemlich angenehm. Bei schönstem Sonnenschein haben um 17 Uhr das Lager III erreicht.
Bei unserer Ankunft hatten wir einen sehr traurigen Empfang: Ein toter Bergsteiger, 61 Jahre, Herzinfarkt (laut Angaben der Ranger war ihm nicht zu helfen). Wir gehen vorbei und versuchen diese Tragik zu ignorieren.
Ich liege im Zelt und friere mir den Hintern ab. Der Wetterbericht für die nächsten zwei drei Tage ist noch gut. Wenn es für uns morgen halbwegs läuft, werden wir Richtung Lager IV aufsteigen.
08.05.–14.05.09 Lager III – 4420 m
Das Wetter ist nicht überragend und hat sich nun das erste Mal seit wir unterwegs sind verschlechtert. Im Aufstieg haben wir einen Fehler gemacht, indem wir im Daunenanzug gestartet sind: Nach 150 Höhenmetern sind wir ziemlich ausgeronnen wegen Hitzestau. Wir sind im Lager III angekommen. Es gibt hier ein fix besetztes Ranger-Zelt. Wir haben unser Zelt ein wenig abseits dazugeparkt und werden einen Ruhetag einlegen. Oben soll es sehr windig sein, das heißt 30-60 km/h, und bei minus 20°C ist das saukalt.
Wir verlassen unser erstes Lager III und errichten unser neues Lager III ca. 150 m höher. Es sieht so aus, als müssten wir die nächsten Tage hier verbringen. Laut Wetterbericht haben wir morgen Sturmwarnung in großer Höhe, das heißt über 150 km/h Wind, sogar im Lager III kann es uns mit 70-80 km/h erwischen. Wir haben alles aufgeräumt, die Ski flachgelegt und verstaut und auch sonst alles sturmfest montiert. Wir hoffen auf Wetterbesserung, – für fünf Tage haben wir Sprit, Gas und Essen. Und wenn es gar nicht tut, müssen wir uns irgendwo was ausleihen, kaufen oder klauen.