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Abenteuer & Reisen

SpotCheck | Cerro Bayo

Ski Boutique am Seeufer

von Lea Hartl 03.09.2016
Das Skigebiet Cerro Bayo bei Villa La Angostura im argentinischen Lake District steht ein wenig im Schatten des größeren, bekannteren Cerro Catedral auf der anderen Seeseite, muss sich aber mit nettem Touren- und Variantengelände keinesfalls verstecken. Außerdem ist deutlich weniger los.

Im Skigebiet, wie auch im Ort selbst, versucht man sich vom großen Nachbarn gegenüber (Bariloche, Cerro Catedral) abzuheben, in dem man ein etwas schickeres, älteres Publikum umwirbt. Die verkaterten Schülergruppen, die das Stadtbild von Bariloche prägen, sind hier ausdrücklich nicht erwünscht. Stattdessen wird das Skigebiet zur "Ski Boutique" deklariert. Die Straße zum Skigebiet zweigt aus Richtung Bariloche kommend kurz vor dem Ortseingang von Villa La Angostura nach rechts ab. Von hier sind es noch circa 10 Minuten zum Parkplatz. Die Tageskarte in der Hauptsaison kostet 950 Pesos (ca. 57 Euro).

Nach überwinden der matschig-ungeteerten Zufahrtstraße erwarten einen am Pistenauslauf ausgestellte Neuwagen. Teure Autos zu Deko- und Werbezwecken (und die Preise der Liftkarten) erinnern an Ischgl oder St. Anton - die kunstschneefreie, weiß-bräunliche Talabfahrt eher weniger. Ist man erstmal oben, zeigen sich schnell die wahren stärken des Gebiets: Das Variantengelände und die Aussicht. Der Cerro Bayo liegt quasi direkt über dem Nahuel Huapi See. Dahinter sieht man die Berge im Hinterland von Bariloche, inklusive dem mächtigen Tronador. In der anderen Richtung, hinter dem ergiebigen „Slackcountry" von Cerro Bayo, schimmert im Dunst der Vulkan Lanín.

Lifte und Pisten

Wir teilen uns die erste Gondelfahrt mit fünf etwa fünfjährigen Skikurskindern, die bei jedem Rumpeln der Gondel an den Liftstützen begeistert quietschen. Die Einfahrt in die Bergstation gestaltet sich besonders holprig, was die Kinder mit einem eloquenten „Sobrevivimos!!" - "Wir habens überlebt!" – kommentieren. Die erste Gondel ist nur etwas in die Jahre geraten. Die zweite Gondel zum höchsten Punkt des Skigebiets ist eine grundlegend eigenwilligere Konstruktion, die sicher den ein oder anderen Gondel-Nerd erfreuen würde. Neben den beiden Gondeln gibt es diverse Sessellifte, die mehr oder weniger das gleiche Gelände erschließen, wenn sie denn laufen. Die Pisten sind bei unserem Besuch im oberen Bereich gut in Schuss. Ganz unten wird der Schnee knapp, man kommt aber problemlos zum Parkplatz.

Gelände

Vor dem Bau der zweiten Gondelsektion vor ein paar Jahren war das interessanteste Lift-erschlossene Gelände mit einem kurzen Hike vom obersten Sessellift zu erreichen. Inzwischen kann man von der Bergstation aus entweder in den steilen, Cliff-durchsetzten Gipfelhang einfahren, oder ein Stück weit queren zu flacherem, offenem Gelände weiter skier's left. Bei guter Schneelage gibt es auch weiter unten im Wald einiges zu entdecken.

Wenn das pistennahe Gelände verspurt ist, gibt es zahlreiche lohnende Varianten mit kurzen Aufstiegen. Felle mitnehmen! Direkt an auf der Rückseite des Gondelgeländes liegt ein offensichtlicher, attraktiver Hang. Fährt man hier ab, muss man wieder zur Gondel aufsteigen. Bei sehr guter Schneelage gibt es Möglichkeiten nach Villa La Angostura abzufahren, das ist in „normalen" Jahren und ohne Ortskenntnis aber nicht sinnvoll.

Die Bergstation der Gondel liegt am Beginn eines langen, gewellten Rückens, der sich weit ins Tal hinein fortsetzt. Diesem Rücken folgend, erschließt sich weiteres lohnendes Gelände. Die Abfahrten und die dazu gehörigen Aufstiege sind meist relativ kurz, so dass man gut mehrere an einem Tag machen kann. Der Rücken selbst ist oft stark abgeweht und eisig, auch bei sonst gutem Schnee. Wer sich etwas weiter vom Lift weg bewegen will, ist je nach dem mit Steigeisen gut beraten. Wie in den Anden üblich, liegt der Schnee durch den fast ständigen Westwind großteils in den Osthängen. Wieder zurück ins Skigebiet gelangt man ebenfalls entlang des erwähnten Rückens. Man steigt ein Stück weit zurück auf und kann dann ins Variantengelände queren.

Weitere Touren und sogar eine mehrtägige Durchquerung nach San Martin de los Andes sind möglich, aber natürlich entsprechend komplizierter.

Fazit

Landschaftlich sehr schön gelegenes, eher kleines Skigebiet mit interessantem Variantengelände und lohnenden Möglichkeiten für liftunterstützte Skitouren.

Infostand: 2016

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