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Bergwissen

Welt der Wissenschaft | Rückschau ISSW2018: Lawinenunfälle

Was tut sich in der Schneewissenschaft?

von Lea Hartl 20.02.2020
Beim International Snow Science Workshop (ISSW) kommen alle zwei Jahre Wissenschaftler und Praktiker aus verschiedensten, aber immer schneebezogenen Themenbereichen zusammen. Unterteilt in verschiedene Themenblöcke – sog. Sessions – werden neue Erkenntnisse und Forschungsergebnisse präsentiert. Wir untergliedern das Ganze nochmal in mehr oder weniger verdauliche Häppchen und fassen alle zwei Wochen Sessions der ISSW2018 für euch zusammen.

Special Topic Avalanche Accidents (Session 13)

Die Beiträge dieser Session lassen sich in zwei Hauptkategorien gliedern: Einerseits werden einzelne Lawinenperioden bzw. Lawinenunfälle besprochen, die auf irgendeine Weise „besonders“ waren – etwa aufgrund besonders hoher Schäden oder extremer Wetterlagen. Andererseits widmen sich mehrere Forscherteams bzw. LWDs der langfristigen Entwicklung von Lawinenunfallstatistiken in ihrer Region und entsprechenden statistischen Mustern hinsichtlich: „Wer? Wieviele? Wann? Warum?“

Einzelne Ereignisse, Katastrophenlawinen, Extremsituationen

Anlässlich des 50. Gründungsjubiläums des Österreichischen Kuratoriums für alpine Sicherheit (KURASI), wurde an die beiden Lawinenunglücke erinnert, die für diese Gründung ausschlaggebend waren: Am 3. Januar 1965 wurde eine Gruppe niederländischer Jugendlicher auf der Straße zwischen Obertauern und dem Hotel Scheidegg von einer Lawine erfasst. 3 Personen kamen ums Leben. Am 2. März des gleichen Jahres wurde unweit des ersten Unfallorts ein Reisebus durch eine Lawine von der Straße geschoben. 14 Passagiere verstarben, viele weitere wurden verletzt. Der zweite Unfall hatte auch rechtliche Folgen, da die Straße zum Unfallzeitpunkt geöffnet war, und führte schließlich zur Gründung des KURASI, welches eine organisationsübergreifende, dokumentarische Funktion seither einnimmt. Zudem spricht das Kuratorium – auf Basis der mittlerweile sehr umfangreichen eigenen Datenbank – Empfehlungen zur Vermeidung von Alpinunfällen aus. (The catastrophic avalanches in 1965 near Obertauern and the 50th anniversary of the Austrian Board of Alpine Safety, Höller, O13.3)

Ein Lawinenunglück der jüngeren Vergangenheit, von dem sich Betroffene Veränderungen im Umgang mit der Lawinengefahr erhoffen, ist der Unfall in Sölden 2015, bei dem zwei Nachwuchsrennfahrer aus den USA ums Leben kamen. Die Familien der Opfer haben eine Organisation gegründet, die vor allem in den USA und im Rennsport Bewusstseinsbildung betreibt. Bei der ISSW forderte die Mutter eines Opfers, dass man die Gefahrenstufenskala umgestalten müsse, so dass LWS 3 bereits die maximale, potentiell tödliche Warnstufe darstellen solle. Zudem müsse die Kommunikation der Gefahr und der gesicherten und ungesicherten Bereiche in den Skigebieten verbessert werden. Sie kritisierte zudem das oftmals verharmlosende, Powder-lastige Marketing vieler Skigebiete (Soelden 2015 avalanche: What can be learned, Berlack, kein extended Abstract).

Die Lawine, die im Januar 2017 in Rigopiano (Italien) ein Hotel zerstörte, hatte ebenfalls ein rechtliches Nachspiel. Im Rahmen der Ermittlungen bzw. des Gerichtsverfahrens, wurden Experten als Gutachter herangezogen, um zu klären, wie es zu dieser Lawine kam und den Einsturz des Hotels aus bautechnischer Sicht zu untersuchen. Diese erläutern in einem Session-Beitrag die „forensische“ Lawinenkunde, die nach einer großen Schadenslawine stattfindet.

Die entsprechenden Schneedeckenuntersuchungen waren nicht nur aufgrund des Geländes und bestehender Lawinengefahr komplex, sondern mussten so schnell wie möglich durchgeführt werden, bevor sich die Bedingungen zu stark veränderten. Neben den üblichen Schneedeckenuntersuchungen wurde die Lawinenbahn detailliert vermessen, sowie Waldschäden genau erfasst, da diese Rückschlüsse auf die Lawinendynamik zulassen. Dendrochronologische Untersuchungen können theoretisch Indizien über die Häufigkeit großer Lawinen in bestimmten Lawinenstrichen liefern, allerdings kam man in diesem Fall zu dem Schluss, dass die Lawine so groß war, dass sie alle Bäume zerstört hätte, die frühere, ähnliche Lawinen „erlebt“ haben könnten. Geomorphologische, geophysikalische und GIS-basierte Untersuchungen deuten darauf hin, dass es am Unfallort schon früher große Lawinen gegeben haben könnte, dass diese aber selten auftreten (The 18th January 2017 Rigopiano avalanche disaster in Italiy – Analysis of the applied forensic field investigation techniques, Chiambretti et al., O13.4).

Weniger tragisch, aber aus wettertechnischer Sicht spektakulär, war der Starkniederschlag in Niederösterreich im April 2017. Der LWD NÖ lässt dieses Ereignis Revue passieren: Nachdem der tägliche Lagebericht schon Ende März eigestellt wurde, wurde man in der dritten Aprilwoche aus dem Sommerschlaf gerissen. In 30 Stunden fielen teils über 200cm Neuschnee. Am 20. April wurde in den Ybbstaler Alpen LWS 5 ausgegeben – für Niederösterreich sehr, sehr ungewöhnlich – und einige Straßen wurden gesperrt. Gleitschneelawinen waren das Hauptproblem. Es kamen keine Personen zu Schaden und der Tonfall im (deutschsprachigen) Rückblick des LWD NÖ wirkt eher erfreut-fasziniert als betroffen – beim Erstellen dieser Zusammenfassung war das durchaus eine willkommene Abwechslung zwischen all den überhaupt nicht erfreulichen Katastrophenmeldungen (Avalanche Danger Level 5 in Lower Austria in April 2017 - a Case Study, Studeregger et al., P13.6.).

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Lawinenunfälle in Österreich: Zahlen und Statistiken

Wissenschaftler des Instituts für Statistik der Universität Innsbruck haben ihre statistische Power auf die räumliche und zeitliche Verteilung tödlicher Lawinen in Österreich im Zeitraum 1967/68 – 2015/16 losgelassen (Spatial and temporal analysis of fatal off-piste and backcountry avalanche accidents in Austria with a comparison of results in Switzerland, France, Italy and the US, Pfeifer et al., O13.1). Hauptergebnis: Entgegen der landläufigen Meinung, dass die Zahl der Lawinentoten konstant bleibt, ist von Ende der 1960er bis Mitte der Nuller Jahre ein Anstieg zu verzeichnen, gefolgt von einer leichten Abnahme in den letzten Jahren. Die Häufigkeit von Unfällen mit mehr als einem Todesopfer geht deutlich zurück, was die Autoren spekulativ auf bessere Ausbildung und angepasstes Verhalten der WintersportlerInnen zurück führen (z.B. Einzeln fahren).

In einem zweiten Analyseteil werden die Unfallstatistiken nach Regionen und Gemeinden aufgeschlüsselt. Hierbei identifizieren die Autoren zwei Hotspots, an denen besonders viel passiert: Die Region Arlberg/Silvretta (u.a. Gemeinden St. Anton, Lech, Ischgl, Galtür) und die hinteren Ötztaler und Stubaier Alpen (u.a. Gemeinden Sölden, St. Leonhard, Längenfeld, Silz, St. Sigmund i. Sellrain, Neustift).

Das in dieser Session stark vertretene KURASI wertet ebenfalls Statistiken aus (Accidents related to snow in alpine terrain, Walter et al., P13.3). Neben Unfallort und Art des Unfalls wird in der KURASI Datenbank wenn möglich auch erfasst, ob sich Personen bei einem Lawinenabgang im Aufstieg oder in der Abfahrt befanden, sowie Details zu den Rettungsmaßnahmen und Alter und Geschlecht der Opfer. Zwischen 2005 und 2018 waren 2200 Männer und 410 Frauen an Lawinenunfällen beteiligt.

Die KURASI Daten kommen auch in einer weiteren Studie zum Einsatz, die versucht, mit statistischen Methoden heraus zu finden, ob sich Lawinenunfälle besonders dann häufen, wenn viele Touristen in Österreich zu Gast sind. Unfallzahlen werden mit Ferienzeiten und Nächtigungszahlen abgeglichen. In der Tat deuten die Ergebnisse darauf hin, dass mehr passiert, wenn mehr Leute da sind. Um das wirklich sauber von anderen Faktoren (Wetter, Schnee) zu trennen, sind weitere Untersuchungen notwendig (Statistical investigation of avalancheaccidents using natural and touristic impact factors, Fromm et al., P13.5).

Lawinendatenbanken in anderen Ländern

Lang nicht jedes Land, in dem es zu Lawinenunfällen kommt, hat eine so umfassende, zentral gesammelte Datengrundlage zu diesen Vorfällen. Im Gegenteil – in vielen Regionen außerhalb der Alpen und Nordamerikas sind Untersuchungen zu Lawinenunfällen erst in jüngerer Zeit überhaupt zum Forschungsthema geworden.

Ein Beitrag fasst beispielsweise zusammen, was über Lawinen in Bulgarien bekannt ist: Verglichen mit den Alpen ziemlich wenig (Avalanches in Bulgaria – Human and nature perspective, Panayotov, O13.5). Historische Aufzeichnungen erwähnen Lawinen vorwiegend im Kontext von Waldschäden. Noch immer gibt es keine zentrale Datenbank, die Lawinenunfälle in Bulgarien erfasst, oder Kartierungen von Lawinenstrichen. Seit dem Jahr 2000 betreibt die „Bulgarian Extreme and Freeskiing Association“ (BEFSA) eine inoffizielle Datenbank, in die auch Informationen aus Social Media eingespeist werden. Die Autoren betonen die Wichtigkeit der Unfallerfassung für die zukünftige Unfallprävention.

In den Rumänischen Karpathen werden Lawinenunfälle dagegen schon seit 1968/69 dokumentiert, zusammenhängend mit der Gründung einer Rumänischen Bergrettungsorganisation. Aus der Zeit von 1968/69 bis 2016/17 sind 152 Lawinenunfälle bekannt, bei denen 154 Personen ums Leben kamen. Seit der Saison 2003/04 gibt es eine nivometeorologische Abteilung im Rumänischen Wetterdienst, die in Zusammenarbeit mit dem Schneeforschungszentrum in Grenoble ein Lawinenwarnprogramm betreibt. Seit dessen Einführung, sowie der Einführung von Sprengmaßnahmen für Infrastruktursicherung, Ausbildungsprogrammen und einem allgemein zunehmendem Bewusstsein in der Bevölkerung ist die Zahl der Unfälle laut diesem Session Beitrag deutlich zurück gegangen (A History of snow avalanche accidents in the romanian carpathians, Voiculescu. Kein extended Abstract)

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Auch in der Slowakei erfasst der Bergrettungsdienst Lawinenunfälle. In den letzten 20 Jahren kamen hier 67 Personen durch Lawinen ums Leben. Wie in den anderen Ländern ist man um eine möglichst vollständige Dokumentation von Alpinunfällen bemüht, aber die Rekonstruktion historischer Ereignisse gestaltet sich mangels verlässlicher Aufzeichnungen schwierig. In Zukunft möchte man mit den polnischen Kollegen zusammenarbeiten, um Lawinenunfälle in der gesamten Tatra zu erfassen. Zu Lawinenunfällen in der Slowakei kommt es vor allem dort, wo besonders viele Menschen im winterlichen Gebirge unterwegs sind, etwa in der Nähe von Skigebieten (20 years of avalanche incidents in Slovakia – comprehensive overview, Biskupič et al., P13.4).

Aus Russland gibt es keine offiziellen Zahlen zu Lawinenunfällen, aber ein Forscherteam hat versucht, so viele Daten wie möglich aus unterschiedlichen Quellen zusammen zu tragen (Avalanche accidents in Russia Seliverstov et al., P13.7). Das erste dokumentierte Lawinenunglück in Russland geschah 1370 in der Stadt Nizhny Novgorod, wo offenbar Schnee an einer Flussböschung abging und ein Kloster beschädigte. In den 1930ern und 1940ern gab es mehrere Katastrophenlawinen in Bergregionen, bei denen teils über 50 Personen ums Leben kamen. Seit Anfang der 1990er liegt der Durchschnitt bei etwa 10 Lawinentoten im Jahr, wobei meistens Einheimische betroffen sind, die nicht aus Wintersportgründen unterwegs sind. Erst in der letzten Dekade hat sich das geändert: Mittlerweile sind die meisten Opfer Touristen. Im Jahresverlauf ändert sich auch das typische Lawinenopferprofil: Im März, wenn die meisten Skifahrer unterwegs sind, sind vor allem diese betroffen. Im Februar gibt es viele Unfälle, bei denen Straßen verschüttet werden. Im Januar sterben anteilsmäßig vor allem einheimische Kinder, die zu dieser Zeit Ferien haben. Im Juli - Hauptsaison für Bergsteiger auf den höheren Gipfeln, wo man auch im Sommer mit Lawinen zu tun haben kann – sind wiederum Bergtouristen die häufigsten Opfer.

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Pyrenäen

Abgesehen von den Österreichischen Alpen waren die Pyrenäen in dieser Session regional am stärksten vertreten. Ein Beitrag aus Andorra präsentiert detailliierte Aufzeichnungen zu einem Straßensicherungsprogramm, bei dem seit den 1980ern dokumentiert wird, wo wieviel gesprengt wurde, und ob bzw. was für Lawinen dabei ausgelöst wurden. Ein Abgleich dieser Daten mit den Wetterlagen am jeweiligen Tag zeigt - wenig überraschend - dass ein Zusammenhang zwischen Sprengtätigkeit bzw. Gefährdung der entsprechenden Straßen und viel Neuschnee besteht. Weniger eindeutig aber ebenfalls vorhanden ist ein Zusammenhang mit windigem Wetter nach Schneefällen (Evaluation of 30 years of Nivo-Meteorological and avalanche data in Andorra, Apodaka et al., P13.1). Der sehr aktive Lawinenwarndienst des Val D'Aran in den spanischen Zentralpyrenäen hat sich intensiv mit seinen „Kunden“ bzw. den Nutzern des örtlichen LLB befasst und ist mit zwei Beiträgen dabei:

„Für Lawinenwarndienste ist es heutzutage ein größere Herausforderung, effektiv mit den Endnutzern zu kommunizieren, als ein Bulletin zu schreiben.“ Vor diesem Kontext werden vier unterschiedliche Vorfälle näher untersucht, bei denen verschiedene Nutzergruppen unterschiedlichen Arten von Lawinenproblemen ausgesetzt waren (Reanalyis of recent avalanche accidents in Val D'Aran, Central Pyrenees: A communication challenge for different user groups, Gavaldà et al., O13.2).

  • Zwei gut ausgerüstete Finnische Freerider waren im Variantengelände von einer Altschnee-Lawine betroffen, die andere Personen über ihnen ausgelöst hatten. Mehrere Gruppen befanden sich im gleichen Hang. Die Finnen gaben an, den LLB der Gegend im Internet nicht gefunden zu haben. Aufgrund der Sprachbarriere kam es zu Kommunikationsschwierigkeiten zwischen den Betroffenen und den Rettungsdiensten.
  • Skitourengeher lösten auf einer Standardtour eine Lawine aus. Sie hatten den LLB gelesen, welcher auf ein Altschneeproblem hinwies, sich aber für eine bestimmte Abfahrt entschieden, nachdem sie gesehen hatten, wie eine andere Gruppe ähnliches Gelände befuhr.
  • Bei einer geführten Skitour in selten begangenem Gelände löste der sehr erfahrene Guide eine Lawine aus und wurde teilweise verschüttet. Der LLB hatte auf kritische Verhältnisse hingewiesen und die Gruppe bewegte sich in den angegebenen Gefahrenbereichen.
  • Ein Mitglied einer Gruppe Schneeschuhgeher wurde bei einem Spaziergang von einer von oben kommenden Nasschneelawine getroffen (keine schweren Verletzungen). Die Gruppe hatte keinerlei Erfahrung in der winterlichen Bergwelt und war sich keiner Gefahr bewusst.

Anhand dieser Vorfälle werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den verschiedenen Nutzergruppen herausgearbeitet. Davon ausgehend werden dann Ideen entwickelt, wie man die Botschaft des LLB besser unter die verschiedenen Leute bringt:

Um Freerider und Variantenfahrer zu erreichen, wünscht man sich eine engere Zusammenarbeit mit den Skigebieten. Diese könnten etwa die LLBs prominent aushängen. Zudem sei es für diese häufig aus Touristen bestehende Nutzergruppe besonders wichtig, den LLB zusätzlich zur Landessprache auch auf Englisch anzubieten und sicherzustellen, dass er leicht online zu finden ist.

Die „typischen“ Skitourengeher in den Pyrenäen lesen zwar den LLB, haben aber laut Studie häufig nicht ausreichend Erfahrung, diesen im Gelände in eine angemessene Entscheidungsfindung umzusetzen. Das liegt unter anderem daran, dass es in der Region zwar eine lange Bergsporttradition gibt, aber erst seit vergleichsweise kurzer Zeit Lawinenausbildungen angeboten werden. Skitourengehen ist ein relativ neuer Sport. Zudem sind heuristische Fallen besonders in dieser Nutzergruppe ein Problem, etwa „Scarcity“ - man möchte Powder fahren, wenn sich schon mal die seltene Möglichkeit bietet, oder „social facilitation“ - die anderen machen es doch auch! Die Autoren schlagen vor, die heuristischen Fallen in den LLB zu integrieren und verstärkt in Lawinenausbildungsprogramme zu investieren. Im Fall der geführten Gruppe bzw. professionellen Anwendern solle man ebenfalls verstärkt beim Faktor Mensch ansetzen. Einerseits bezüglich der heuristischen Fallen, andererseits durch verstärkte Anwendung des Konzepts der „strategic mindsets“ im Ausbildungs- und Führungsbetrieb.

Bei vollkommen unerfahren Gruppen, die sich noch nie über Lawinen Gedanken gemacht haben, sei es am sinnvollsten, die Zusammenarbeit mit der Hotellerie und Verleihshops zu stärken. So könne man zum Beispiel einführen, dass Schneeschuhe nur zusammen mit Sicherheitsausrüstung ausgeliehen werden können, oder ähnliche Maßnahmen ergreifen, die der Bewusstseinsbildung dienen.

Ein weiterer Beitrag des LWD Val D'Aran analysiert Lawinenunfälle in der Gegend im Zusammenhang mit den zum Unfallzeitpunkt vorherrschenden Lawinenproblemen, Gefahrenstufen, der Geländeart und Ergebnissen des AVALUATOR Trip Planning Tools (ähnliches Prinzip wie Stop or Go, 3x3). Erkenntnis: Die meisten – aber nicht alle - Unfälle passieren in komplexem Gelände bei LWS 3 und AVALUATOR Ergebnis „Nicht zu empfehlen“ (ATES mapping and typical Problems in Avalanche Accidents or Close-calls in Val d’Aran, Central Pyrenees, Seira et al., O13.6).

Fazit

„Lawinenunfälle“ ist wieder eins der breiteren Sessionthemen mit viel Interpretationsspielraum, was den konkreten Inhalt der Beiträge angeht. Dennoch kristallisieren sich dabei zwei Hauptthemenfelder heraus - „besondere“ Einzelfälle und statistische Auswertungen langer Zeitreihen. Das zeigt, dass in der Lawinenforschung gilt, was auch in vielen anderen Forschungsfeldern als Faustregel gewertet werden kann: Die detaillierte Auswertung einzelner Ereignisse (Case-Studies) ist für das Prozessverständnis, sowie Methoden- und Modellentwicklung unabdingbar. Man kann die Bedeutung solcher Ereignisse aber nur zuverlässig in das Gesamtbild einordnen, wenn man die großräumigen Muster und zeitliche Entwicklung dieses Gesamtbilds versteht. Dafür wiederum braucht man eine umfassende und belastbare Datengrundlage und diese zu schaffen ist alles andere als trivial.

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